Grundlagen der Schutzimpfung

  • Allgemeines
  • Schutzimpfungen im Überblick
  • Was geschieht im Körper?
  • Formen der Schutzimpfung
  • Grundimmunisierung und Auffrischung

Allgemeines

Impfungen dienen der Vorbeugung gegen die Ansteckung mit viral oder bakteriell übertragenen Infektionserkrankungen und werden demzufolge auch als Schutzimpfungen bezeichnet. Sie sollen Menschen auf künstlichem Wege gegen die jeweiligen Erregertypen immunisieren.

Die Wirkweise der Schutzimpfung imitiert die natürliche Reaktion des menschlichen Körpers auf das Eindringen eines Erregers: Das körpereigene Abwehrsystem bildet gegen Viren, Bakterien und andere Krankheitsüberträger mit den sogenannten Antikörpern spezifische Abwehrstoffe, die den Körper bei der Bekämpfung der Erreger unterstützen.

Zugleich bildet der Organismus Gedächtniszellen, die Informationen über die eingedrungenen Erreger abspeichern. Kommt es später zu einem erneuten Kontakt mit eben diesem Erreger, so sind die Gedächtniszellen in der Lage, umgehend die Bildung der entsprechenden Antikörper anzuregen.

Bei einer aktiven Schutzimpfung werden Krankheitserreger in den Körper eingebracht, die bereits abgetötet sind oder keine krankmachenden Fähigkeiten mehr besitzen. Dennoch erkennt das Immunsystem den Erreger. Nun werden passende Antikörper und Gedächtniszellen gebildet, die auch im Falle eines Kontaktes mit dem realen Erregertypus wirken und den Ausbruch der Krankheit unterbinden.

Eine passive Schutzimpfung erfolgt dagegen durch die Gabe einer als Immunserum bezeichneten Flüssigkeit, die bereits die passenden Antikörper enthält.


Herdenimmunität

Schutzimpfungen zielen nicht nur auf den Schutz einzelner Menschen. Ihre Wirkung kann sich unter bestimmten Voraussetzungen auch auf Personen ausdehnen, die nicht geimpft und damit nicht immunisiert sind.

Eine solche Situation ist dann erreicht, wenn mindestens 80 Prozent einer ganzen Bevölkerung die Impfung gegen einen bestimmten Krankheitserreger vorgenommen haben.

Der so erzielte Effekt wird auch als Herdenimmunität bezeichnet: Durch die ausreichend hohe Zahl an immunisierten Personen kann es dem Erreger nicht mehr gelingen, sich epidemieartig in der Gemeinschaft auszubreiten. So sind auch nicht-immune Menschen vor einer Ansteckung geschützt.

Schutzimpfungen im Überblick

Eine Pflicht, bestimmte Schutzimpfungen wahrzunehmen, gibt es in Deutschland derzeit nicht. Es liegt im Ermessen jedes Einzelnen, gegen welche Erregertypen er sich und seine Kinder immunisieren lassen möchte.

In Deutschland spricht die Ständige Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (STIKO) regelmäßig Empfehlungen für die Durchführung von Schutzimpfungen aus. Gegen die folgenden Erkrankungen sind derzeit Schutzimpfungen möglich:

 

Allgemeine Impfungen

Reiseimpfungen

Was geschieht im Körper?

Bei einer Infektion mit Erregern und Keimen reagiert das Immunsystem mit verschiedenen Abwehrpro­zessen, die bei einer Schutzimpfung nachgeahmt werden.

So kann sich das Immunsystem gegen Krankheitserreger jeder Art zur Wehr setzen. Darüber hinaus ist es dazu in der Lage, bestimmte Erreger wiederzuerkennen und entsprechende Abwehrmechanismen in Gang zu setzen. Diese Prozesse werden bei einer Schutzimpfung imitiert: das Serum löst auf künstlichem Wege eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers aus, um den Organismus für den Fall des Kontaktes mit einem Krankheitserreger zu schützen.


Immunreaktion

Kommt es zu Infektion, so setzen sich sofort spezifische Mechanismen in Gang, die den Erreger unschädlich zu machen versuchen. Dieser Prozess wird als Immunreaktion bezeichnet und beruht auf dem Zusammenwirken der beiden als spezifische und unspezifische Abwehr bezeichneten Teilsysteme der menschlichen Immunabwehr.

Die unspezifische Immunabwehr wird ausgelöst, sobald ein körperfremder oder schädlicher Stoff gleich welcher Art im Organismus erkannt wurde. Von den Zellen der unspezifischen Abwehr wird der Erreger – auch als Antigen bezeichnet – aufgenommen, in einzelne Teilstücke zerlegt und anschließend an die Zellen der spezifischen Abwehr übergeben.

Die spezifische Immunantwort unterscheidet sich von der unspezifischen insofern, als dass sie sich jeweils ganz gezielt gegen ein spezifisches Antigen richtet. Sie regt wiederum weitere Zellen an, die zur Bekämpfung des jeweiligen Erregers erforderlichen Antikörper auszubilden.

In den meisten Fällen gelingt es den Abwehrkörpern, den Krankheitserreger aktiv zu bekämpfen und aus dem Organismus zu entfernen. Unter Umständen ist das Immunsystem jedoch nicht dazu in der Lage, einen Erreger als solchen zu erkennen oder schnell genug eine entsprechende Immunreaktion zu initiieren, sodass der Infizierte im schlimmsten Falle verstirbt.


Immunologisches Gedächtnis

Die spezifische Immunabwehr ist außerdem dazu in der Lage, die Oberflächenstruktur bestimmter Erreger wiederzuerkennen. Dazu bildet sich ein Teil seiner Zellen während der Immunreaktion in sogenannte Gedächtniszellen um. Sie prägen sich die Eigenschaften des Erregers ein und ermöglichen bei einem erneuten Kontakt mit dem Antigen eine schnellere und verstärkte Neubildung von passenden Antikörpern.

Dieser Vorgang des Wiedererkennens von Krankheitserregern wird auch als immunologisches Gedächtnis bezeichnet. Es ermöglicht eine unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Erreger einsetzende Immunreaktion und kann so im besten Falle den Ausbruch einer Krankheit verhindern.

Formen der Schutzimpfung

Es lassen sich zwei grundlegende Prinzipien des Impfens unterscheiden: die aktive und die passive Schutzimpfung. Während bei der aktiven Immunisierung eine Infektion einschließlich der Bildung körpereigener Antikörper imitiert wird, bekommt die zu impfende Person bei einer passiven Schutzimpfung direkt die passenden Antikörper verabreicht.


Aktive Immunisierung

Die aktive Immunisierung wird so bezeichnet, da der Körper selbständig – also aktiv – Antikörper ausbildet. Dazu erhält er eine Injektion mit einem bereits abgetöteten oder einem in seinen krankmachenden Eigenschaften geschwächten Erreger.

Die Impfung löst nun die gleichen körperlichen Reaktionen wie bei einer tatsächlichen Ansteckung mit dem Erreger aus, allerdings verlaufen diese in einer deutlich abgemilderten Form. Mitunter verspürt der Geimpfte in den ersten Tagen nach der Impfung ein leichtes Krankheitsgefühl. Auf diese Weise erzeugt der Organismus nicht nur die spezifisch gegen den zugeführten Erreger wirkenden Antikörper. Darüber hinaus prägt er ein immunologisches Gedächtnis gegen das jeweilige Antigen aus.

Da es sich um einen toten oder stark geschwächten Erreger handelt, bricht die von ihm übertragene Krankheit nicht aus. Bei einem erneuten Eindringen des Erregers erkennt der Körper das Antigen wieder und aktiviert unverzüglich eine intensive Immunreaktion.

Bis sich nach einer aktiven Immunisierung der volle Impfschutz aufgebaut hat, können bis zu drei Wochen vergehen. Dafür bietet diese Methode den Geimpften für mehrere Jahre Schutz gegen den Erreger.


Passive Immunisierung

Das Einbringen von bereits gebildeten Antikörpern in den menschlichen Organismus wird als passive Immunisierung bezeichnet. Diese Abwehrstoffe stammen in der Regel von Menschen, die bereits mit dem jeweiligen Krankheitserreger infiziert waren und die Erkrankung durchgestanden haben. Eher selten sind die Antikörper tierischen Ursprungs.

Anders als die aktive entfaltet die passive Schutzimpfung ihre Wirkung sofort. Dieses Verfahren kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn der Verdacht auf eine Infektion besteht und der Krankheitsverlauf gemildert werden soll.

Es können sich außerdem solche Personen passiv impfen lassen, die aus Zeitmangel – zum Beispiel aufgrund einer kurzfristig geplanten Auslandsreise – eine sofortige Immunität gegen einen bestimmten Erreger benötigen. Passive Immunisierungen bieten den Geimpften stets nur für einen stark begrenzten Zeitraum von maximal drei Monaten Schutz.

Grundimmunisierung und Auffrischung

Bis zum vollendeten 14. Lebensmonat sollte jedes Kleinkind die von der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut empfohlenen Standardimpfungen erhalten haben.

Durch eine solche Grundimmunisierung verfügen bereits Babys über einen ausreichend widerstandsfähigen Immunschutz.

Für verschiedene Erregertypen liegen auch kombinierte Impfstoffe vor. Zum Beispiel genügt für die Prävention gegen Masern, Röteln und Mumps eine einzige Injektion. Einige Impfstoffe müssen mehrere Male in fest definierten zeitlichen Abständen verabreicht werden, bis der vollständige Impfschutz erreicht ist.

Verschiedene Impfungen wie zum Beispiel gegen Keuchhusten oder Tetanus bieten nur für einige Jahre Schutz und erfordern regelmäßige Auffrischungsimpfungen. Anders als bei der Grundimmunisierung ist für eine Auffrischung lediglich die einmalige Gabe einer nur geringen Dosis des Impfstoffes erforderlich.