Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Informationen über: ADS

  • Krankheitsbild
  • Diagnose
  • Ursachen
  • Verlauf/Folgen
  • Wann zum Arzt
  • Überblick
  • Medikamente
  • Homöopathische Arzneimittel
  • Schüßler Salze
  • Allgemeine Maßnahmen
  • Ernährung
  • Sport/Fitness
  • Sonstiges
  • Selbsthilfegruppen

Krankheitsbild

Hyperaktivität, vom Mediziner als Hyperkinetisches Syndrom oder kurz als HKS, ADS oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) bezeichnet, tritt je nach betrachtetem Schweregrad - bei zwei bis 19 Prozent aller Kinder auf. Jungen sind häufiger und stärker betroffen als Mädchen. Schon 1845 hat der Frankfurter Kinderarzt Heinrich Hoffmann bei seinem Zappelphilipp im Struwwelpeter typische Verhaltsauffälligkeiten beschrieben.


HKS tritt typischerweise bereits vor dem siebten. Lebensjahr auf

Charakteristische Merkmale sind motorische Unruhe (Hyperaktivität), Konzentrationsstörungen und Impulsivität (massive Schwierigkeiten, das eigene Verhalten zu planen und zu steuern). Die Kinder können sich in der Schule schlecht konzentrieren, rutschen ständig auf dem Stuhl hin und her oder springen während des Unterrichts unvermittelt auf. Durch die Unkonzentriertheit kommen sie schlecht mit und ernten schlechte Noten. Auch beim Spielen werden sie schnell abgelenkt, werden oftmals aggressiv, impulsiv und aufsässig.

Es handelt sich jedoch nicht, wie früher angenommen, ausschließlich um eine Kinderkrankheit. Denn bis zu 70 Prozent der Betroffenen weisen auch als Erwachsene Krankheitssymptome auf, dann stehen vor allem Konzentrationsstörungen im Vordergrund und weniger die Hyperaktivität.


Man unterscheidet Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADS) mit und ohne Hyperaktivität (ADHS)

und differenziert je nach Ausprägung der einzelnen Symptome drei Grundtypen:

  1. Mischtyp mit Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität in etwa gleicher Ausprägung
  2. Unaufmerksamkeitstyp (sogenannte Tagträumer)
  3. Hyperaktiv-Impulsiv-Typ mit dominierender Hyperaktivität

Bei Jungen dominieren Ausprägungen mit Hyperaktivität, während Mädchen eher zur Traumsuse neigen.


Motorische Unruhe

Das Kind zappelt, rutscht auf dem Stuhl herum, steht auf, auch wenn Sitzenbleiben erwartet wird (zum Beispiel in der Schule). Es hat einen übergroßen Bewegungsdrang, kann sich nicht ruhig und still beschäftigen, sondern ist immer auf Achse. Es folgt dem Bewegungsdrang, ohne einen Blick für Gefahren zu haben (zum Beispiel. beim Überqueren der Straße).


Konzentrationsstörungen 

Die Zeiten der Aufmerksamkeit und Konzentration sind nur kurz. Das Kind macht viele Lichtsinnsfehler, braucht ständige Abwechslung, bleibt nicht lange bei einer Sache. Es gerät schnell in Wut, wenn ihm etwas nicht gleich gelingt und wirkt abwesend, wenn man mit ihm spricht. Häufig verliert es Gegenstände des täglichen Gebrauchs, zum Beispiel Stifte, Hefte. Es reagiert offen auf äußere Reize, lässt sich leicht ablenken und kann die Aufmerksamkeit nicht konsequent auf eine Sache richten.


Impulsivität

Hinzu kommt eine gestörte Impulskontrolle. Das Kind kann Ideen, Gedanken oder Antworten nicht zurückhalten, sondern platzt einfach damit heraus. Es unterbricht andere, kann sich nicht an Regeln halten, stört beim Spielen in der Gruppe und kann nicht abwarten, bis es an der Reihe ist. Es hält sich auch häufig gegenüber fremden Personen nicht zurück und geht unbekümmert auf sie zu. Ihm fällt es schwer, gehorsam zu sein. Es folgt spontanen Gedanken, ohne mögliche Gefahren zu berücksichtigen und verletzt sich daher auch häufig.


Betroffene Kinder stoßen oft auf Ablehnung

Deshalb kommen zu den eigentlichen krankhaften Störungen weitere Schwierigkeiten dazu, die durch die Reaktion der Umwelt bedingt sind. Manche Kinder finden keine Freunde, andere werden traurig und emotional labil. Häufig wird auch den Eltern vorgeworfen, in der Erziehung versagt zu haben. Doch hyperaktive Kinder sind nicht einfach nur widerspenstig, faul, ungeschickt oder ungehorsam. Sie sind krank und leiden häufig stark unter dem Unverständnis und dem Tadel ihrer Umgebung. Deshalb ist es sehr wichtig, dass alle Bezugspersonen des Kindes, Eltern, Lehrer, Verwandte und auch Spielkameraden über die Erkrankung informiert werden!


Begleiterkrankungen sind häufig

Zu den häufigsten Begleiterkrankungen zählen die Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) und die Rechenschwäche (Dyskalkulie), sowie Angst, Depressionen, Tics (unkontrollierte Muskelzuckungen vorwiegend im Gesichtsbereich und/oder unkontrollierte Lautäußerungen) und Störungen beim Sozialverhalten.

Diagnose

Für die Diagnose des Hyperkinetischen Syndroms fehlen eindeutige und leicht messbare biologische Marker. Um sie dennoch sicher treffen zu können, verwendet der Arzt spezielle Fragebögen, die von den Eltern, den Lehrern oder anderen Bezugspersonen ausgefüllt werden. Darin sollen Eigenschaften und Reaktionen des Kindes beurteilt werden und nach ihrer Ausprägung eingestuft werden. Die Antworten werden mit Punkten bewertet. Die Diagnose steht fest, wenn das Kind eine bestimmte Mindestpunktzahl erreicht hat und auch andere Krankheitsmerkmale erfüllt sind, zum Beispiel Beginn der Symptomatik im Vorschulalter, Fortdauer der Störungen seit mindestens sechs Monaten und Auftreten der Verhaltensstörungen in verschiedenen Situationen. Auch moderne EDV-gestützte Diagnosesysteme zur Messung der Aufmerksamkeit werden eingesetzt, sowie Videodiagnostik, bei der bestimmte Übungen aufgezeichnet und Verhaltensmuster ausgewertet werden.

Ursachen

HKS wird vererbt

Hauptursache für die Erkrankung ist eine angeborene (genetisch bedingte) Störung der Nervenfunktion, die vor allem unter männlichen Verwandten vererbt wird. Betroffen sind bestimmte Nerven, die unter anderem für die Steuerung der Bewegung und für die Planung von Reaktionen in komplexen Situationen verantwortlich sind. Diese Nerven koordinieren gezielte und miteinander verbundene Handlungen und hemmen gleichzeitig alle Verhaltensweisen, die nicht zur Lösung des Problems beitragen. Sie arbeiten gewissermaßen wie ein Filter und halten alle Reize zurück, die nebensächlich sind und mit der momentanen Beschäftigung nichts zu tun haben. So werden überflüssige und überschießende Reaktionen verhindert. Wenn der Filter aber nicht richtig funktioniert, reagiert das Kind auf zu viele Reize. Es ist nicht fähig, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und sich auf eine Sache zu konzentrieren, ohne von anderen Reizen abgelenkt zu werden.

Die Nervenkommunikation kann beeinträchtigt sein

Auch die Kommunikation zwischen den Reiz-wahrnehmenden Nerven und solchen Nerven, die die Bewegung steuern, kann gestört sein. Das Kind führt dann unkontrollierte, übertriebene oder unorganisierte Bewegungen aus. Hinzu kommt, dass Kinder mit HKS ihre Hirnaktivität nicht gezielt auf eine bestimmte Aufgabe richten können. Gesunde Kinder dagegen können die entsprechenden Hirnbereiche gebündelt für eine einzige Tätigkeit einsetzen.

Die Nerven-Entwicklung kann verzögert sein

Nicht nur die Funktion der Nerven ist gestört, auch ihre Entwicklung. Denn typisch für HKS-Kinder ist eine Entwicklungsverzögerung. Bestimmte Nervenbahnen reifen bei HKS-Kindern erst im höheren Alter aus, während sie bei gesunden Kindern schon früher voll funktionsfähig sind.

Äußere Faktoren kommen hinzu

Neben dieser erblichen Komponente der HKS-Entstehung tragen verschiedene äußere Faktoren dazu bei, dass die Krankheit ausbricht. Welche Umstände aber dafür verantwortlich sind, liegt noch weitgehend im Dunkel. Diskutiert werden zum Beispiel wiederholte Streptokokken-Infektionen, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder Stress. Auch menschliche Beziehungen, die Familienverhältnisse, Erziehung und die Art der Lebensführung sollen eine Rolle spielen. Gesichert ist, dass Rauchen und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft das HKS-Risiko für das Kind erhöht.

Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten spielen keine Rolle

Der Verdacht, dass zwischen Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder dem Konsum von Zucker oder Süßstoffen und HKS ein Zusammenhang bestehen könnte, ließ sich in wissenschaftlichen Studien nicht bestätigen.

Verlauf/Folgen

Mit zwei bis drei Jahren sind erste Symptome erkennbar

Die ersten Anzeichen für das HKS fallen bereits im Kleinkindalter (zwei bis drei Jahre) auf. Bei den meisten Kindern tritt die Erkrankung aber erst in der Schulzeit voll zu Tage, weil dann Konzentration und Aufmerksamkeit verstärkt gefragt sind. Bei einem bis zwei Dritteln der betroffenen Kinder bleibt das HKS bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Die Pubertät ist verzögert

HKS-Kinder kommen später in die Pubertät als ihre Altersgenossen. In der Teeny-Zeit lassen häufig die schulischen Leistungen so stark nach, dass selbst sehr intelligente Kinder einen schlechteren Ausbildungsstand erreichen als ihre Geschwister. Nicht selten leiden HKS-Kinder und -Teenies deshalb auch unter schweren Minderwertigkeitskomplexen.

Im Jugendalter schlägt die Symptomatik des HKS auffällig um.

Aus dem Zappelphilipp wird eine Schlaftablette, die Überaktivität wandelt sich in Antriebslosigkeit. Das Hauptproblem aber, das Aufmerksamkeitsdefizit, bleibt. Jugendliche oder erwachsene HKS-Patienten tun sich schwer damit, im Beruf konstante Leistungen zu erbringen. Sie sind zwar zu kurzfristigen Höchstleistungen fähig, halten aber einer Dauerbelastung nicht Stand. Konzentrationsschwäche und ständige Ablenkbarkeit, verbunden mit einer sehr niedrigen Frustrationstoleranz, stellen die Hauptprobleme dar.

Ausgeprägte Hyperaktivität im Erwachsenenalter gibt es nur selten.

Hauptsächlich leiden auch nur die Familienangehörigen unter der ständigen Unrast der Betroffenen, weniger der Erkrankte selbst. Dagegen plagen den Patienten seine innere Unruhe, die Suche nach ständiger Abwechslung und die Aversion gegen Routine. Dazu kommen ständige Stimmungsschwankungen, die zügiges und konstantes Arbeiten erst recht unmöglich machen.

Der Arbeitsplatz steht auf dem Spiel

Die genannten Probleme der HKS-Patienten führen zu immensen Schwierigkeiten im Ausbildungs- und Berufsleben. In vielen Fällen können Betroffene keinen ihrer Begabung entsprechenden Beruf lernen oder ausüben, weil mangelhafte Konzentration, Stimmungsschwankungen, Ablenkbarkeit und impulsive Reaktionen vom Arbeitgeber nicht hingenommen werden können. Frust und Selbstzweifel folgen daraus für den Betroffenen.

Wann zum Arzt

Wenn Sie bei Ihrem Kind Verhaltensmuster entdecken, die Sie auf den Verdacht Hyperkinetisches Syndrom bringen, dann wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt. Und wenn Sie selbst ständig unkonzentriert, ablenkbar und unruhig sind, dann vertrauen Sie sich ebenfalls einem Arzt an. Sprechen Sie offen über Ihre Probleme, nur dann kann Ihnen geholfen werden!

Überblick

HKS-Kinder

Die Behandlung von HKS-Kindern erfolgt als so genannte multimodale Therapie. Sie umfasst mehrere Lebensbereiche und besteht aus

  • speziellen Medikamenten
  • Verhaltenstherapie und
  • richtiger Ernährung.

Die Medikamente sollen die Störungen in der Nervenfunktion ausgleichen. Kinder, die mit diesen Medikamenten behandelt werden, haben im Jugend- und Erwachsenenalter bessere Chancen, sich in ein normales soziales und berufliches Leben einzufinden.

Die Verhaltenstherapie erfolgt mit dem Kind in seiner gewohnten Umgebung: in der Familie, bei den Freunden und den Lehrern. Die Bezugspersonen des Kindes müssen unbedingt über die Krankheit informiert und am besten auch in die Therapie integriert werden!

Die richtige Ernährung besteht in einer gesunden Ernährung, die alle erforderlichen Nährstoffe inklusive Vitaminen und Mineralstoffen liefert.

Außerdem braucht das Kind ausreichende Möglichkeiten zur Bewegung. In körperlicher Bewegung und Sport findet es ein Ventil für seinen Bewegungsdrang.

HKS-Erwachsene

Behandeln Sie sich nicht selbst! Koffein, Nikotin oder Alkohol beispielsweise bringen keine dauerhafte Besserung!

Empfohlen wird eine Verhaltens- oder Psychotherapie. Dadurch können Sie wieder Selbstvertrauen gewinnen und lernen, Ihre Begabungen in erfolgreiches Handeln umzusetzen sowie mit Ihrer Andersartigkeit sinnvoll umzugehen.

Medikamente, die Ihr Arzt individuell für Sie auswählt, unterstützen diesen Lernprozess.

Medikamente

Wichtiges Standbein der Therapie: die Arzneitherapie

Wenn die Verhaltensauffälligkeiten sehr stark ausgeprägt sind oder andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, empfehlen die Mediziner in der Regel eine medikamentöse Therapie. Manchmal kommen die Kinder durch unterstützende Maßnahmen nach einiger Zeit ohne Arzneimittel aus, in anderen Fällen sind sie viele Jahre lang erforderlich.

Zur Behandlung werden interessanterweise Stoffe eingesetzt, die bei Gesunden anregend und aufputschend wirken, so genannte Stimulanzien. Sie sollen das Ungleichgewicht bei den Nervenbotenstoffen ausgleichen. Bei HKS-Kindern verbessern sie die Nervenfunktionen, die nicht korrekt ablaufen. Nach der Einnahme können die Kinder ihre Energien besser gezielt einsetzen und sich zum Beispiel besser konzentrieren. Auch Intelligenztests fallen unter der Therapie oft deutlich besser aus als ohne Behandlung.

Entgegen der landläufigen Meinung werden die Kinder nicht ruhig gestellt durch die Arzneitherapie. Positive Eigenschaften wie Kreativität und Hilfsbereitschaft bleiben unangetastet

Die Stimulanzien unterstehen dem Betäubungsmittelgesetz, weil sie als Suchtmittel missbraucht werden können. Wenn sie jedoch zur Behandlung von HKS-Kindern gemäß den Vorgaben des Arztes eingesetzt werden, entstehen für das Kind keinerlei Suchtgefahren. Im Gegenteil: HKS-Kranke, die als Kinder mit Stimulanzien behandelt wurden, werden im Jugend- und Erwachsenenalter deutlich seltener alkohol- und drogensüchtig als ihre unbehandelten Leidensgenossen!

Die meisten Kinder vertragen die Medikamente sehr gut und reagieren mit deutlichen Verbesserungen auf die Therapie. Dennoch treten manchmal Nebenwirkungen auf, über die Sie informiert sein sollten. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker darüber.

Wichtig: Zusätzliche Verhaltenstherapie

Die behandelten Kinder spüren ihre Verbesserungen. Da geschieht es leicht, dass sie dafür allein das Medikament verantwortlich machen. Sie sollten aber vielmehr lernen, dass sie auch selbst die Kraft haben können, ihr Verhalten zu verbessern. Sonst entsteht eine gedankliche (keine körperliche!) Abhängigkeit vom Medikament. Die Verhaltenstherapie dagegen arbeitet daran, das Vertrauen des Kindes in seine eigenen Kräfte zu verstärken. Deshalb sollten immer beide Therapien verbunden werden.

Homöopathische Arzneimittel

Folgende Aufstellung listet homöopathische Einzelmittel, die in Studien bei leichten bis mittelschwerem HKS Erfolge gezeigt haben. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Agaricus 

 

Anhalonium 

 

Belladonna 

 

Calcium carbonicum   

 

Carcinosinum 

 

Causticum  

 

Cina 

 

Hyoscyamus niger   

 

Lycopodium   

 

Nux vomica   

 

Phosphor  

 

Stramonium  

 

Sulphur   

 

Tarentula hispanica  

 

Tuberculinum  

 

Veratrum album    

 

Entscheidend für den Erfolg einer homöopathischen HKS-Therapie ist, dass nicht einfach homöopathische Einzelmittel durchprobiert werden, sondern eine konstitutionelle homöopathische Behandlung erfolgt. Denn jedes Kind mit HKS ist anders.

Darüber hinaus wird gegen HKS das homöopathisches Komplexmittel Zappelin angeboten. Seine Anwendung wird jedoch nur bei leichten bis mittelschweren Fällen empfohlen.

Schüßler Salze

Zur Behandlung der Hyperaktivität hat sich folgende Einnahme bewährt:

Bei folgendem Erscheinungsbild

gilt folgendes Einnahmeschema :

bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit, Angst und Lernstörungen

Jeweils als "Heisse 7" Kalium phosphoricum D6 Nr. 5 morgens Magnesium phosphoricum D6 Nr. 7 abends

Körperlich und geistig "aufgedrehte" Personen, die dann schnell erschöpft sind

Natrium chloratum D6 Nr. 8 3xtgl. 1-2 Tbl.

Allgemeine Maßnahmen

Zweites Standbein der Therapie: die Verhaltenstherapie

Neben der medikamentösen Behandlung werden mit Hilfe der Verhaltenstherapie die besten Ergebnisse erzielt. Sie trägt stark dazu bei, dass das Kind lernt, das eigene Verhalten zu kontrollieren. Häufig bessern sich auch soziale Beziehungen und das Familienleben. Am besten nehmen Sie Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe auf oder wenden sich an Ihren Arzt oder eine Kinderpsychiatrische Klinik. Dort erfahren Sie, wo in Ihrer Nähe eine solche Therapie angeboten wird.

Die Schwerpunkte der Verhaltenstherapie sind:

  • Aufklärungsarbeit: Eltern, Verwandte und weitere Bezugspersonen, Lehrer bzw. Kindergarten-Betreuer werden über die Krankheit informiert und erhalten Hilfen, wie sie mit einem betroffenen Kind umgehen sollten
  • Praktische Therapie von Eltern und Bezugspersonen im häuslichen Bereich, aber auch in der Schule beziehungsweise im Kindergarten. Typische Problemsituationen werden hier zum Thema
  • Verhaltenstraining: Einübung von Selbstkontrolle und Verhaltenssteuerung bei Kindern im Schulalter

Strategien zur Verbesserung von Konzentration und Lernen

Setzen Sie feste Lernzeiten fest

Zum Beispiel nach einer kurzen Pause nach dem Mittagessen oder auch am späteren Nachmittag. Zum Schluss der Hausaufgaben sollte das Kind die Schultasche für den folgenden Tag vorbereiten. Dies dient als Abschluss-Signal und vermeidet Hektik am Morgen.

Stellen Sie Ihrem Kind einen eigenen Arbeitsplatz zur Verfügung

Hier sollte das Kind Ruhe haben und nicht gestört oder abgelenkt werden. Es darf keine Musik laufen, das Kind sollte alleine sein. Sorgen Sie dafür, dass der Schreibtisch aufgeräumt ist (Unordnung lenkt ab!). Am besten nutzen Sie den Tisch immer nur für die Hausaufgaben und einen anderen Tisch zum Basteln und Spielen.

Sorgen Sie für ein Erfolgserlebnis am Anfang

Die erste (Haus-)Aufgabe sollte dem Kind Spaß machen und Erfolg bringen. Danach werden die komplizierteren Aufgaben bearbeitet. Wiederum mit einer leichten und Erfolg versprechenden Aufgabe sollte das Kind dann die Lernzeit beenden.

Strukturieren Sie die Hausaufgaben zusammen mit Ihrem Kind

Unterteilen Sie die Aufgaben in einzelne überschaubare Teilaufgaben. Dabei lernt das Kind, strukturiert vorzugehen. Zudem hat es ein Erfolgserlebnis nach jedem Teilbereich, den es schon abgearbeitet hat.

Bringen Sie Abwechslung ins Lernen

Vor allem bei schwierigen Lerninhalten hat es sich bewährt, verschiedene Lernmethoden zu kombinieren. Dabei bieten sich an: Lernen durch Schreiben (zum Beispiel Vokabeln aufschreiben), Lernen durch Hören (Textabschnitte vorlesen oder sogar auf Kassette aufnehmen und mehrfach abhören) oder Lernen durch Tun (zum Beispiel Eselsbrücken aufmalen, mathematische Spiele, Vokabelspiele)

Verordnen Sie regelmäßige Pausen

Alle 15 bis 30 Minuten (je nach Alter und Konzentrationsfähigkeit des Kindes) muss es eine Pause haben, in der es sich bewegen darf, an die frische Luft gehen oder sich entspannen kann. Achtung: Die Pause sollte nur fünf Minuten dauern, sonst wird das Kind zu stark abgelenkt.

Ein aufgeräumter Schreibtisch wirkt reizärmer. Computer, Fernseher abschalten!

Loben Sie großzügig

Belohnen Sie Ihr Kind für erledigte Arbeiten. Stellen Sie die Belohnung vorher in Aussicht. Das gibt Motivation. Und zeigen Sie Zuneigung! HKS-Kinder brauchen viel Liebe!

Ernährung

Hyperaktive Kinder brauchen eine gesunde Ernährung

Die Nahrung sollte den Kindern nicht nur ausreichend Energie zur Verfügung stellen, sondern vor allem ihren Bedarf an lebenswichtigen Mineralstoffen und Vitaminen decken. Dazu eignet sich am besten eine abwechslungsreiche vollwertige Kost. Die Grundsätze:

Gut sind: frisches Obst und Gemüse, frisch gepresste Säfte, Vollkorn, magere Fleisch- und Wurstwaren, fettarme Milchprodukte, Fisch.

Ungünstig sind: Weißmehl-Produkte, Süßigkeiten, Fast Food, Konserven, Knabberartikel, fetter Brotbelag (fette Wurst, fetter Käse).

HKS-Betroffene weisen häufig einen Mangel an Nährstoffen auf

Insbesondere folgende Nährstoffe fehlen oft in ausreichender Menge:

  • die Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure)
  • die Omega-6-Fettsäuren AA (Arachidonsäure) und GLA (Gamma-Linolensäure)
  • die Mineralstoffe Magnesium und Zink.
  • die Aminosäure Carnithin. So sollen bei Betroffenen die Konzentrationen an Phenylalanin und Glutamin oft besonders gering und die Glycin-Konzentration erhöht sein. Eine Supplementierung mit Carnithin soll die Symptome verbessern helfen.

Ein entsprechender Mangel lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen.

Als wirksame Gegenmaßnahme haben sich bei verschiedenen klinischen Studien bilanzierte Diäten mit folgenden Tagesdosen erwiesen:

  • ungefähr 500 Milligramm DHA
  • ungefähr 100 Milligramm GLA
  • ungefähr 40 Milligramm AA
  • 200 Milligramm Magnesium
  • zehn Milligramm Zink

Bei leichteren Krankheitsfällen kann man auch auf entsprechende Supplemente zurückgreifen.

Lebensmittel-Zusatzstoffe meiden

Möglicherweise können Zusatzstoffe in Lebensmitteln die Hyperaktivität bei Kindern steigern. In Verdacht geraten sind insbesondere Farbstoffe, beispielsweise enthalten in Gummibärchen, und Konservierungsstoffe. Probieren Sie es ggf. aus und ernähren Sie Ihr Kind eine Zeit lang mit zusatzstoff-freien Nahrungsmitteln. Einen Versuch ist es sicherlich wert.

Spezialdiäten bei HKS

Mehrere Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen dem HKS und der Ernährung. Allerdings lassen sich die Ergebnisse nicht verallgemeinern, denn die einzelnen Kinder reagieren sehr unterschiedlich. Daher kommt es, dass zahlreiche verschiedene Nährstoffe und Lebensmittel im Verdacht stehen, hyperkinetische Symptome hervorzurufen, zum Beispiel:

  • Glutaminsäure (= Geschmacksverstärker, in nahezu allen Fertiggerichten und Gewürz-Mischungen, in Hartwurst und Hartkäse, Hefe)
  • Blei (wegen der Bodenbelastung in Obst und Gemüse, im Trinkwasser aus alten Wasserleitungen)
  • Quecksilber (in Fischen, Pilzen)
  • künstliche Farb- und Aromastoffe
  • Kuh- und Ziegenmilch, Käse
  • Eier
  • Kakao, Schokolade
  • Zucker
  • Orangen, Mais, Trauben, Zitrusfrüchte
  • Weizen
  • Erdnüsse

Aufgrund der Vielzahl der Lebensmittel, die möglicherweise Einfluss haben können, lässt sich keine für alle Kinder geltende Empfehlung aussprechen. In Einzelfällen sollen sich folgende Diäten bewährt haben:

  • Oligoantigene Diät nach Dr. Egger
  • Phosphatarme Diät nach Hafer
  • Diät nach Feingold.

Oligoantigene Diät nach Dr. Egger

In Untersuchungen fand Dr. Egger heraus, dass zahlreiche verschiedene Nahrungsmittel hyperaktives Verhalten hervorrufen können: Farb- und Konservierungsstoffe, Kuhmilch, Schokolade, Trauben, Weizen, Zitrusfrüchte, Käse, Eier, Erdnüsse, Mais, Fisch u. a. Diese Lebensmittel sollen deshalb in der von ihm konzipierten Diät vermieden werden.

Erlaubt sind:

Fleisch

Huhn, Lamm, Truthahn

Nährmittel

Reis, Kartoffeln

Gemüse

Kohl, Blumenkohl, Karotten, Sellerie, Gurken, Kürbis, Zwiebel, Lauch

Obst

Äpfel, Birnen, Bananen, Pfirsiche, Aprikosen, Ananas, Melonen

Getränke

Obst- und Gemüsesäfte ohne Zuckerzusatz (aus oben genannten Sorten), Wasser und alle Kräutertees

Fett

Margarine, Sonnenblumenöl

 

Dr. Egger rät, diese Diät drei bis vier Wochen durchzuhalten. Wenn dann keine Besserung eintritt, sollten Sie die Diät abbrechen. Falls jedoch eine Besserung zu bemerken ist, dann führen Sie die weggelassenen Lebensmittel eines nach dem anderen wieder ein und beobachten das Kind. In Zukunft vermeiden Sie dann nur noch die wenigen Lebensmittel, auf deren Genuss hin sich die Erkrankung des Kindes wieder verschlechtert hat.

Achtung: Calcium-Mangel!

Wie Sie sehen, werden bei dieser Diät überhaupt keine Milch- und Milchprodukte verzehrt. Dies sind aber die wichtigsten Calciumlieferanten! Deshalb benötigt Ihr Kind dringend eine zusätzliche Ergänzung der Nahrung mit einem Calciumpräparat, denn Calcium ist für den Aufbau der Knochen extrem wichtig.

Phosphatarme Diät nach Hafer

Diese Diät entstand unter der Annahme, dass Phosphat eine wesentliche Ursache für die Hyperaktivität darstelle. Mittlerweile weiß man aber, dass dies nicht zutrifft. Dennoch sprechen manche Kinder auf die phosphatarme Ernährung an. Da bei der Diät aber hauptsächlich Lebensmittel weggelassen werden, die generell häufig Allergien verursachen, zum Beispiel Milch, Käse, Zitrusfrüchte oder künstliche Farbstoffe, geht der positive Effekt wohl eher darauf zurück als auf die verringerte Phosphatmenge.

Verbotene Lebensmittel nach Frau Hafer:

Eier, Kakao, Schokolade, Nüsse, Mandeln, Haferflocken, Müsli, Milch, Quark, Käse, viele Früchte (vor allem Zitrusfrüchte), Brühwürste (Wiener, Frankfurter, Bockwurst), Eis, Fertigpudding, Schmelzkäse, Softdrinks, koffeinhaltige Getränke, Backpulver und Zucker

Erlaubt sind: Gemüse, Kartoffeln, Weizen- und Roggenmehl, Reis, Fleisch, Fisch und in Maßen Obst und Eigelb. Zusätzlich empfiehlt sie, Aluminiumhydroxid und etwas Speiseessig einzunehmen.

Auch hier gilt: Das für die Knochenentwicklung so wichtige Calcium wird bei dieser Diät zu wenig zugeführt. Deshalb unbedingt ergänzen!

Diät nach Feingold

Die in verschiedenen Untersuchungen immer wieder gemachte Beobachtung, dass viele hyperaktive Kinder auf künstliche Farbstoffe reagieren, hat zur Entwicklung dieser Spezialdiät geführt. Sie verbietet alle künstlich gefärbten Lebensmittel. Feingold hat die Farbstoffliste darüber hinaus um zwei weitere Stoff erweitert: das Antioxidans BHT (= E321, ein Lebensmittelzusatzstoff) und Salizylate.

Ob einem Lebensmittel Farbstoffe zugesetzt wurden, können Sie den Angaben auf der Verpackung entnehmen. Auch die Antioxidantien sind dort aufgeführt.

Salizylate kommen vor in Äpfeln, Aprikosen, Heidelbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Trauben, Rosinen, Mandeln und Tomaten. Dass Salizylate bei der Entstehung des HKS eine Rolle spielen, konnte jedoch nicht bestätigt werden.

Sport/Fitness

Hyperaktive Kinder haben einen sehr großen Bewegungsdrang. Deshalb spielt auch in der Therapie die Bewegung eine besondere Rolle. Denn bei der Bewegung können die Kinder Dampf ablassen und ihre Hyperaktivität abbauen.

Drei Regeln sind bei der Auswahl der geeigneten Sportart zu beachten:

1. Der Sport sollte täglich ausgeführt werden können.

2. Die Sportart muss dem Bewegungsdrang der Kinder ausreichend entgegenkommen.

3. Der Sport sollte dem Kind Abwechslung bieten, Spaß machen und Erfolg bringen.

Bewährt hat sich bei manchen Kindern auch eine Trainingseinheit abends vor dem Schlafengehen. Sie schlafen dann deutlich schneller ein.

Empfehlenswerte Sportarten

Tennis, Tischtennis, Badminton, Reiten, Segeln, Surfen (falls täglich möglich!)

Weniger geeignete Sportarten

Joggen (ist manchen Kindern zu langweilig), Kampfsportarten (verlangen zu viel Disziplin und bieten zu wenig Bewegung), Mannschaftsportarten (Training findet zu selten statt, Regelverstoß führt zum Ausschluss)

Sonstiges

Erfolg versprechend soll eine Familientherapie mit Sahaja Yoga sein. Die zugehörige Meditation kann Eltern und Kindern helfen, ihre eigene Unruhe zu beherrschen. Bei der Sahaya-Yoga Mediation handelt es sich um eine uralte östliche Meditationstechnik, die allerdings vorwiegend von Sekten-Anhängern ausgeübt wird.

Hilfreiche weitere Hinweise finden Sie auf http://www.adhs.info/fuer-eltern.html (für Eltern) oder
http://www.adhs.info/fuer-paedagogen.html (für Lehrer)

Selbsthilfegruppen

Arbeitskreis überaktives Kind e.V.

Bundesgeschäftstelle
Dieterichsstr. 9
30159 Hannover
Telefon: 0511/3632729
Telefax: 0511/3632772


BAG zur Förderung v. Kindern u. Jugendl. m. Teilleistungsstör. (MCD, HKS) e.V.

Hr. Andreas Herzog
Postfach 450246
50877 Köln
Telefon: 0221/4972719
Telefax: 0221/4911464
Email: info@bag-tl.de
Internet: http://www.bag-tl.de


Bundesverband der Elterninitiativen zur Förderung hyperaktiver Kinder e.V.

Postfach 60
91291 Forchheim
Telefon: 09191/34874
Telefax: 09191/34874
Email: BVdE@t-online.de
Internet: http://www.osn.de/user/hunter/badd.htm


EIFER e.V. Elterninit. für Integr. und zur Förderung enwicklungsverz. Kinder

Georg-Dehio-Weg 13
37075 Göttingen
Telefon: 0551/42777
Telefax: 0551/541468


Eltern Forum Holding - Eltern helfen Eltern

EVH
Annastraße 9
70327 Stuttgart
Telefon: 0711/333753
Telefax: 0711/333753


Selbsthilfegruppe festhaltende Eltern Datteln e.V.

Wilhelm-Raabe-Straße 14
44791 Bochum
Telefon: 0234/503172
Telefax: 0234/503172


Literaturquellen