Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Informationen über Histamin-Unverträglichkeit

  • Krankheitsbild
  • Diagnose
  • Ursachen
  • Überblick
  • Ernährung
  • Histaminarme Kost

Krankheitsbild

Die Histamin-Unverträglichkeit, auch als Histamin-Intoleranz oder kurz HIT bezeichnet, ist durch allergieartige Beschwerden charakterisiert, ohne dass eine Allergie besteht.

Sie treten nach dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel auf oder durch induzierte Histamin-Ausschüttungen im Körper, weil Betroffene das Histamin nicht in ausreichender Menge im Darm abbauen können. Schuld daran ist entweder ein Mangel am Enzym Diaminoxidase (DAO) oder eine unzureichende Aktivität dieses Enzyms.

Vermutlich sind ein bis fünf Prozent aller Erwachsenen von der Histamin-Intoleranz betroffen, größtenteils Frauen, insbesondere um das 40. Lebensjahr.


Schuld ist die Histaminmenge im Körper

Histamin nehmen wir einerseits mit vielen Lebensmittel auf. Andererseits gehört es zu den sogenannten biogenen Aminen, das heißt wir bilden es im Körper selbst, beispielsweise um die Bildung von Magensaft zu stimulieren, Gefäße zu erweitern, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren, den Appetit zu kontrollieren und für das Funktionieren unseres Gedächtnisses und unsere Lernfähigkeit.

Einen Einfluss auf die Histaminmenge im Körper haben auch Alkohol und einige Medikamente. Sie können die Aktivität des abbauenden Enzyms DAO hemmen und so die Histaminmenge im Körper künstlich erhöhen.

Außerdem zählt Histamin zu den Stoffen, die im Körper bei einer allergischen Reaktion freigesetzt werden. Deshalb gleichen die Beschwerden bei einer Histamin-Unverträglichkeit denen einer Allergie. Man spricht deshalb auch von pseudo-allergischen Beschwerden.


Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Magen-Darm-Probleme (Krämpfe, Blähungen, Durchfall)
  • Kreislaufbeschwerden, zum Beispiel Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, chronisch zu niedriger Blutdruck
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Atemwegsbeschwerden von einer behinderten Nasenatmung bis hin zum Asthmaanfall
  • allergische Symptome, wie zum Beispiel Juckreiz, Fließschnupfen, Hautrötungen, Schwellung der Augenlider, Nesselfieber

Diagnose

Für die Diagnose der Histamin-Intoleranz gibt es bis heute keine einheitliche Vorgehensweise und kein alleiniges Testverfahren.


Ananmnese

Einen guten Hinweis auf die Erkrankung liefert in der Regel die Vorgeschichte, aus der hervorgeht, dass die Symptome (zum Beispiel Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, weicher Stuhl) typischerweise nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel wie zum Beispiel Rotwein, andere alkoholische Getränke, Hartkäse, haltbar gemachten Würsten, Tomaten, Ketchup und Schokolade auftreten. Das Beschwerdebild ist dann abzugrenzen gegen andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen, zum Beispiel Laktose- und Fruktose-Intoleranz.


Labordiagnose

Auch das Ausmaß und die Dauer der Quaddelbildung im Histamin-Pricktest sollen gute erste Hinweise auf die Erkrankung liefern. Hilfreich für die Diagnose ist das Führen eines Ernährungstagebuches, in dem alles Verzehrte mit Datum und Uhrzeit samt eventueller Beschwerden aufgelistet wird.

Weiteren Aufschluss gibt eine Blutprobe, in der der Histamin-, der DAO- und der Vitamin B6-Spiegel (das Enzym DAO benötigt für seine Funktion Vitamin B6) bestimmt werden. Typisch für die Histamin-Intoleranz sind erhöhte Histamin- und erniedrigte DAO- und Vitamin B6-Spiegel. Aber nicht jeder Betroffene weist diese typische Laborwerte-Konstellation auf. Eine Eliminationsdiät, die histaminarm ist und meist über vier Wochen durchgehalten werden muss, gibt dann den Ausschlag. Letzte Zweifel kann eine histaminreiche Provokationskost beseitigen.

Ursachen

Die Ursache für die Histaminunversträglichkeit ist Enzymmangel. Mit der Nahrung aufgenommenes und vom Körper selbst produziertes Histamin werden hauptsächlich durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) abgebaut.

Bei einer Histaminintoleranz wird von diesem Enzym zu wenig gebildet oder seine Aktivität ist zu gering, um das Histamin im Körper zügig abzubauen. Es häuft sich dadurch an und führt zu pseudoallergischen Beschwerden. Diese treten immer dann auf, wenn der Organismus mit mehr Histamin belastet wird, als er abbauen kann. Aus welcher Quelle das Histamin dabei letztlich stammt, ist unerheblich.

Im Schnitt nehmen wir über die Nahrung ungefähr vier Milligramm Histamin pro Tag zu uns. Ein gesunder Organismus baut diese und größere Mengen problemlos ab. Beim Vorliegen einer Histamin-Intoleranz können jedoch bereits 15 bis 30 Mikrogramm Beschwerden hervorrufen. Diese Mengen sind bereits in einem Viertel Liter Rotwein und einem kleinen Stück alten Gouda enthalten.


Zwei Formen der Histamin-Intoleranz

  • die angeborene Form (primäre Form)
  • die erworbene (sekundäre Form).

Während die seltenere primäre Form erblich bedingt ist und lebenslang bestehen bleibt, wird die sekundäre Form vor allem durch Krankheiten (zum Beispiel Darm-Infektionen) oder Medikamente ausgelöst und kann sich durch Abstellen der auslösenden Ursache wieder zurückbilden.


Zu den typischen Auslösern pseudoallergischer Beschwerden zählen:

  • Verzehr histaminreicher Lebensmittel, zum Beispiel Salami, Käse, Sauerkraut, Hefe, Fischkonserven, Wein oder Sekt
  • Verzehr von Nahrungsmitteln (zum Beispiel Fisch, Erdbeeren, Tomaten, Eiweiß, Alkohol) oder Einnahme von Medikamenten, die im Körper Histamin freisetzen (zum Beispiel einige Hustenmittel, Schmerzmittel, Psychopharmaka und Antibiotika)
  • Verzehr von Nahrungsmitteln, die andere biogene Amine (zum Beispiel Phenylethylamin, Tyramin, Serotonin, Putrescin) enthalten, die ebenfalls vom Enzym DAO abgebaut werden. Sie konkurrieren dann mit dem Histamin um dasselbe abbauende Enzym und das Histamin hat das Nachsehen. Hierzu zählen zum Beispiel Schokolade und Rotwein.
  • Alkoholgenuss und Einnahme von Medikamenten, die das Enzym DAO blockieren
  • Situationen, in denen der Körper vermehrt Histamin ausschüttet, zum Beispiel bei körperlicher Anstrengung und seelischer Erregung


Vitamin B6 spielt eine Rolle

Nach neueren Studien wird vermutet, dass Vitamin B6 (Pyrodixin) für die Funktion (als Cofaktor) des Enzyms DAO erforderlich ist. Ein Mangel an Vitamin B6 kann demnach für eine verringerte Aktivität des Enzyms verantwortlich sein.

Überblick

Wichtigste Maßnahme ist die richtige Ernährung. Sie sollte arm an Histamin, Histamin freisetzenden Stoffen und biogenen Aminen sein. Je ausgeprägter die individuelle Histamin-Intoleranz ist desto strikter muss die Diät eingehalten werden.

In besonderen Situationen kann das benötigte Enzym über Medikamente zugeführt und Beschwerden mit Hilfe von Antihistaminika gelindert werden.


Medikamente

Medikamente, die das Enzym DAO hemmen oder Histamin freisetzen können, sind zu meiden. Hierzu zählen zum Beispiel folgende Inhaltsstoffe: ACC (Acetylcystein), Ambroxol, Aminophyllin, ASS (Acetylsalicylsäure), Chloroquin, Clavulansäure, Diclofenac, Flubiprofen, Indometazin, Isoniazid, Ketoprofen, Mefenaminsäure, Metamizol, Metoclopramid, Naproxen, Propafenon, Verapamil. Auch einige Röntgenkontrastmittel können eine verstärkte Histaminfreisetzung auslösen.

Kurzfristig helfen Medikamente, die das Enzym DAO enthalten, das Histamin abbauende Enzym dem Körper künstlich zuzuführen. So lässt sich zum Beispiel eine histaminhaltige Mahlzeit (beispielsweise im Rahmen einer Einladung) gut überbrücken.

Gegen akute Beschwerden können im Einzelfall Antihistaminika hilfreich sein. Auch eine Darmsanierung soll sich unterstützend günstig auswirken können.

Ernährung

Die Histamin-Intoleranz ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Das bedeutet: Lebensmittel, die andere Betroffene problemlos vertragen, können bei Ihnen Beschwerden auslösen. Wichtig ist es deshalb, dass Sie selbst herausfinden, welche Produkte Sie meiden müssen.

Leider reicht es nicht aus, wenn Sie sich informieren, wie hoch der Histamingehalt einzelner Lebensmittel ist und dann die histaminreichen Lebensmittel meiden. Denn die Schwankungsbreite des Histamingehalts in Nahrungsmitteln ist sehr hoch. So wurden zum Beispiel in zehn verschiedenen Emmentalerproben Histaminkonzentrationen von weniger als 0,1 Milligramm pro Kilogramm bis hin zu 2500 Milligramm pro Kilogramm nachgewiesen. Frische, unverarbeitete Produkte enthalten generell weniger Histamin, also zum Beispiel frisches Gemüse, Getreide und frische Milchprodukte einschließlich Joghurt und jungem Käse wie Butterkäse. Der Histamingehalt steigt durch Gärung, Reifung, Fermentation und Aufbewahrung/Lagerung. Deshalb ist es wichtig, dass Sie grundsätzlich und ganz besonders bei Fleisch und Fisch auf absolut frische Ware achten.

Außerdem gibt es diverse andere biogene Amine in Nahrungsmitteln, die mit dem Histamin um das Enzym Diaminoxidase konkurrieren. Ein typischer Vertreter ist das so genannte Putrescin, das in Rohwurst und Käse vorkommt. Deshalb können solche Lebensmittel bei Ihnen selbst dann zu Beschwerden führen, wenn sie nur wenig Histamin enthalten. Andere Lebensmittel wiederum enthalten Stoffe, die im Körper gebundenes Histamin freisetzen. Man bezeichnet sie als Histaminliberatoren. Hierzu zählen zum Beispiel Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Tomaten, Alkohol, Meeresfrüchte und Fisch. Auch diese Lebensmittel können für Sie problematisch sein. Es ist deshalb nicht einfach, alle Lebensmittel herauszufiltern, die einem nicht bekommen. Unten aufgeführte Lebensmittellisten sollen Ihnen behilflich sein.


Folgende Lebensmittel ...

... enthalten besonders viel Histamin, andere biogene Amine, Stoffe die Histamin freisetzen oder die das Histamin abbauende Enzym DAO hemmen und sollten deshalb bei Histamin-Intoleranz gemieden werden:

Fleisch, Wurst

 

Bratwurst, Salami, Cervelatwurst, Plockwurst, Mettwurst, Teewurst, Dauerwurst, Rohwurstsorten sowie Räucherschinken (zum Beispiel Parma Schinken, Rohschinken, Bündner Fleisch, Speck), Innereien.

Frische Fleisch- und Wurstwaren enthalten dagegen höchstens wenig Histamin. Kochwurst ist besser verträglich als Salami und Schinken.

Fisch

 

Thunfisch, Makrele, Sardine, Sardelle, Hering (alle Fischsorten insbesondere als Konserve und Räucherfisch) sowie Meeresfrüchte.

Ganz frischer Fisch enthält dagegen praktisch kein Histamin. Der Fisch sollte vor der Zubereitung immer gut gewässert werden, weil Histamin wasserlöslich ist und dadurch zum Teil ausgeschwemmt wird.

Nährmittel

 

Knabbergebäck sowie viele Brot- und Backwaren (aufgrund der Verwendung histaminhaltiger Hefe und Backtriebmittel). Je leichter und luftiger Backwaren sind, desto schlechter sind sie üblicherweise verträglich.

Milchprodukte

 

insbesondere alle überalterten/gut gereiften Käsesorten, auch Blauschimmelkäse, Cheddar, Emmentaler, Gruyere, Parmesan, Provolone, Roquefort, Tilsiter, Bergkäse, Brie, Harzer Käse.

Auch lactosefreie Milch wird von vielen Betroffenen nicht vertragen.

Frische Milch, Buttermilch, Joghurt, Sahne, Quark und Butter werden aufgrund ihres äußerst geringen Histamingehalts meistens gut vertragen, ebenso junge Käsesorten wie zum Beispiel junger Gouda oder Butterkäse.

Gemüse

 

Besonders histaminreich sind Sauerkraut und in Essig eingelegte Gemüsesorten.

Weiterhin Spinat, Tomaten, Auberginen, Steinpilze, Morcheln, Avocados, Bohnen, Hülsenfrüchte (insbesondere Kichererbsen und Sojabohnen), Weizenkeime, Champignons sowie eingelegtes Gemüse (Dose, Glas) und Gemüsesäfte

Obst

Zitrusfrüchte, Bananen, Ananas, rote Pflaumen, Birnen, Kiwis, Erdbeeren, Himbeeren, Papaya sowie Obstsäfte

Getränke

 

Alkohol, insbesondere Rotwein (insbes. französische Sorten, Chianti und Muskat), weiterhin Weißwein (insbes. Spätlesen), Sekt, obergärige Biersorten (zum Beispiel Hefeweizen), Schwarzer Tee, Kaffee, Mate Tee, Energy Drinks (das darin enthaltene Theobromin blockiert die DAO)

Sonstiges

Trockenhefe, Hefeextrakte, Sojaprodukte (Sojasoßen, Tofu, Sojamilch) eingelegte konservierte Lebensmittel, Erdnüsse, Walnüsse, Cashewkerne, andere Nüsse, Schokolade, Kakao, Marzipan, Nougat, Weinessig (insbes. Rotweinessig) sowie eine Reihe von Lebensmittel-Zusatzstoffen (zum Beispiel Glutamat)

Histaminarme Kost

Fleisch, Wurst

Geflügel sowie generell ganz frische Fleisch- und Wurstwaren

Fisch

 

Ganz frischer Fisch

Er sollte vor der Zubereitung immer gut gewässert werden, weil Histamin wasserlöslich ist und dadurch zum Teil ausgeschwemmt wird.

Nährmittel

Nudeln, Reis, Getreideprodukte

Milchprodukte

 

Frische Milch, Buttermilch, Joghurt, Sahne, Quark, Butter und junge Käsesorten wie zum Beispiel junger Gouda oder Butterkäse

Gemüse

 

Kartoffeln, Blattsalate, Blumenkohl, Brokkoli, Chicoree, Feldsalat, Karotten, Knoblauch, Kürbis, Mangold, Paprika, Radieschen, Rhabarber, Spargel, Zucchini, Zwiebeln

Obst

 

Äpfel, Nektarinen, Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen, Melonen, grüngelbe Bananen (in sehr reifen Bananen ist der Histamingehalt höher), Stachelbeeren, Blaubeeren

Getränke

Wasser

Sonstiges

Apfelessig, Essigessenz, Eier


Diese Nährstoffe sind besonders wichtig für Sie...

Vitamin B6

unterstützt die Funktion des Histamin abbauenden Enzyms DAO. Ein Mangel scheint das Enzym zu bremsen.

Vitamin C

scheint den Histaminabbau zu beschleunigen

Alle diese Nährstoffe können Sie bei Bedarf über Supplemente - erhältlich in jeder Apotheke - zuführen.