Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Polyneuropathie

  • Überblick
  • Guillain-Barré-Syndrom
  • Ursachen
  • Symptome
  • Therapie

Überblick

Die Polyneuropathie ist eine Nervenerkrankung, bei der das Rückenmark oder der Hirnstamm betroffen ist.

Die gestörten peripheren Nerven sind dafür verantwortlich, Informationen an die Muskeln oder die Haut zu übertragen. Sie bestehen aus der Nervenzelle (Neuron), der Nervenfaser (Axon) und der umgebenden Markscheide (Myellinscheide).

Bei den erkrankten Nerven ist die Markscheide oder das Axon betroffen, weswegen das Gehirn keine Informationen von dem Nerv erhält und so Muskeln nicht mehr bewegt werden. Die Krankheit taucht oft bei älteren Menschen auf und kann eine Begleiterscheinung von Diabetes mellitus oder Diphtherie sein.

Guillain-Barré-Syndrom

Vermutlich immunologisch bedingt ist diese seltenere Sonderform von einer Entzündung der peripheren Nerven (Polyneuritis) gezeichnet, was zu motorischen und vegetativen Beeinträchtigungen führt.

Zu den Symptomen gehören symmetrische Lähmungen, Kau – und Schluckbeschwerden und die Beeinträchtigung der Gesichtsmuskulatur. Die Lähmungen treten plötzlich auf und verschlimmern sich innerhalb kurzer Zeit. Es kann zu Atemlähmungen oder lebensgefährlichen Herz-Rhythmusstörungen kommen.

Im Vollstadium ist der Patient bei Bewusstsein aber vollständig immobil.Diese lebensgefährliche Form der Krankheit muss auf der Intensivstation behandelt werden. Mit Hilfe von Blutwäsche und das Immunsystem hemmende Medikation soll die Krankheit gestoppt werden. Begleitend soll Krankengymnastik die Muskelverkürzung verhindern.


Diagnostik

Die klinische Untersuchung kann durch Symptome wie den sichtbaren Muskelschwund, der zu einem sehr schmächtigen Körperbau führt, zu einer Diagnose führen.

Fehlende Muskelreflexe deuten ebenfalls auf eine Störung der Nervenzellen hin. Mit einer Blutuntersuchung können als Ursache in Frage kommende Vorerkrankungen festgestellt werden. Die Polyneuropathie zeichnet sich durch eine symmetrisch auftretende schlaffe Lähmung aus, anders als zum Beispiel die Kinderlähmung oder Rückenmarkserkrankungen, die von spastischen Lähmungen begleitet werden.

Durch eine Nervenbiopsie, bei der Nervenfragmente entnommen und untersucht werden, kann die Art der Nervenschädigung festgestellt werden. Elektrophysiologische Apparate sind in der Lage, de Nervenleitgeschwindigkeit zu messen, die bei der Polyneuropathie deutlich verlangsamt ist. Liegt der Verdacht auf eine vererbte Form der Polyneuropathie vor, kann eine molekulargenetische Untersuchung den gestörten Genort bestimmen.

Ursachen

Ursachen für die Krankheit können entweder erblich bedingt oder erworben sein. Eine dritte Gruppe bildet eine autoimmune Form.

Bei der autoimmunen Form arbeitet das körpereigene Immunsystem gegen das Nervensystem und schädigt dabei die Nervenzellen. Wie es dazu kommt, ist bislang nicht geklärt, möglicherweise können Infektionen dafür verantwortlich sein.

Die angeborene Polyneuropathie kann auftreten, wenn ein Elternteil diese Krankheit ebenfalls hat oder beide Elternteile zwar gesund, dennoch aber Träger der Krankheit sind. Bei dieser Form ist vorwiegend die Markscheide betroffen.

Ursachen für die erworbene Form der Krankheit, bei der das Axon selbst beschädigt ist, sind am häufigsten der Diabetes mellitus und ein starker Alkoholmissbrauch.

Seltener verantwortlich sind Schilddrüsenerkrankungen, Nierenerkrankungen, wachstumsormonproduzierende Tumore oder Vergiftungen durch Schwermetalle wie Blei oder Insektizide und technische Lösungsmittel.

Symptome

  • beidseitig auftretende, schlaffe Lähmungserscheinungen
  • Blasen- und Darmentleerungsstörungen
  • Einschränkungen in der Motorik
  • Gehstörungen und schnelle Ermüdung der Beine
  • Koordinationsstörungen
  • Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Extremitäten
  • Schmerzen in Armen und Beinen
  • Störung der Schweißregulation

Symptome und der Verlauf der Krankheit hängen stark mit der Ursache der Erkrankung zusammen. Charakteristisch ist eine allmähliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes, die Zeitspanne reicht dabei von wenigen Monaten bis hin zu Jahrzehnten.


Motorische Störungen

Zusammen mit dem Muskelschwund bilden sich motorische Störungen, zunächst in den Waden und den Beinen, was zu unsicherem Gang und rascher Ermüdung der Beine führt. Im weiteren Verlauf ist auch die Hand – und Unterarmmuskulatur betroffen. Patienten haben Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten und die Leistungsfähigkeit der Hände ist eingeschränkt. Schmerzhafte Muskelkrämpfe sind untypisch für die Krankheit, es kommt jedoch zunehmend zu spontanen Muskelkontraktionen einzelner Muskelgruppen.


Sensorische Störungen

Vor Eintreten der neurologischen Störungen kommt es zu Empfindungsstörungen. Ein Kribbeln und ein Taubheitsgefühl äußert sich vermehrt an den Händen und an den Füßen, Berührungen werden oft nicht richtig wahrgenommen. Unterschenkel und Unterarme können davon ebenfalls betroffen sein.


Vegetative Störungen

Auch das vegetative Nervensystem wird bei der Polyneuropathie in Mitleidenschaft gezogen. Der beeinträchtigte Kreislauf äußert sich durch ein häufiges Schwindelgefühl, Herzrasen und die Neigung zu Kreislaufkollapsen. Die Schweißbildung ist ebenfalls gestört, weswegen die Körpertemperatur nicht gut reguliert werden kann.

Die Darmbeweglichkeit ist entweder eingeschränkt, weswegen eine ständige Verstopfung entsteht, oder die Urin- und Stuhlabsonderungen werden durch den gestörten Schließmuskel unkontrollierbar. Diese Anzeichen entwickeln sich oft langsam und anfangs unbemerkt über Jahre hinweg.

Therapie

In der Therapie wird versucht, die Grunderkrankung zu verbessern, bei Diabetes mellitus mit einer medikamentösen Neueinstellung oder bei Alkoholmissbrauch durch den Verzicht auf diesen.

Schmerzen und Störungen im Nervensystem können durch Medikamente abgeschwächt werden. In der komplementären Medizin kommen homöopathische Mittel wie Zink, Johanniskraut oder Mutterkorn zum Einsatz, die Symptome wie Taubheitsgefühl, Zittern oder Zucken mindern sollen.