Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Schrumpfniere (Nephrozirrhose)

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Symptome
  • Diagnose
  • Therapie

Krankheitsbild

Eine Schrumpfniere oder Nephrozirrhose ist das Endstadium einer anhalten­den Nierenschädigung. Durch angeborene Störungen, Infektionen oder andere Erkrankungen kann das Nierengewebe nachhaltig zerstört werden, sodass die Niere schrumpft.


Die Nephronen werden geschädigt

Im Verlauf der Erkrankung nimmt die Anzahl der sogenannten Nephronen – die Mikrofilter der Niere – zunehmend ab, was den vollständigen Funktionsverlust der Niere bedeutet.

Denn die Nephronen reinigen das Blut von Stoffwechselabfallprodukten. Gehen immer mehr der Mikrofilter verloren, sinkt die Funktionsfähigkeit der Niere stetig weiter. Abfallstoffe und Stoffwechselprodukte werden nicht mehr aus dem Blut gefiltert und mit dem Urin ausgeschieden. Als Folge „vergiftet“ das Blut allmählich.


Die Niere „schrumpft“

Durch den Gewebsverlust der Nephronen vernarbt die Niere, weshalb das Organ immer weiter zusammenschrumpft und am Ende ein Untergewicht von rund 80 Gramm erreicht. Eine gesunde Niere wiegt dagegen fast das Doppelte.


Die gesunde Niere

Klinische Symptome einer Schrumpfniere treten erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf, da die andere - falls gesunde - Niere bei voller Leistung die Reinigung des Blutes auch alleine schafft und so das Defizit der kranken Niere ausgleichen kann.

Sobald die Gesamtfunktion der Nieren jedoch zu über zwei Dritteln eingeschränkt ist (Niereninsuffizienz), können die Nieren die Blutreinigung und die Harnbildung nicht mehr schaffen und es kommt im schlimmsten Fall zum lebensgefährlichen Nierenversagen.

Symptome lassen sich dann zwar noch lindern, eine Heilung der Schrumpfniere ist jedoch nicht möglich, da das Nierengewebe irreversibel zerstört ist.

 

Aus diesem Grund ist die Früherkennung von Nierenerkrankungen besonders wichtig.

Ursachen

Das Schrumpfen der Niere ist auf eine chronische Schädigung des Organs zu­rückzuführen.


Vernarbungen lassen das Gewebe schrumpfen

Wenn die Niere durch bestimmte Erkrankungen dauerhaft angegriffen ist, wird das Nephronengewebe fortschreitend zerstört. Es bilden sich deutliche Vernarbungen, die die Leistungsfähigkeit der Niere schrittweise herabsetzen.

Die Anzahl der Nierenkörperchen (Nephronen), die das Blut filtern und von Gift- und Stoffwechselprodukten reinigen, verringert sich, weshalb die Niere zu schrumpfen beginnt.


Verlauf

Schließlich ist das Organ so beeinträchtigt, dass es nicht mehr funktionsfähig ist und die für den Organismus lebenswichtigen Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. So kann die Niere die Stoffwechselprodukte, wie Harnstoff, Harnsäure, Natrium und Kalium, nicht mehr mit dem Urin ausscheiden. Die Giftstoffe bleiben weiterhin in höherer Konzentration im Organismus und treten allmählich ins Blut über.


Erkrankungen können eine Nierenschwäche auslösen

Die Ursachen für eine chronische Nierenschädigung können sehr verschieden sein. Häufiger Grund sind bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen, Durchblutungsstörungen oder eine bakteriell bedingte Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis), die langfristig auch zu einer Nierenschädigung führen.


Diabetische Nephropathie

Insbesondere das diabetische Nierenleiden – die diabetische Nephropathie – zählt zu den häufigsten Auslösern einer Nierenfunktionsstörung.

Neben Infektionen und chronischem Bluthochdruck (Hypertonie) kann auch die jahrelange Einnahme von Schmerzmitteln die Niere dauerhaft schädigen. Angeborene Organschwächen wie beispielsweise Zystennieren erhöhen ebenso das Risiko für eine Nierenschwäche.

Symptome

Klinische Symptome einer Schrumpfniere machen sich erst nach vielen Jah­ren und in der Regel viel zu spät bemerkbar, sodass der Großteil des Organge­webes bereits so geschädigt ist, dass die Niere nicht mehr gerettet werden kann.

Das Krankheitsbild der Schrumpfniere ist ein schleichender Prozess und sofern die zweite, gesunde Niere noch einwandfrei funktioniert, sind in der Regel auch keine Begleiterscheinungen für den Patienten spürbar.


Wenig auffällige Symptomatik im Anfangsstadium

Zu den harmloseren und oft auch wenig auffälligen Symptomen zählen Müdigkeit, Lustlosigkeit, Verlust des Hungergefühls oder Muskelschwäche.

Spätestens wenn sich jedoch im Bereich der Unterschenkel, Knöchel, Augenlider oder in der Lunge plötzliche Wassereinlagerungen (Ödeme) ansammeln, kann das ein erstes Anzeichen für eine Schrumpfniere sein.


Urinveränderungen

Ein alarmierendes Symptom ist auch ein rötlich-braun gefärbter, schaumiger Urin, der durch die erhöhte Eiweißausscheidung der Niere entsteht.

Auch die Menge der Harnflüssigkeit kann auf eine Nierenstörung hinweisen. Bei weniger als einem halben Liter Urinverlust täglich kann die Funktionstüchtigkeit der Niere bereits stark eingeschränkt sein. Aber auch wer viel Harnflüssigkeit verliert, sollte seine Nierengesundheit ärztlich abklären lassen.

Weitere Begleiterscheinungen können Bluthochdruck, Blutarmut (Anämie), eine Blutungsneigung sowie Erbrechen sein.

Diagnose

Um die Ursachen einer Schrumpfniere abzuklären, werden Blut- und Urinpro­ben labordiagnostisch analysiert.


Nephrologen konsultieren

In den Sekreten können indikative Entzündungswerte festgestellt werden, die Rückschlüsse auf eine Nierenfunktionsstörung zulassen. Das kann bei erstem Verdacht noch beim Hausarzt erfolgen. Langfristig müssen chronische Nierenerkrankungen jedoch vom Spezialisten – einem Nephrologen – betreut werden.


Kreatinin im Blut

Wenn die Konzentration des Stoffwechselprodukts Kreatinin im Blut erhöht ist, so ist das ein deutliches Anzeichen für eine gestörte Blutreinigung der Nieren. Anhand dieses Wertes kann der Nephrologe ermitteln, wie viele der Nierenkörperchen (Nephronen) noch vorhanden sind und wie stark das Nierengewebe bereits zerstört ist.

Eine hohe Eiweißkonzentration im Urin ist ebenfalls indikativ für ein Nierenleiden.


Bildgebende Verfahren

Ergänzend zu labordiagnostischen Erhebungen können bildgebende Verfahren eine mögliche Nierenerkrankung weiter abklären. Beispielsweise können durch Ultraschallaufnahmen die Größe der Schrumpfniere sowie mögliche Abweichungen der Gewebestrukturen – wie eine Verschmälerung der Nierenrinde – abbilden.

Zur Absicherung des Befunds kann es weiterhin notwendig sein, eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop (Nierenbiopsie) zu untersuchen.

Therapie

Da eine Schrumpfniere nicht geheilt werden kann, liegt das Behandlungsziel vor allem darin, das fortschreitende Schrumpfen der Niere aufzuhalten.

Entscheidend ist, dass die Schädigung des Nierengewebes rechtzeitig eingedämmt wird, bevor die zweite und noch gesunde Niere überlastet und damit auch funktionslos wird.

Erster Schritt ist die Behandlung der oft erhöhten Blutdruckwerte. Die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist dabei äußerst wichtig, da dieser infolge der chronischen Nierenschädigung konstant steigen kann.


Risikofaktoren minimieren

Darüber hinaus müssen mögliche Grunderkrankungen, die das Schrumpfen der Niere begünstigen, behandelt werden. Insbesondere Krankheitsbilder, die das Immunsystem schwächen oder die Blutgefäße angreifen, müssen umgehend therapiert werden.

Ebenso sollte unbedingt auf die Einnahme von Medikamenten verzichtet werden, die sich ungünstig auf die Leistungsfähigkeit der Niere auswirken.

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist außerdem wichtig. Zwei Liter natrium-, kalium- und phosphatarme Flüssigkeit sollten täglich zu sich genommen werden.


Gesunde Niere gleicht Schrumpfniere aus

Eine Schrumpfniere führt im Endstadium zum vollständigen Funktionsverlust des Organs. Sofern die zweite Niere gesund ist, kann sie ersatzweise auch die gesamte Blutreinigung alleine übernehmen.

Sinkt die gesamte Leistungsfähigkeit der Nieren jedoch unter zwei Drittel, wird das gesunde Organ auch überlastet und es droht chronisches Nierenversagen.

Damit die Nieren und der gesamte Körper nicht weiter geschwächt werden, muss eine Nierenersatztherapie erfolgen, wie Dialyse und/oder eine Nierentransplantation.


„Blutwäsche“ bei beidseitigem Nierenversagen

Die Dialyse ist ein apparatives Verfahren zur Reinigung des Blutes. Über einen Dialysator wird das Blut des Patienten gereinigt und gefiltert, um anschließend zurück in die Blutbahnen geleitet zu werden und so den Organismus mit frischem Blut zu versorgen.

Patienten mit einer Schrumpfniere müssen mehrmals pro Woche zur Dialyse, um weitere Folgeschäden für Nieren und Organismus zu verhindern. In Absprache mit dem Facharzt kann die Dialyse auch zu Hause stattfinden.


Nierentransplantation

Einzige Alternative zu ambulanten Dialyseverfahren ist eine Nierentransplantation. Denn nur gesundes Nierengewebe kann die körpereigene Blutreinigung und Entgiftung wieder herstellen und damit die zeit- und kraftraubende Dialyse ersetzen.

Bis eine gesunde Niere jedoch implantiert werden kann, müssen Erkrankte oft eine lange Wartezeit in Kauf nehmen. Außerdem ist eine Organtransplantation ein weitreichender Eingriff, der immer mit dem Risiko verbunden ist, dass der Körper das Spenderorgan wieder abstößt.