Blutfette (Lipide)

  • Allgemeines
  • Der Körper braucht Blutfette
  • Grenzwerte für Blutfette
  • Gesundheitsrisiken durch erhöhte Blutfette
  • Ursachen
  • Ernährungstipps
  • Diagnose
  • Therapie

Allgemeines

nährstoffpyramideBlutfette, in der Medizin auch Lipide ge­nannt, werden für viele lebenswichtige Körperfunktionen gebraucht. Vor allem bei der Fettverdauung spielen die Lipide eine wichtige Rolle. Zu den Blutfetten ge­hören Cholesterin und Triglyceride (Neut­ralfette).


Erhöhte Blutfettwerte im Alter

Mit zunehmendem Alter steigt der Choles­terinwert auf natürliche Weise an. Stark fetthaltige Ernährung bei gleichzeitiger Be­wegungsarmut gehören zu den häufigsten Risikofaktoren, die zu erhöhten Blutfettwerten führen. Ändert sich daran langfristig nichts, kann es zu einer Fettstoffwechselstörung kommen.


Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Während ein erhöhter Blutfettspiegel für Gesunde in der Regel keine oder nur harmlose Folgen hat, können ein hoher Cholesterinwert für Personen mit Vorerkrankungen oder Risiko-Patienten wie Raucher oder Übergewichtige zu ernsten Gesundheitsproblemen führen.


Verkalkung der Arterien

Unbehandelt lagern sich die Lipide in den Blutgefäßen ab, was den Blutfluss beeinträchtigt und dazu führt, dass Arterien zunehmend verengt werden.

Die Folgen für die Gesundheit können zum Teil lebensgefährlich sein: Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen können durch zu hohe Blutfette verursacht werden.

Der Körper braucht Blutfette

Blutfette sind für unterschiedliche biochemische Vorgänge in unserem Körper unentbehrlich. Ohne sie würden lebenswichtige Funktionen nicht ablaufen können.


Cholesterin wird vom Körper selbst gebildet

Nach seiner chemischen Zusammensetzung zählt Cholesterin zu den sogenannten Sterolen (fettähnlichen Substanzen) und kommt in allen tierischen Fetten vor. Zum großen Teil bildet der Körper das Cholesterin in der Darmschleimhaut sowie in der Leber jedoch selbst. Nur ein kleiner Anteil wird über die Nahrung aufgenommen.


Cholesterin unterstützt die Bildung lebenswichtiger Stoffe

Zu den wichtigsten Aufgaben von Cholesterin gehört die Bildung von Zellmembran für die Zellwände. Zudem unterstützt Cholesterin die körpereigene Produktion zahlreicher Substanzen wie Gallensäure, Geschlechtshormone und Vitamin D, die elementare biochemische Prozesse des Organismus in Gang setzen.

So dient die Bildung von Vitamin D dem Aufbau von Knochensubstanz. Daneben spielt Cholesterin bei der Herstellung von Gallensäure eine entscheidende Rolle, die für die geregelte Verdauung von Fetten verantwortlich ist. Darüber hinaus ist Cholesterin für die Entstehung der Geschlechtshormone Testosteron (bei Männern) und Östrogene (bei Frauen) sowie für die Bildung von Hormonen der Nebennierenrinde wie Kortisol wichtig.


“Gutes” und “schlechtes” Cholesterin

Je nachdem, welche Fett-Eiweiß-Verbindung (Lipoprotein) das Blutfett aufweist, wird zwischen den beiden Formen HDL-Cholesterin und LDL-Cholesterin differenziert. Die Lipoproteine unterscheiden sich darin, zu welchem Zweck das Cholesterin abtransportiert wird.

So wird das sogenannte LDL-Cholesterin von der Leber an andere Organe befördert, um dort weiterverarbeitet zu werden. Das HDL-Protein dagegen leitet das Cholesterin zur Ausscheidung in die Leber weiter. Das ist wichtig, damit keine Ablagerungen in den Blutgefäßen zurückbleiben.

Diese gefäßschützende Wirkung macht das HDL-Cholesterin zum “guten Cholesterin”. Die Werte des HDL-Cholesterins sollten deshalb immer erhöht bleiben, während die LDL-Cholesterin-Werde möglichst niedrig sein sollten.


Triglyceride

Die sogenannten Triglyceride oder Neutralfette sind ebenfalls für die Körperzellen wichtig. Sie setzen sich aus Glyzerin, Fettsäuren und dreiwertigem Alkohol zusammen. Als Speicherfett füllen Triglyceride die Energiereserven und Fettdepots im Köper wieder auf. Triglyceride werden körpereigen hergestellt oder gelangen über die Nahrungsaufnahme in die Blutbahn.

Grenzwerte für Blutfette

Die Normalwerte für den Gesamtcholesterin-Spiegel bei einem gesunden Erwachsenen liegen bei weniger als 200 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) und unter 5,2 Minimol pro Liter (mmol/l).

Leidet der Patient an einer Grunderkrankung wie Diabetes mellitus, einer Gefäßerkrankung oder ist das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöht, so sollte darauf geachtet werden, dass die Werte des LDL-Cholesterins immer unter 100mg/dl beziehungsweise 2,6 mmol/l bleiben.

Der Triglyceridspiegel liegt im Idealfall stets unterhalb des Grenzwertes von 150mg/dl bzw. 1,7 mmol/l.

Gesundheitsrisiken durch erhöhte Blutfette

Wenn die Grenze der Normalwerte deutlich überschritten ist, liegt eine Fett­stoffwechselstörung vor, die den Organismus stört.

Dabei können entweder nur die Cholesterin- oder Triglyzeridwerte im Blut gestiegen sein oder auch beide gleichzeitig. Ursachen sind oft ein ungesunder Ernährungsstil sowie mangelnde Bewegung.


Am Anfang keine auffälligen Symptome

In den meisten Fällen treten keine Begleiterscheinungen auf. Auf diese Weise bleibt die Fettstoffwechselstörung (Hyperlipidämie) über lange Zeit unentdeckt und fällt oft erst bei einer ärztlichen Routineuntersuchung auf.

Sind die Blutfettwerte schon über Jahre erhöht, reagiert der Körper jedoch allmählich mit der Bildung von Fettknötchen unter der Haut, einem Taubheitsgefühl an Händen und Füßen oder einer Trübung im Bereich der Hornhaut am Auge.


Risiko einer arteriellen Verstopfung

Auf Dauer kann das dazu führen, dass sich das Cholesterin in den Blutgefäßen ablagert und nicht weiter abtransportiert werden kann. Das ist nicht ungefährlich, da sich mit einem gesteigerten Cholesterinspiegel auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen kann. Trinken Patienten zusätzlich regelmäßig Alkohol, bewegen sich wenig, rauchen oder leiden an Übergewicht und Bluthochdruck, ist das Risiko für eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) sehr hoch.

In der Folge treten Durchblutungsstörungen auf, die die Funktionstüchtigkeit des Herzen oder des Gehirns beeinträchtigen. Es besteht die Gefahr, dass sich ein Pfropf (Blutgerinnsel) in den Blutgefäßen bildet und diese verstopft. Im schlimmsten Fall kommt es zum Verschluss eines Herzkranzgefäßes und ein Herzinfarkt droht.

Dabei ist nicht nur ein hoher Cholesterinspiegel gefährlich. Dauerhaft erhöhte Triglyceridwerte können zur Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen. Hat sich die Leber infolge der Fettstoffwechselstörung inzwischen zu einer Fettleber entwickelt, können Schmerzen im rechten Oberbauch spürbar werden.

Ursachen

Eine erhöhte Konzentration von Blutfetten kann verschiedene Ursachen ha­ben.


Primäre Fettstoffwechselstörung

In den meisten Fällen ist eine Fettstoffwechselstörung auf eine Kombination aus ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel zurückzuführen. Das heißt, wenn hauptsächlich fetthaltige Speisen verzehrt werden, ohne dass sportliches Training einen Ausgleich schafft, kann der Fettanteil im Blut kritisch steigen.

Grundsätzlich können sich die Blutfettwerte aber auch mit dem Älterwerden erhöhen.


Sekundäre Fettstoffwechselstörung

Für erhöhte Fettwerte im Blut können auch eine erbliche Veranlagung sowie mögliche Grunderkrankungen die Ursache sein, weshalb die Auslöser vom Facharzt abgeklärt werden sollten.

 

Weitere Risikofaktoren sind:

Weil die Hyperlipidämie in solchen Fällen nicht durch Fehlernährung entsteht, wird auch von einer sekundären Fettstoffwechselstörung gesprochen.

Ernährungstipps

Ungesunde Ernährungsgewohnheiten sind der Hauptauslöser für erhöhte Blut­fettwerte. Wird über Jahre hinweg zu fetthaltig gegessen, steigt der Choleste­rinspiegel, was zu einer gestörten Fettverdauung führt.


Bewusste Ernährung senkt Cholesterin-Spiegel

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Vitamin D und Ballaststoffen und wenig Fett kann die Blutfettwerte meist bereits deutlich senken. Empfehlenswert sind viel Obst und Gemüse, Reis und Kartoffeln, da sie überhaupt kein Cholesterin enthalten. Auch Rohkost, Vollkornprodukte, fettarmes Fleisch, frischer Fisch wie Lachs oder Heringe sowie Milchprodukte mit Magerstufe und Speisen mit hohem Stärkegehalt (Nudeln, Brot) eignen sich, um die Werte zu senken.

Zusätzlich wirken sich Gewürze wie Kurkuma, Petersilie, Zimt oder auch Antischocken besonders positiv auf die Triglyceridwerte aus. Senf und Ketchup können ebenfalls helfen, den Cholesterinspiegel zu normalisieren.


Gesunde und ungesunde Fette

Statt tierischen Fetten sollten mehr pflanzliche Fette konsumiert werden. Denn in tierischen Fetten stecken jede Menge gesättigte Fettsäuren, die die Blutfettwerte nur weiter in die Höhe treiben. Besser sind ungesättigte Fettsäuren, die in Nüssen und Fisch reich enthalten sind. Auch zum Anbraten von Speisen bieten sich hochwertige Pflanzenfette wie Oliven-, Raps- oder Sonnenblumenöl an.


Cholesterin in Speisen vermeiden

Zu der Ernährungsumstellung gehört auch, auf cholesterinhaltige Nahrung wie Räucherfisch und Aal, Krustentiere und Eigelb sowie auf Fleisch, Sahne und Milchprodukte mit hohem Fettanteil unbedingt zu verzichten. Genauso sollten Alkohol und stark gezuckerte Lebensmittel vorerst vom Speiseplan gestrichen werden. Das Gleiche gilt für Streichfette wie Butter und Schmalz.

Insgesamt sollte die Cholesterinzufuhr über die Nahrung den Grenzwert von 200 Milligramm pro Tag nicht überschreiten.


Sportlich aktiver werden

Neben einer bewussten Ernährung ist körperliche Aktivität genauso wichtig. Durch Sport und regelmäßige Bewegung wird überschüssiges Cholesterin besser abgebaut.

Diagnose

Bei einer Hyperlipidämie sollte ein Gastroenterologe konsultiert werden, um die Ursache für die Fettstoffwechselstörung abzuklären.

Das ist schon deshalb wichtig, da im Rahmen der Diagnose verschiedene Erkrankungen als mögliche Auslöser für die hohen Blutfettwerte geprüft werden müssen. Je nachdem, ob und welche Grunderkrankung vorliegt, gelten andere Grenzwerte für die Blutfette als bei einem gesunden Erwachsenen.


Ausführliches Patientengespräch

Ersten Aufschluss gibt die Anamnese, indem Essgewohnheiten, sportliche Betätigung und der individuelle Lebensstil thematisiert werden.


Laborbefund

Um daran anschließend Abweichungen der Blutfettwerte feststellen zu können, muss eine Blutprobe des Patienten im Labor untersucht werden. Dabei wird der Wert des Gesamtcholesterin sowie der HDL-Wert ermittelt. Sollte der Patient über konkrete Symptome klagen, wird zusätzlich der der Triglyceridspiegel gemessen.

Anhand dieser Ergebnisse lässt sich schließlich der Wert des “schlechten Cholesterins” errechnen. Ausschlaggebend ist vor allem das Verhältnis zwischen den beiden Werten des HDL- und des LDL-Cholesterins. Vor der Untersuchung sollte etwa zwölf Stunden nichts gegessen werden, weil die Konzentration der Lipide nach Mahlzeiten immer ansteigt.

Nach Vorliegen des medizinischen Befunds kann der Facharzt den Patienten ausführlich zu individuellen Risikofaktoren und Ernährungsrichtlinien beraten. Mit entsprechenden Maßnahmen lassen sich akute Fettstoffwechselstörungen nicht nur deutlich lindern, sondern auch in Zukunft vorbeugen.


Weitere Diagnose

Falls die Fettstoffwechselstörung auch das Symptom einer Grunderkrankung sein kann, schließen sich an die Blutuntersuchung weitere Diagnoseverfahren an. Dazu gehören die Messung des Blutdrucks oder des Blutzuckerspiegel. Bei Verdacht auf eine Arterienverkalkung kann der Radiologe mithilfe von Röntgenaufnahmen die Blutbahnen auf mögliche Verengungen prüfen.

Therapie

Bevor eine medikamentöse Therapie notwendig wird, reichen in der Regel schon einfache Maßnahmen wie regelmäßiger Ausdauersport und eine gesün­dere Ernährung aus, um die Blutfettwerte zu normalisieren.


Hausmittel

Eine ballaststoff-/vitaminreiche und gleichzeitig fettarme Ernährung sind neben ausreichender Bewegung das A und O. Fettreduzierte Milchprodukte, Gemüse, Obst, Getreideprodukte sowie der Verzicht auf Alkohol gehören auf den Speiseplan. Pflanzliche Fette sollten tierischen Fetten unbedingt vorgezogen werden.

Als Faustregel gilt: Täglich nicht mehr als 200 Milligramm Gesamtcholesterin zu sich nehmen.


Viel Bewegung ist wichtig

Darüber hinaus sollten Patienten mit hohem Cholesterinwert körperlich aktiv werden und gesundheitsschädliches Übergewicht reduzieren. Dafür bieten sich am besten Ausdauersportarten wie Schwimmen, Aerobic oder Radfahren an. Sie sorgen dafür, dass der LDL-Cholesterinwert wieder steigt.

Um die geeignete Sportart zu finden, können sich Patienten vom Arzt beraten lassen. Unter Berücksichtigung des individuellen Krankheitsbildes kann ein Facharzt hilfreiche Tipps für ein effektives Bewegungstraining geben. Er kann am besten beurteilen, welchen Belastungen sich Patienten beim Sport aussetzen können und dürfen. Mehr zum Fitness-Test >>

Auch regelmäßige Saunabesuche wirken sich positive auf die Stabilisierung der Blutfette aus.


Medikamentöse Behandlung

Zeigen diese Maßnahmen keine Wirkung, kann der Hausarzt entsprechende Medikamente gegen die erhöhten Werte im Blut verschreiben. Um den Triglyceridspiegel wieder auf einen Normalwert zu bringen, werden meist Nikotinsäure, Omega-3-Fettsäuren oder Fibrate verabreicht, während bei erhöhten Cholesterinwerten Statine zum Einsatz kommen.


Blutreinigung bei stark erhöhten Blutfetten

Bei einem schweren Verlauf der Hyperlipidämie kann der Internist auch eine LDL-Apherese durchführen. Es handelt sich um ein spezielles Verfahren, bei dem das Blut außerhalb des Körpers gereinigt und zurückgeführt wird.

Nach der Entnahme wird das Blut zunächst in seine zellulären Bestandteile und Blutplasma und  zerlegt. Über eine Maschine, den sogenannten Absorber, wird das LDL-Cholesterin aus dem Blutplasma entfernt. Anschließend wird das Blutplasma wieder mit den zellulären Bestandteilen verknüpft und das gereinigte Blut zurück in die Blutgefäße geleitet.

Ergänzend kann auch eine Eigenbluttherapie oder Sauerstofftherapie das Blut “zu reinigen” oder vitalisieren.


Behandlung der Grunderkrankungen

Wurde beim Patienten eine Erkrankung als Ursache für die Fettstoffwechselstörung diagnostiziert, muss diese umgehend behandelt werden. Nur so lassen sich die Blutfettwerte wieder normalisieren. In Abhängigkeit des Befunds müssen Ärzte verschiedener Fachrichtungen hinzugezogen werden.

Treten die arteriellen Durchblutungsstörungen im Bereich des Gehirns auf, werden sie durch einen Neurologen behandelt, während sich Nephrologen um die Gefäße der Niere kümmern. Gefäßerkrankungen am Herzen sind ein Fall für den Kardiologen.

Ein akuter Gefäßverschluss ist lebensbedrohlich, weshalb umgehend der Notarzt verständigt werden muss.