Stammzellen aus Nabelschnurblut

  • Beschreibung
  • Durchführung
  • Anwendung und Risiken

Beschreibung

Als Nabelschnurblut wird das kindliche Blut bezeichnet, das nach der Abnabelung noch in der Nabelschnur und Plazenta verblieben ist.  Dieses Blut ist reich an Stammzellen und ermöglicht Therapiemöglichkeiten zur Blutbildung und Wiederherstellung von beschädigtem Gewebe.

Da sich die Anzahl und die Lebensfähigkeit der  Zellen mit zunehmendem Alter verringert, nutzt man das Blut der Neugeborenen, deren Stammzellen sich deutlich häufiger teilen. Neben den Blutstammzellen enthält Nabelschnurblut auch Stammzellen von Muskeln, Knochen und der Leber, welche aber bisher noch nicht zu therapeutischen Zwecken Stammzellen aus Nabelschnurblutgenutzt wurden. Die pluripotenten Blutstammzellen entwickeln sich durch Teilung in spezielle Zellen, wie weiße und rote Blutkörperchen oder Blutplättchen, und können zur Widerherstellung des blutbildenden Systems genutzt werden.

Deshalb werden die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut vor allem zur Behandlung von Leukämie (Blutkrebs) und Erkrankungen des Lymphsystems verwendet. In Zukunft werden auch Methoden zur Therapie von Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus eingesetzt.

Durchführung

Die Entnahme des Nabelschnurblutes erfolgt kurz nach der Abnabelung des Kindes und ist mit keinen hohen Kosten verbunden. Die gewonnen Stammzellen können zu Behandlungen des Spenders oder anderer erkrankter Menschen eingesetzt werden. 

Stammzellenspenden werden kostenlos von öffentlichen Nabelschnurbanken eingelagert und dort genutzt, um lebensbedrohlich erkrankten Menschen Hilfe zu leisten. Der Spender kann aber auch über den Einsatz der Stammzellen verfügen und diese an einen kranken Verwandten ersten Grades richten. Der Empfänger der Stammzellen muss in diesem Fall schon zum Zeitpunkt der Spende von der Krankheit betroffen sein.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin sich bereits vor der Geburt des Kindes an eine private Nabelschnurbank zur richten, um eine vertragliche Vereinbarung zur Stammzelleneinlagerung zu treffen. Die Kosten für eine 20-jährige Aufbewahrung belaufen sich bei etwa 2.000 Euro. Diese Eigenspende kann dann zur zukünftigen Therapie des Kindes genutzt werden.

Anwendung und Risiken

Breite Anwendung finden die Stammzellen aus Nabelschnurblut bereits zur Therapie von Bluterkrankungen wie beispielsweise Leukämie. Die Stammzellen können auch in der regenerativen Medizin eingesetzt werden, um zerstörtes Gewebe künstlich wiederherzustellen. Deshalb wird erforscht, ob Stammzellen als Behandlungsmethode für chronische Herzerkrankungen, Rückenmarks­verletzungen, Diabetes mellitus, Alzheimer und Parkinson eingesetzt werden können.

Voraussetzung für die Transplantation von Stammzellen ist eine Übereinstimmung der Gewebemerkmale von Patient und Spender. Generell ist die Abstoßungsgefahr bei der Stammzellentransplantation nicht sehr hoch. Es besteht weiterhin nur eine sehr geringe Infektionsgefahr, da Nabelschnurblut keine Viren oder Tumorzellen enthält.

Bei der Stammzellentransplantation kann die eigene oder eine verwandte Spende genutzt werden, wenn es keine genetisch veranlagte Krankheit wie Leukämie ist. Durch die Anwendung von fremden Stammzellen verhindert man bei genetisch veranlagten Krankheiten das Risiko des erneuten Krankheitsausbruchs. Bei der Transplantation körperfremder Stammzellen besteht jedoch immer die Gefahr, dass Abstoßreaktionen auftreten können. Die Verwendung von eigenen, verwandten oder fremden Stammzellen hängt somit von der Art der Erkrankung ab. Körpereigene Stammzellen werden vor allem in der regenerativen Medizin sowie bei Krebserkrankungen genutzt, da hier keine Abstoßreaktionen verursacht werden.

Für die Behandlung von Erwachsenen reicht eine Stammzellenspende nicht aus, da die benötigte Zellanzahl vom Gewicht des Patienten abhängt. Deswegen kommt es bei der Therapie von Erwachsenen zur Anwendung von mindestens zwei Präparaten.