Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Sprach- und Sprechentwicklungsstörungen

  • Überblick
  • Ursachen
  • Symptome
  • Diagnostik
  • Therapie

Überblick

Eine Sprachentwicklungsstörung liegt vor, wenn ein Kind die eigene Mutter­sprache im Gegensatz zu Gleichaltrigen nur verzögert und mit erheblichen Schwierigkeiten erlernt.

Je nach Ausprägung der Störung haben die betroffenen Kinder mehr oder weniger große Probleme beim Sprachverständnis, bei der Lautbildung und beim Sprechen.

Eine Sprachentwicklungsstörung deutet jedoch nicht auf eine verminderte Intelligenz der Betroffenen hin oder kann damit erklärt werden.

In Deutschland leiden rund 10 Prozent der Kinder an einer Sprachentwicklungsstörung.


Verlauf

Je früher die Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert wird, je besser ist die Prognose.

Es ist bereits möglich, einjährige Risikokinder anhand spezieller Elternfragebögen zu erkennen. Die Sprachtherapie kann schon im Alter von zwei oder drei Jahren beginnen, sodass eine spätere langwierige Therapie in vielen Fällen vermieden werden kann.

Das Ziel der Therapie ist es, dass das Kind eine normale Schule besuchen kann, was auch häufig möglich wird.

Ursachen

Es gibt viele verschiedene Faktoren, welche zur Ausbildung einer Sprach­entwicklungsstörung führen können.

Häufig leiden die Betroffenen unter Wahrnehmungsstörungen (zum Beispiel beim Hören oder Sehen) oder einer gestörten beziehungsweise verzögerten Hirnentwicklung.

Außerdem können Fehlbildungen des Kehlkopfes oder der Lippen zu Sprachentwicklungsstörungen führen. Aber auch erbliche und psychische Faktoren spielen eine Rolle.

Eltern sollten ihre Kinder frühzeitig sprachlich anregen und fördern. Die Kinder dürfen dennoch nicht überfordert werden, was zum Beispiel bei zweisprachiger Erziehung gelegentlich vorkommt.

Bei Kindern mit allgemeiner Entwicklungsverzögerung kommen Sprachentwicklungsstörungen sehr häufig vor.

Symptome

Anzeichen für eine Sprach- und Sprechentwicklungsstörungen können sein:

  • eingeschränktes Sprachverständnis
  • eingeschränkter Wortschatz
  • Wortfindungsstörungen
  • Probleme mit dem Sprachgedächtnis
  • Probleme bei der Erkennung und/oder Aussprache einzelner Sprachlaute
  • Schwierigkeiten mit der Grammatik und/oder dem Satzbau
  • Stottern

Die Form und Ausprägung einer Sprachentwicklungsstörung können ganz unterschiedlich sein.


Ein eingeschränktes Sprachverständnis

Manche Kinder haben Probleme mit dem Sprachverständnis, das heißt sie können dem Gesagten von anderen nur schwer folgen, obwohl ihre Ohren funktionstüchtig sind.

So kann es vorkommen, dass ein Kind nicht gerne Geschichten vorgelesen bekommt, weil es diese nicht richtig versteht. Wenn die Menschen im Umgang mit dem Kind gezielt ihre Mimik und Gestik einsetzen, kann das dem Kind helfen, besser zu verstehen, worum es geht.


Ein eingeschränkter Wortschatz

Viele Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung haben nur einen eingeschränkten Wortschatz.

Sie drücken sich im Gegensatz zu Gleichaltrigen meist ungenauer aus und benutzen häufig für verschiedene Dinge das gleiche Wort.

Oft versuchen sie das Sprechen zu umgehen, wenn ihnen das Wort nicht einfällt, und zeigen stattdessen auf das, was sie meinen.

In einigen Fällen kennen die Kinder das entsprechende Wort eigentlich schon, aber es ist in dem Moment nicht abrufbar. Passiert ihnen das öfter, spricht man von sogenannten Wortfindungsstörungen.


Beeinträchtigung des Sprachgedächtnises

Stottern Ebenfalls zu den Sprachstörungen gehört das Stottern. Dabei kann das Kind nicht fließend sprechen und wiederholt einzelne Silben mehrmals hintereinander oder kommt mitten im Satz ins Stocken und macht eine Pause. Unter Anspannung stottern die betroffenen Kinder oft noch mehr als sonst.

Bei vielen Betroffenen ist aber auch das Sprachgedächtnis beeinträchtigt, so dass es ihnen schwerfällt, neue Wörter und Formulierungen zu lernen und die Regeln der Grammatik korrekt anzuwenden.

Diese Probleme können auch im Erwachsenenalter noch auftreten.


Probleme mit den Sprachlauten

Eine Sprachentwicklungsstörung führt außerdem häufig zu Schwierigkeiten mit den Sprachlauten.

So können einige Kinder die einzelnen Sprachlaute nicht richtig heraushören und unterscheiden.


Artikulationsprobleme

Viele neigen auch zu Artikulationsproblemen, das heißt sie können einzelne Laute nicht korrekt aussprechen und vertauschen diese häufig. Dadurch ist es oft schwer, sie zu verstehen.


Schwierigkeiten mit der Grammatik

Ein weiteres häufiges Problem von Betroffenen ist der richtige Gebrauch der Grammatik.

Dabei sprechen die Kinder oft in verkürzten Sätzen, vertauschen Artikel, Präpositionen und benutzen die Fälle sowie Zeitformen falsch.

Einige haben außerdem Probleme mit dem Satzbau, so dass häufig die Wörter im Satz verdreht werden und es dadurch auch zu inhaltlichen Fehlern kommt.


Stottern

Ebenfalls zu den Sprachstörungen gehört das Stottern.

Dabei kann das Kind nicht fließend sprechen und wiederholt einzelne Silben mehrmals hintereinander oder kommt mitten im Satz ins Stocken und macht eine Pause.

Unter Anspannung stottern die betroffenen Kinder oft noch mehr als sonst.

Diagnostik

Die Beschreibungen der Eltern geben bereits wichtige Hinweise auf die Art und Ausprägung der Sprachentwicklungsstörung.

Für die genaue Feststellung des kindlichen Sprachstatus werden verschiedene Methoden angewandt. Mit sogenannten standardisierten Tests kann festgestellt werden, ob das Kind altersgemäß entwickelt ist oder ob eine Therapie notwendig ist.

Um die genauen Schwierigkeiten des Kindes zu identifizieren, werden sein Lautinventar, der Wortschatz, die Anwendung der Grammatik, das Textverständnis, die Textproduktion und die Kommunikationsstrategien untersucht.

Die Entwicklung des Betroffenen wird dabei in regelmäßigen Abständen überprüft und von den Beobachtungen der Eltern ergänzt.

Zusätzlich zu diesen Testverfahren muss auch die psychische Belastung des Kindes untersucht werden, da diese eine Sprachentwicklungsstörung sowohl auslösen als auch verstärken kann.

Bei der Diagnostik sind Sprachentwicklungsstörungen von Sprachbehinderungen abzugrenzen, welche zum Beispiel aufgrund einer geistigen Behinderung des Kindes vorliegen können.

Therapie

Das Ziel der Behandlung einer Sprachentwicklungsstörung soll es sein, die individuellen Sprachprobleme des Kindes zu überwinden.

Mit ausgewählten Therapiemethoden kann das Sprachverständnis der Betroffenen verbessert, der Wortschatz erweitert und die deutliche Aussprache erlernt werden.

Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto mehr lässt sich erreichen. Dabei ist es wichtig, dass die Therapie wohl dosiert und an den Entwicklungsstand des Kindes angepasst ist.

Außerdem muss die Behandlung spielerisch gestaltet sein, damit das Kind motiviert bleibt. Neben der Sprachtherapie ist es wichtig, dass das Umfeld sich deutlich und korrekt ausdrückt, da Kinder von ihrer Umgebungssprache die allgemeinen Sprachregeln ableiten und sich danach richten.

Im Umgang mit den Betroffenen sind außerdem viel Geduld und Einfühlungsvermögen erforderlich, um ihr (häufig geschwächtes) Selbstvertrauen zu stärken.

In einigen Fällen benötigen die Kinder auch eine unterstützende Psychotherapie. Bei einer sehr stark ausgeprägten Sprachentwicklungsstörung sollte das Kind einen Sprachheilkindergarten oder eine Spezialschule mit individueller Förderung besuchen.