Virtuelle Koloskopie

Rubrik: Neuartige Untersuchungs- und Behandlungsverfahren

IGeL-Text

Leistungsbeschreibung

IGeL - Virtuelle Koloskopie

Die Virtuelle Koloskopie ist eine radiologische Diagnosemet­hode zur Vorsorgeuntersuchung des Dickdarms. Mit dem hochauflösenden Computer-Tomographen (CT) wird unter An­wendung von Röntgenstrahlen der gesamte Bauchraum, von Leberoberkante bis Hüften, einmal in Bauchlage und einmal in Rückenlage untersucht.

Im Vergleich zur üblichen Darmspiegelung vermeidet die Virtuelle Koloskopie den für den Patienten unangenehmen direkten Eingriff in den Körper, da keine Instrumente (z.B. Endoskop) eingeführt werden müssen.

Stattdessen werden die Bilder aus dem Inneren des Darms durch spezielle Computerprogramme berechnet. Die dazu geeigneten Verfahren sind die Computertomographie (CT) und die Kernspintomographie. Die dadurch aufgenommenen flächigen Schichtaufnahmen des Darms werden durch das sogenannte computerbasierte 3D-Volume-Rendering in dreidimensionale Bilder umgewandelt („virtual reality").

Auf diese Weise entstehen aufschlussreiche dreidimensionale Daten, die bei einer fachmedizinischen Beurteilung höchste Präzision ermöglichen. Außerdem kann durch die computerbasierte Realisierung der Bilder eine virtuelle Reise durch alle Dickdarmverästelungen unternommen werden.


Durchführung/Anwendung

Vor der Untersuchung muss der Darm gründlich gereinigt werden, da der Verbleib von Essens- oder Stuhlresten die Genauigkeit der Diagnose beeinträchtigen kann. Anschließend wird über einen dünnen Katheter CO2 in den Dickdarm eingebracht, um die Darmgänge und -verästelungen zu entfalten.

Während der virtuellen Koloskopie muss der Patient je einmal auf dem Bauch und auf dem Rücken für circa 10 Minuten ruhig und entspannt liegen. Die Aufnahmen werden demnach in Bauchlage und einmal in Rückenlage gemacht.

Für die virtuelle Koloskopie ist kein Kontrastmittel notwendig. Auch die Verabreichung von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln ist überflüssig. Der Untersuchungsbefund liegt unmittelbar nach dem nicht-invasiven Eingriff vor.


Medizinische Indikation

Die virtuelle Koloskopie wird präventiv zur Untersuchung des Dickdarms auf polypöse Erkrankungen eingesetzt. Sind bereits Polypen im Dickdarm festgestellt wurden, steigt das Risiko für eine bösartige Dickdarmerkrankung erheblich.

Aus diesen Gründen ist die virtuelle Koloskopie für folgende Anwendungsfälle einsetzbar:

  • zur Früherkennung von Darmkrebs durch Nachweis bzw. Ausschluss von Polypen und Tumoren
  • für die Diagnostik von Darmgeschwüren
  • zur Planung von Darmeingriffen
  • zur Kontrolluntersuchung bei erheblicher Darmerkrankung
  • zur Kontrolluntersuchung nach Darmeingriffen (Darmkrebs-Therapie und/oder Polypektomie)
  • bei unvollständiger oder erfolgloser Darmspiegelung
  • zur Tumorsuche (bei unklarer Gewichtsabnahme oder Metastasen bei unbekanntem Primär-Tumor)
  • bei Einnahme von blutgerinnungsbeeinflussenden Medikamenten (z.B. ASS, Marcumar)
  • bei starken Herzrhythmusstörungen
  • nach frischem Herzinfarkt
  • bei großer Angst vor der konventionellen Darmspiegelung

Bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), Verstopfung, Durchfall, Blutungen sowie bereits bekannten Polypen oder Darmtumoren sind die Krankheitsherde einer virtuellen Koloskopie nicht ausreichend zugänglich und bedürfen weiterhin einer Abklärung.

Auch Patienten mit Luft im Dickdarm oder einem künstlichen Darmausgang (Stoma) sind von der Untersuchung ausgeschlossen.