Parodontalbehandlung (Parodontose)

Rubrik: Neuartige Untersuchungs- und Behandlungsverfahren

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Leistungsbeschreibung

IGeL - Parodontalbehandlung (Parodontose)

Parodontose hat viele Gesichter – von einer Entzündung des Zahn­fleisches (Gingivitis) bis zum Eindringen der Entzündung in den Bereich, der die Zahnwurzeln umgibt (Parodontitis), können Erkrankungen des Zahnhalteapparates auch bei gesunden Zähnen zu Zahnlockerung und eventuell Zahnverlust führen. Eine Zahnfleischbehandlung (Parodontalbehandlung) zielt darauf ab, den Zahnhalteapparat in einen entzündungsfreien Zustand zu bringen, dessen Zerstörung zu stoppen und anschließend regenerative Maßnahmen, etwa zum Knochenaufbau, durchzuführen.

Basis dafür ist eine professionelle Mundraumhygiene und Wurzelglättung. Eine zweite optionale Phase wiederholt diese Maßnahmen in Form eines chirurgischen Eingriffs am offenen Zahnfleisch, wenn eine Besserung nach der ersten Behandlungsphase ausbleibt. Die in jedem Fall abschließende Phase wird als Recall- und Erhaltungsphase bezeichnet.


Durchführung/Anwendung

Phase 1

Die erste Behandlungsphase einer Parodontalbehandlung beginnt mit der umfassenden Begutachtung und Beurteilung des Gebisses. Dabei werden Zahnlockerungen, Zahnfleischrückgang, die Tiefe von Zahnfleischtaschen (sogenannte Sondierungstiefe) und die allgemeine Mundhygiene des Patienten betrachtet und gemessen. Unterstützend können Röntgenuntersuchungen zur Beurteilung des Kieferknochens, mikrobiologische Tests zum Nachweis von Bakterien sowie genetische Untersuchungen zur Bestimmung einer erblich bedingten erhöhten Neigung zur Parodontitis vorgenommen werden.

In dieser Phase wird vor allem eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt – Zahnbeläge werden entfernt, Füllungen und Wurzeln überprüft und saniert sowie eventuell risikobergende Zähne entfernt.

Bleiben nach diesen Hygienemaßnahmen merkliche Fortschritte aus, wird in der geschlossenen Behandlungsphase die Reinigung und Desinfektion unterhalb des Zahnfleischrandes mittels lokaler Betäubung vorgenommen. Bezeichnet wird diese Maßnahme als Wurzelglättung und Scaling oder auch als geschlossene Kürettage, wobei Handinstrumente, Ultraschallgeräte und Laser genutzt werden.

Besonders schonend ist hier der Einsatz von moderner Lasertechnik, die weniger Schmerz, Blutung und Schwellung sowie eine zügigere Wundheilung garantiert.

Bestenfalls erfolgt die Behandlung in zwei Sitzungen und innerhalb von 24 Stunden. Mikrobiologische Tests können Auskunft darüber geben, ob eine zusätzliche Therapie mit Antibiotika erforderlich ist. Nach drei bis sechs Wochen erfolgt in der Regel eine Nachuntersuchung, bei der entschieden wird, ob eine zweite Behandlungsphase notwendig ist oder gleich die letzte Phase der Erhaltung anschließt.

Phase 2

Die optionale zweite Behandlungsphase ist im Grunde die Wiederholung der Maßnahmen der ersten Phase, wobei das Zahnfleisch jedoch chirurgisch geöffnet wird. Dadurch können auch schwer erreichbare Entzündungsherde behandelt werden.

Spätestens jetzt erfolgen eine mikrobiologische Analyse und die Entscheidung, ob Antibiotika begleitend verabreicht werden. Wenn sämtliche Entzündungen vollständig abgeklungen sind, können regenerative Maßnahmen ergriffen werden, um den Knochen erneut aufzubauen. Dabei kommen verschiedene Ersatzmaterialien und Membranen stehen hier zur Verfügung.

Phase 3

Die sogenannte Recall- oder Erhaltungsphase beinhaltet die gewissenhafte Pflege des sanierten Gebisses. Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen alle drei bis sechs Monate entscheidet besonders die eigene Disziplin bei der häuslichen Mundhygiene über die Dauer des Gesundheitszustandes. Voraussetzung für einen langfristigen Erfolg ist dabei die Mitarbeit des Patienten, die durch Aufklärung und Anleitung des Arztes sichergestellt sein sollte.

 

Medizinische Indikation

Folgende Auffälligkeiten und Beschwerden deuten auf eine Parodontitis hin, bei der eine Parodontalbehandlung empfehlenswert ist:

  • gerötetes Zahnfleisch
  • geschwollenes Zahnfleisch
  • Zahnfleischbluten
  • zunehmender Mundgeruch
  • Entzündungen und Eiterbildung
  • gefühlt länger werdende Zähne (Zahnfleischrückgang)
  • Zahnlockerung

Ebenso begünstigend für eine Parodontitis sind bestimmte Lebensumstände wie:

  • Rauchen
  • Schwangerschaft
  • schwaches Immunsystem
  • Diabetes mellitus

Des Weiteren ist bekannt, dass bestimmte systemische Erkrankungen mit Parodontitis in Verbindung stehen oder sich bedingen können. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Frühgeburten ist erhöht.