Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Bettnässen

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Symptome und Diagnostik
  • Konventionelle Medizin
  • Komplementäre Medizin

Krankheitsbild

Die Unfähigkeit, die Harnblasenfunktion nach dem vieren Lebensjahr zu kontrol­lieren, wird Enuresis genannt.

Das Bettnässen kann primär oder sekundär auftreten, je nachdem ob das Kind die Kontrolle der Blasenfunktion bereits beherrscht und wieder verlernt hat.


Primäre Form

Unter dieser Form des Bettnässens leiden 75 Prozent der betroffenen Kinder. Bezeichnend für diese Form des Bettnässens ist es, das die Betroffenen bisher nicht länger als sechs Monate durchgehend trocken waren.

Die primäre Form unterteilt sich wiederum in das ausschließlich nächtliche Bettnässen und die zusätzlichen täglichen Probleme beim Wasserlassen (z.B. plötzlicher Harndrang).


Sekundäre Form

Die sekundäre Form tritt meist unvermittelt auf, da das Kind vor dem Eintreten dieser Form oftmals bereits einige Zeit trocken war.

Zusätzlich zu der primären und sekundären Form des Bettnässen, kann man die Entwicklungsverzögerung auch in die Enuresis diurna (Bettnässen tagsüber) und die Enuresis nocturna (nächtliches Bettnässen) unterscheiden.


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Ursachen

Oft liegt die Ursache des Bettnässens in der Verzögerung des Reifungs­prozesses der Blasenkontrolle.

Dieser wird im Normalfall bis zum vierten Lebensjahr erlernt und die Muskeln, die für eine kontrollierte Blasenentleerung wichtig sind, können gesteuert werden. Dieser Lernprozess kann aber auch länger dauern.

Eine große Rolle in dem Entwicklungsprozess spielt das Hormon Adiuretin (ADH). Es ist für die Regulierung des Wasserhaushaltes verantwortlich und beeinflusst den Füllungsgrad der Blase. Ist zu wenig ADH vorhanden, sammelt sich zu viel Flüssigkeit in der Harnblase, die dann überläuft.

Das Einnässen kann aber auch an Fehlbildungen der Harnwege oder der Harnblase liegen, auch eine Störung des Nervensystems kommt als mögliche Ursache in Frage.

Bei allen Formen der Entwicklungsverzögerung können auch psychische Leiden ursächlich sein.

Symptome und Diagnostik

Das Bettnässen äußert sich durch eine unkontrollierte Blasenentleerung, die besonders häufig in der Nacht auftritt.

Die Betroffenen nässen sich auch nach dem vierten Lebensjahr noch regelmäßig ein. In der Regel geschieht dies während der Tiefschlafphase und wird von den Kindern selbst nicht bemerkt.

Ob das Kind unter zusätzlichen Symptomen leidet, hängt von der jeweiligen Form des Bettnässens ab. Die primäre Form des Bettnässens bringt einen besonders tiefen Schlaf mit sich, aus dem die Kinder nur schwer aufzuwecken sind.

Tritt das Bettnässen hingegen nur tagsüber auf (Enuresis diurna), leidet das Kind unter einem ungewöhnlich starken und unkontrolliert auftretenden Harndrang. Diese Form des Bettnässens ist jedoch äußerst selten.

Oftmals belastet das Bettnässen das Kind auch psychisch.


Diagnostik

Zur Diagnostik gehört die Untersuchung des Harns auf eventuelle Entzündungen, in einzelnen Fällen werden die ableitenden Harnwege auch mit Hilfe von Ultraschall untersucht.

Seelische Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen, weswegen der Arzt auch nach möglichen Stressfaktoren, wie eine Trennung der Eltern und die Geburt eines Geschwisterkindes, fragt.

Konventionelle Medizin

Wichtig in der Therapie ist ein stabiles Verhältnis zu den Eltern, die dem Kind emotionalen Rückhalt geben müssen.

Die Enuresis wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit von alleine legen. Ein Training der Harnblase kann dabei helfen. Muss das Kind auf die Toilette, können Eltern es dazu ermutigen, bewusst noch einige Minuten auszuhalten und so die Blasenfunktion zu kontrollieren.

In Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel während einer Klassenfahrt, können Medikamente eingesetzt werden, um das unfreiwillige Wasserlassen zu verhindern.

Das Hormon ADH kann in Form von Tropfen oder Sprays künstlich zugeführt werden.

Psychische Belastungen durch das Bettnässen sollten mit Hilfe eines Psychologen behandelt werden.

Eine weitere mögliche Maßnahme ist eine Klingelmatte, die ein Geräusch abgibt, wenn sie feucht wird. Das kann dem Kind langfristig dabei helfen, den Harndrang schon vor der unfreiwilligen Blasenentleerung wahrzunehmen.

Komplementäre Medizin

In der Homöopathie haben sich die Mittel Winterschachtelhalm Hahnemans Ätzstoff und Kalziumhydrogenphosphat bewährt.

Klassische Akupunkturmethoden der chinesischen Medizin kommen ebenfalls in Frage. Bei kleineren Kindern kann auch die Akupressur eingesetzt werden, die weniger angsteinflößend ist.

Psychotherapeutische Maßnahmen sind zum Beispiel die Hypnotherapie nach Erickson, in der die Kinder sich selbst in einen hypnoseartigen Zustand versetzen sollen, um angenehme Erinnerungen mit der Blasenkontrolle zu verknüpfen. Außerdem wird damit die Eigenverantwortung gesteigert, die ebenfalls ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Therapie ist.