Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche

  • Überblick
  • Ursachen
  • Symptome
  • Diagnostik
  • Therapie

Überblick

Die Lese-, Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) und die Rechenschwäche (Dyskalkulie) können sich aus einer Sprachentwicklungsstörung entwickeln.

Dabei haben die Betroffenen entweder große Probleme mit dem Lesen und Schreiben oder dem Rechnen, was als Teilleistungsstörung bezeichnet wird.

Die Intelligenz dieser Kinder liegt dennoch im Normalbereich. Trotzdem ziehen Legasthenie und Dyskalkulie mit fortschreitender Schulzeit große Probleme nach sich, da das Lesen, Schreiben und Rechnen zentrale Bestandteile aller Fächer sind.


Verlauf

Mit einer gezielten Therapie lassen sich die Lese- und Schreibfähigkeiten beziehungsweise das Rechnen deutlich verbessern.

Dennoch machen betroffene Kinder mehr Fehler in ihrem Problembereich und arbeiten langsamer als ihre Mitschüler. Ihr Leistungsniveau liegt meist unter dem Durchschnitt.

In den höheren Schulklassen geraten die Betroffenen immer stärker unter Zeitdruck und haben häufige Misserfolge.

Dadurch wird auch ihr Selbstwertgefühl gemindert und die Motivation lässt nach. In einigen Fällen entwickeln die Kinder beziehungsweise Jugendliche eine regelrechte Schulangst. Deshalb ist es besonders wichtig, dass das Umfeld verständnisvoll und unterstützend eingreift.

Leider gibt es immer noch viele Betroffene, welche die Schule abbrechen, weil sie dem dauerhaften Druck nicht standhalten können.

Bei vielen Menschen mit Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche halten die Einschränkungen ein Leben lang an. Dennoch gibt es zahlreiche Berufswege, in denen die entsprechende Schwäche nicht stört.

Die Betroffenen können also durchaus eine erfolgreiche Zukunft haben.

Ursachen

Für die Entwicklung einer Lese-, Rechtschreib- oder einer Rechenschwäche gibt es verschiedene Gründe.

Beide Störungen sind wahrscheinlich angeboren, da es oft zu familiären Häufungen kommt. Außerdem spielen die Sprachentwicklung des Kindes sowie seine Hör-und Sehverarbeitung eine Rolle.

Aber auch eine Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsstörung (zum Beispiel ADS/ADHS) kann eine Legasthenie oder eine Dyskalkulie auslösen. Zusätzlich zu diesen „inneren Faktoren“ beeinflussen auch Umweltfaktoren die Entstehung dieser Störungen.

Dabei haben die soziale Rolle des Kindes in seinem Umfeld, die didaktischen Fähigkeiten seiner Lehrer und die Lernumgebung zu Hause einen bedeutenden Einfluss. Wenn mehrere dieser negativen Einflüsse zusammentreffen, kann sich die Legasthenie beziehungsweise Dyskalkulie zu einer sehr starken Ausprägungsform entwickeln.

Symptome

Anzeichen für eine Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche können sein:

  • Probleme beim Lesen und Schreiben oder beim Rechnen
  • Auslassen und Vertauschen einzelner Buchstaben
  • eingeschränktes Zahlenverständnis
  • Probleme beim Lösen von Rechenaufgaben

Bei einer Lese-Rechtschreib-Schwäche kann der Betroffene einzelne Laute nicht voneinander unterscheiden und diese auch nicht wiedererkennen. Dadurch treten große Probleme beim Lesen und Schreiben auf.

Betroffene Kinder vertauschen häufig einzelne Wörter beim Vorlesen oder fügen andere Wörter hinzu. Dadurch kann der Inhalt eines Textes so sehr verändert werden, dass das Kind diesen nicht versteht.

Beim Schreiben werden häufig Buchstaben vertauscht, die sich ähnlich sehen (zum Beispiel „b“ und „d“).

Auch die korrekte Groß- und Kleinschreibung ist ein Problem für viele betroffene Kinder. Zwar lernen die meisten Kinder im Laufe der Jahre das Lesen und Schreiben, aber es ist sehr mühsam.

Das Lesen lässt sie schnell ermüden, weil sie jedes Wort einzeln entziffern müssen und sich dabei nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren können.

Die eingeschliffenen Schreibfehler abzulegen, ist ebenso schwierig und begleitet viele Betroffene bis ins Erwachsenenalter.

Von einer Rechenschwäche betroffene Kinder haben ein eingeschränktes Zahlenverständnis, sodass ihnen das Lösen von Rechenaufgaben besonders schwer fällt. Dabei bereiten ihnen die Grundrechenarten (Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division) mehr Probleme als die fortgeschrittenen Themen wie zum Beispiel Geometrie oder Trigonometrie.

Kinder und Jugendliche, die unter einer Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche leiden, haben häufig auch Probleme in sozialen und/oder emotionalen Bereichen.

Einige sind besonders aggressiv oder hyperaktiv, andere sehr ängstlich oder depressiv. Mit der Zeit wächst auch das Risiko, dass die Betroffenen eine Verweigerungshaltung einnehmen.

Diagnostik

Sowohl die Lese-, Rechtschreib-Schwäche als auch die Rechenschwäche werden meistens in der Schulzeit diagnostiziert.

Dafür gibt es spezielle Testverfahren, welche sogar schon im Vorschulalter durchgeführt werden können. Der behandelnde Therapeut (meist Logopäden) ermittelt aus den Testergebnissen den individuellen Förderbedarf des Kindes, welcher mit den Eltern und Lehrern abgestimmt werden muss.

Liegt der Schule eine offizielle Diagnose vor, kann den Betroffenen ein Nachteilsausgleich zugutekommen, wodurch sie beispielsweise keine Noten im entsprechenden Problembereich bekommen oder mehr Zeit zum Lösen der Aufgaben haben.

Leider werden Legasthenie und Dyskalkulie bei einigen Betroffenen erst spät oder gar nicht festgestellt, sodass diese mit ihren Problemen allein fertig werden müssen und häufig kein Verständnis erhalten.

Therapie

Die Behandlung von Legasthenie und Dyskalkulie beruht vor allem auf intensiver Einzelförderung, welche sich über einen langen Zeitraum erstreckt.

Dabei müssen sowohl die Eltern als auch die Lehrer mit in die Entwicklung des Kindes einbezogen werden. Das Fördermaterial wird entsprechend der Bedürfnisse des betroffenen Kindes ausgewählt.

Außerdem wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder selbstbewusster werden und ihre Motivation aufrecht erhalten wird.

Spezielle Lerntherapeuten wissen genau, wie sie die betroffenen Kinder und Jugendlichen motivieren, und reagieren verständnisvoll auf deren Probleme. Die Eltern sollten unbedingt darauf achten, das Kind keinem Leistungsdruck auszusetzen, da dies das Verweigerungsverhalten verstärkt.

Sie sollten stattdessen die Schwäche des Kindes akzeptieren und es so gut wie möglich bei der Behandlung unterstützen.

In der Schule können die Betroffenen (mit offiziellem Gutachten!) von einem Nachteilsausgleich profitieren, wodurch sie zum Beispiel keine Noten im entsprechenden Problembereich bekommen oder mehr Zeit zum Lösen der Aufgaben haben.