Behandlungsmethoden

Kinderurologie

  • Krankheitsbild
  • Harnröhre
  • Harnleiter, Harnblase und Nieren

Krankheitsbild

Das medizinische Fachgebiet der Urologie beschäftigt sich mit Erkrankungen und Fehlbildungen der ableitenden Harnwege sowie der männlichen Ge­schlechtsorgane, die bereits im Kindesalter auftreten können.

Fachärzte, die auf die Kinderurologie spezialisiert sind, verfügen über spezifische Kenntnisse in Bezug auf effektive Diagnostik und Therapieverfahren, die unter Berücksichtigung der körperlichen Entwicklung individuell auf das Krankheitsbild von Kindern und Neugeborenen abgestimmt werden. Im Bereich der Kinderurologie kommt es auch immer wieder zu Überschneidungen mit anderen medizinischen Fachgebieten wie der Frauenheilkunde (Gynäkologie).


Krankheitsbilder der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane

Zu den Störungen oder Veränderungen der männlichen Geschlechtsorgane, die typischerweise in sehr jungen Jahren auftreten, zählt zum Beispiel die Vorhautverengung (Phimose) oder der Hodenhochstand, der als Entwicklungsstörung gilt. Hierbei befindet sich ein oder auch beide Hoden nicht wie gewöhnlich im Hodensack, sondern im Bereich des Bauchraums oder der Leistengegend. Auch eine Hodentorsion, bei der sich der Samenstrang mit dem Hoden um die eigene Längsachse dreht und durch das Abklemmen der Blutgefäße zu einem Blutstau im Hoden führt, zählt zu den Erkrankungen, die üblicherweise im ersten Lebensjahr und im Jugendalter auftreten können.

Darüber hinaus behandeln Kinderurologen auch Torsionen am bläschenartigen Anhangsgebilde des Samenstrangs, des Hodens oder des Nebenhodens (Hydatidentorsion) sowie Wasseransammlungen in der Hodenhülle (Hydrozele).

Hodensackkrampfadern oder Wasserbrüche der Hoden gehören ebenso zum breiten Spektrum an Erkrankungen der Geschlechtsorgane, die Kinderurologen fachmedizinisch beurteilen und behandeln. Verklebungen der Schamlippen werden häufig ebenfalls vom Facharzt der Urologie behandelt, was als Krankheitsbild der weiblichen Geschlechtsorgane klassischerweise im Bereich der Gynäkologie einzuordnen ist.

Harnröhre

Kinder können zudem Fehlbildungen der Harnröhre aufweisen, die entweder bereits angeboren sind oder sich im Kindesalter entwickeln.

Die Harnröhre kann sich zum Beispiel im Zuge der kindlichen Entwicklung durch Verletzungen oder Harnstein verengen (Harnröhrenstenose). Ein entsprechend ausgebildeter Kinderurologe erkennt diese mithilfe spezieller Diagnoseverfahren.

Eine fehlplatzierte Öffnung der Harnröhre gilt beispielsweise als Entwicklungsstörung, die sich bereits bei der Geburt abzeichnet. Hier endet die Harnröhre nicht wie gewöhnlich in der Spitze der Eichel, sondern am Penisschaft.

Bei der sogenannten Hypospadie ist die Harnröhrenmündung ventral ausgerichtet, das heißt, sie befindet sich an der Unterseite des Penis. Bei einer Epispadie wiederum ist die Öffnung der Harnröhre auf der Oberseite zu finden. Durch diese Störung unterscheidet sich der Penis nicht nur optisch von einem gesunden Glied, sondern ruft unbehandelt in späteren Jahren auch Schmerzen bei der Erektion und beim Geschlechtsverkehr hervor.


Operative Behandlung

Durch eine minimalinvasive Behandlung der Urethralklappen kann der Kinderurologe die Einengung der Harnröhre beheben, sodass eine Urinabgabe wieder ungehindert möglich ist.

Harnleiter, Harnblase und Nieren

Funktionelle Störungen wie Inkontinenz kommen nicht nur bei älteren Menschen vor, sondern können bereits in jungen Jahren entstehen.

Aussackungen der Harnblase (Divertikel) etwa sind ebenfalls für eine unkontrollierte Blasenentleerung verantwortlich. Mithilfe einer Blasenspiegelung kann der Kinderurologe diese leicht feststellen.

Darüber hinaus kann der Facharzt mithilfe entsprechender Diagnoseverfahren Nierensteine gut abklären und eine Einengung des Übergangs vom Nierenbecken zum Harnleiter (Nierenbeckenabgangsenge) ermitteln. Bei dieser angeborenen Störung gelangt das Urin aus der Niere nicht bis zum Harnleiter, sodass es sich im Nierenbecken ansammelt.

Beim Geburtsvorgang kann das Kind auch eine ein- oder auch beidseitige Harnleitermissbildung (Megaureter) erworben haben.


Mögliche Therapien

Je nach Art des Befundes bieten Kinderurologen in Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten wie Gynäkologen, Onkologen oder Neurologen verschiedene Therapien, um mögliche Erkrankungen der harnbildenden und harnableitenden Organe sowie der Genitalien adäquat behandeln zu können und gesundheitliche Folgen im Zuge ihrer Entwicklung rechtzeitig zu verhindern.

Dabei reicht das Behandlungsspektrum von medikamentösen Therapien oder Kortisonsalben bis hin zu Operationen. Zu den häufig durchgeführten Eingriffen zählen zum Beispiel Korrekturen der Vorhaut wie die Beschneidung (Zirkumzision) des Penis bei Vorhautverengungen. Hierbei wird die Vorhaut entweder entfernt oder kann erhalten werden.

Chirurgische Maßnahmen werden in der Regel durchgeführt bei einem Hodenhochstand, bei Hodensackkrampfadern, bei Harntransportstörungen oder bei Harnleiterverengungen. Ebenso kann eine Nierenplastik zur Entfernung von Engstellen am Übergang des Nierenbeckens zur Harnleiter zum Einsatz kommen.

In Anhängigkeit der Diagnose können operative Eingriffe entweder ambulant oder stationär, oft auch auf speziellen Kinderstationen erfolgen.