Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Komplikationen bei der Geburt

  • Überblick
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Wehenschwäche
  • erhöhte Wehenaktivität

Überblick

Während der Geburt des Kindes kann es in einigen Fällen zu Komplikationen kommen, die für Mutter und Kind längst nicht immer gefährlich sein müssen.

Zu den häufigsten Zwischenfällen zählen neben Blutungen und einer Fehllage des Mutterkuchens vor allem Störungen der Wehen sowie der vorzeitige Blasensprung.

Vorzeitiger Blasensprung

Von einem vorzeitigen Blasensprung ist die Rede, wenn die Fruchtblase platzt, bevor die Wehen einsetzen. Dabei reißen die Eihäute und Fruchtwasser tritt aus. Das Fruchtwasser, das aus der Scheide entweicht, kann Blut oder Darminhalte des Kindes enthalten und lässt nach dem ersten Schwall deutlich nach.

Ursächlich für einen vorzeitigen Blasensprung können zahlreiche Faktoren sein: Infektionen im Vaginalbereich etwa wirken sich schädigend auf die Eihäute aus und verringern damit die Festigkeit der Fruchtblase. Bestehen die Eihäute aus sehr schwachem Bindegewebe, können sie aufgrund mangelnder Dehnung vorzeitig reißen.

Im Gegensatz dazu kann sich die Fruchtblase jedoch auch überdehnen, wenn es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt oder die Fruchtblase übermäßig viel Fruchtwasser aufweist. Oftmals sind Frauen unsicher, ob es sich bei der Flüssigkeitsmenge tatsächlich um Fruchtwasser handelt. Nachgewiesen werden kann das mithilfe des Lackmuspapier-Tests: Eine blau-violette Färbung steht für einen hohen pH-Wert und (leicht basischer Wert)zeigt an, dass Fruchtwasser im Spiel ist.

Sofern die kindlichen Organe weitestgehend ausgereift sind, ist ein vorzeitiger Blasensprung nicht weiter gefährlich. Ist das Kind allerdings noch nicht vollständig entwickelt, steht der Arzt vor der Wahl: entweder leitet er unverzüglich die Entbindung des Babys ein oder er wartet mit der Geburt, um dem Kind etwas mehr Zeit zur Reifung der Organe zu verschaffen.

Treten die Wehen 24 Stunden nach dem vorzeitigen Blasensprung trotz unauffälligem Befund nicht ein, wird die Geburt mithilfe von speziellen Medikamenten vorbereitet. Kritisch wird es für das Kind trotz abgeschlossener Entwicklung der wichtigsten Organe, wenn es durch den vorzeitigen Blasensprung mehrere Wochen ohne Fruchtwasser auskommen muss. Fehlstellungen der Hände, Füße oder des Kopfes sowie Störungen des Lungenwachstums können die Folge sein.

Auch kann es zu einem Nabelschnurvorfall kommen. In diesem Fall ist die Nabelschnur eingeklemmt, wodurch das Kind aufgrund der gestörten Blutzirkulation nicht richtig versorgt werden kann.

Ist eine natürliche Geburt nicht möglich, weil sich die Entzündungsparameter im Blut drastisch verändert haben, der Muttermund noch nicht bereit ist oder die Herztöne des Kindes bei der Entbindung sinken, muss ein Kaiserschnitt erfolgen.

Wehenschwäche

Unter Wehenschwäche sind Wehen zu verstehen, die zu schwach ausgeprägt sind, selten oder unregelmäßig eintreten und damit den Geburtsprozess verlangsamen oder unterbrechen. Weil das Baby durch die rhythmischen Kontraktionen der Gebärmutter immer weiter durch den Geburtskanal geschoben wird, sind funktionstüchtige Wehen wichtig, um das Kind auf natürlichem Wege holen zu können.

Eine Wehenschwäche liegt dann vor, wenn der Muttermund noch fest ist, sich nur geringfügig geöffnet und der Gebärmutterhals teilweise vorhanden ist.

Warum es bei einigen Frauen zu derartigen Komplikationen bei der Geburt kommt, kann an vielfältigen Ursachen liegen. Babys, die zu groß für das mütterliche Becken sind, Fehlbildungen der Gebärmutter, die Geburt mehrerer Kinder oder eine allgemein schwach ausgeprägte Gebärmuttermuskulatur können eine primäre Wehenschwäche zu Beginn der Geburt herbeiführen.

Um den Muttermund zu weiten, werden Medikamente wie Prostaglandingel in den Muttermund gegeben. Diese sorgen dafür, dass die Wehen aktiv werden und die Geburt des Kindes eingeleitet werden kann. Neben der intravenösen Verabreichung des Hormons Oxytocin können auch Massagen, Bewegung oder auch das Leeren des Darms und der Blase dazu beitragen, die Wehen anzuregen.

Eine Wehenschwäche kann sich jedoch auch erst im Verlauf der Entbindung bemerkbar machen. In diesem Fall spricht man von einer sekundären Wehenschwäche. Diese ist meist auf eine Fehllage (Steiß- oder Querlage) des Kindes im Mutterleib zurückzuführen.

Weil der Muttermund nicht ausreichend stimuliert wird, zieht sich der Geburtsfortschritt erheblich in die Länge, wodurch die zum Pressen benötigte Kraft der Schwangeren deutlich nachlässt. Auch eine volle Harnblase oder ein zu kleines Becken kann eine sekundäre Wehenschwäche begünstigen. Um diese zu überbrücken, sind kurze Entspannungs- und Ruhephasen einzuhalten, damit die erschöpfte Mutter neue Kräfte für das Pressen sammeln kann.

Auch kann Wärme in Form von Duschen oder Wärmflaschen sowie der Wehentropf die Wehen wieder aktivieren. Tragen derartige Maßnahmen zu keiner Besserung bei, greift die Saugglocken- oder Zangenentbindung, um die Geburt des Kindes schnellstmöglich voranzutreiben und abzuschließen.

erhöhte Wehenaktivität

Anders als bei der Wehenschwäche können Wehen bei der Geburt auch überaktiv sein. Die Wehen setzen sehr intensiv und zahlreich in recht kurzen Abständen ein. Man spricht auch von einem Wehensturm oder hyperkinetischen Wehenstörungen.

Bei betroffenen Frauen, die selbst in den kurzen Wehenpausen der Geburt starke Schmerzen verspüren, fühlt sich der Muttermund bei der Tastuntersuchung hart und straff an und reagiert empfindlich auf Berührungen.

Ein Wehensturm kann auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt werden. Ein Grund für die gehäuften und starken Kontraktionen kann die übermäßige Aktivität der Gebärmuttermuskulatur sein. Dass die Muskulatur so intensiv arbeitet, kann an der Wirkung von Medikamenten wie Prostaglandingel liegen. Diese kommen nämlich zum Einsatz, um die Wehenaktivität anzuregen. Darüber hinaus kann zu viel Fruchtwasser dazu führen, dass sich die Gebärmutter überdehnt und dadurch die Wehen stimuliert.

Liegt das Kind in der Quer- oder Steißlage oder werden mehrere Babys zur Welt gebracht, kann es ebenfalls zu hyperkinetischen Wehenstörungen kommen.

Um die krampfartigen Schmerzen der Schwangeren während der Geburt zu lindern, werden gezielte Atemtechniken, Entspannungsübungen, ein warmes Bad und krampflösende Medikamente angewandt.

Verspürt die Mutter keine Linderung der Schmerzen, kommt die Periduralanästhesie (PDA) zum Einsatz. Hierbei wird die Schwangere in der Wirbelsäulengegend betäubt, sodass die Wehen gedämpft werden und die Gebärende von den Schmerzen fast nichts mehr spürt. Eine PDA sollte jedoch erst als letzte Maßnahme erfolgen.

Weil das heftige und stetige Zusammenziehen der Gebärmutter negative Folgen für die Sauerstoffversorgung des Kindes nach sich ziehen kann, ist die Verabreichung des Notfallmedikaments Partusisten oftmals unabdingbar. Es hemmt die starken Kontraktionen und stellt somit sicher, dass genügend Sauerstoff zum Kind gelangt. Ist dies trotz aller medizinischen Maßnahmen jedoch nicht der Fall, ist ein Kaiserschnitt unabwendbar (Sectio).