Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Schwerhörigkeit

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Diagnostik
  • Konventionelle Therapie
  • Das Hörgerät
  • Das Cochleaimplantat

Krankheitsbild

Beim Hören nimmt die Ohrmuschel die Schallwellen auf, so dass sie nach der Weiterleitung durch den äußeren Gehörgang und das Trommelfell im Mittelohr durch drei kleine Gehörknöchelchen verstärkt werden können.

Die Schallwellen werden so auf das Gehörorgan im Mittelohr übertragen. Dieser Prozess kann durch vielfältige Krankheiten im Gehörgang wie im Mittelohr, aber auch im Innenohr empfindlich gestört werden. Eher selten sind der Hörnerv, die zentrale Hörbahn oder die Hirnrinde der Auslöser für Hörstörungen.


Symptome

  • partieller oder kompletter Verlust der Hörfähigkeit
  • Störung der sprachlichen Entwicklung bei Schwerhörigkeit im Kindesalter
  • Augenzuckungen
  • in manchen Fällen Schwindelattacken
  • in manchen Fällen Übelkeit und Erbrechen

Die sprachliche Entwicklung ist eng mit dem Hörvermögen verbunden. Im Falle einer angeboren Schwerhörigkeit bedeutet dies, dass auch die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes stark beeinträchtigt ist. Im stärksten Fall – einer völligen Taubheit – kann dies dazu führen, dass das Kind sich überhaupt nicht lautsprachlich verständigen kann (Taub-Stummheit).

Ist die Schwerhörigkeit später eingetreten, wird das Sprachvermögen am Anfang lediglich durch störend wahrgenommene Geräusche gestört. Später kommt die Schwierigkeit, hohe Töne (Hochtonabfall) wahrzunehmen, hinzu. Im Anschluss kann es auch zu Problemen mit dunklen Tönen kommen.

Sollte eine eitrige Entzündung des Innenohrs (Labyrinthitis) die Ursache für die Hörprobleme sein, lässt sich dies an Augenzuckungen in schneller, rhythmischer Abfolge – erst in Richtung des erkrankten Ohrs, später in Richtung des gesunden – ablesen. Begleitet werden diese Symptome von Schwindelattacken, welche Übelkeit und Erbrechen bedingen können.

Ursachen

In einigen Fällen hat man es nur mit verhärtetem Ohrenschmalz im Gehörgang zu tun. Wenn dieser entfernt wird, tritt meist sehr schnell eine Verbesserung ein.

Sind die Ursachen nicht im äußeren Gehörgang zu suchen, wird zwischen angeborener und erworbener Hörstörung unterschieden.


Angeborene Schwerhörigkeit

Eine solche hat entweder mit einer Fehlbildung des außeren oder Mittelohrs zu tun. Seltener ist eine Fehlbildung des Innenohrs verantwortlich. Gründe für die Fehlbildungen können genetisch bedingt sein oder durch Sauerstoffmangel des Kindes während der Geburt beziehungsweise Infektionen während der Schwangerschaft (inbesondere Röteln).


Erworbene Schwerhörigkeit

Mehrfach auftretende, schwere eitrige Entzündungen im Mittel- und Innenohr können zu einer erworbenen Schwerhörigkeit oder gar Gehörlosigkeit führen. Ebenfalls verantwortlich können Infektionen wie Mumps, Masern, Röteln oder eine Hirnhautentzündung sein.

Auch Anstrengungen, die eigentlich zur Heilung von Krankheiten unternommen werden, können Schwerhörigkeit auslösen. Bestimmte Antibiotika oder platinhaltige Arzneien, die Krebszellen zerstören sollen, können für eine erworbene Schwerhörigkeit verantwortlich sein.

Außerdem können Stoffwechselestörungen, welche teilweise infolge von Schilddrüsen-, Nieren- oder Leberkrankheiten auftreten, das Innenohr beschädigen.

Weitere Ursachen für erworbene Hörschwierigkeiten können der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, wie Anilin oder Nitrobenzol, Schädelverletzungen, großer Lärm oder gar explosive Schallwellen wie sie beim Schusswaffengebrauch oder Explosionen auftreten oder einfach durch die altersbedingte Verschlechterung der Funktion des Hörorgans sein. Letztere tritt meist in der Altersgruppe über 50 Jahren auf.

Diagnostik

Begonnen wird die Diagnose mit einer visuellen Untersuchung mit dem Ohrenspiel (Otoskop), um Erkrankungen oder Verletzungen des äußeren Gehörgangs, Trommel oder Mittelohrs feststellen zu können.

Mithilfe des Stimmgabelversuchs nach Weber lässt sich klären, ob eine Erkrankung des Innenohrs oder des Mittelohrs vorliegt. Der angeschlagene Ton wird von jeweils von normal hörenden Menschen, Menschen mit einer Innenohrschwerhörigkeit und Menschen mit einer Mittelohrschwerhörigkeit verschieden wahrgenommen.

Ebenfalls durch Hörtests, diesmal mit Kopfhörern (Tonschwellenaudiogramm), lässt sich feststellen, ob eine Schallleitungsstörung oder eine Schallempfindungsstörung vorliegt. Dem Patient werden Töne in festgelegter Intensität vorgespielt und festgehalten, ab welcher Schallintensität diese vom Patienten wahrgenommen werden. Die jeweiligen Audiogramme lassen sich den verschiedenen Hörstörungen zuordnen.

Konventionelle Therapie

Ist die Erkrankung durch Cerumen (umgangssprachlich „Ohrenschmalz“) oder durch Krankheiten, die den äußeren Gehörgang betreffen, verursacht, wird dieser entfernt oder die Krankheiten behandelt.

Sollte eine eitrige Entzündung des Innenohrs vorliegen, wird diese mit hoch dosierten Antibiotika bekämpft, so dass die Infektion nicht auf andere Bereiche des Hörorgans wie den Warzenfortsatz, den hinter der Ohrmuschel liegenden lufthaltigen Knochenhügel oder gar die Hirnhaut übergreifen kann.

Konnte man dies nicht verhindern, muss unter Umständen ein operativer Eingriff vorgenommen werden. So kann beispielsweise der Warzenfortsatz aufgemeißelt werden. Sollte eine Entzündung des Innenohres nicht rechtzeitig behandelt werden, kann eine komplette Taubheit und eine starke Beeinträchtigung des Gleichgewichtsempfindens die Folge sein.

Die Altersschwerhörigkeit, genauso wie die angeborene Innenohrschwerhörigkeitm ist nicht durch Bakterienbefall bedingt. Daher kann hier ein Hörgerät dem Patienten helfen. Gerade bei Kinder, welche sich noch in der sprachlichen Entwicklungsphase befinden, ist dies sehr wichtig. Geheilt werden können die Beschwerden so jedoch nicht. Sollte die Schwerhörigkeit durch starken Lärm verursacht worden sein, kann bei Vermeiden von Lärmquellen Linderung eintreten. Zumindest wenn die Lärmbelastung nicht von langer Dauer war.

Das Hörgerät

Ein Hörgerät verstärkt die Schallwellen, welche das Ohr verarbeiten soll. Dabei werden die Geräusche von einem Mikrofon aufgenommen und dann über einen kleinen Lautsprecher wieder an das Ohr ausgegeben.

Leise Töne werden dabei stärker verstärkt als laute und als Sicherheitsmaßnahme ist die maximale Lautstärke so eingeschränkt, dass sie das Ohr nicht noch weiter beschädigen kann. Zudem werden diffuse Hintergrundgeräusche nicht weitergegeben. Auch wenn Hörgeräte schon sehr ausgereift sind, ist der entstehende Höreindruck jedoch nicht vergleichbar mit dem natürlichen Höreindruck.

Der Patient muss sich erst an das neue Hörerlebnis gewöhnen. Meist sind die Hörgerate speziell für den individuellen Benutzer justiert. Sollten sich daher Störungen bemerkbar machen, sollte ein Fachmann aufgesucht werden. Auch das Hörstück ist auf den Patienten zugeschnitten. Sitzt es schlecht, kann es zu Rückkopplungen zwischen dem Mikrofon und dem Lautsprecher kommen, welche sich in lautem Pfeifen äußern.

Das Cochleaimplantat

Sollte der Hörnerv noch intakt sein, was vor allem bei jüngeren Patienten zutrifft, ist es möglich, ein Cochleaimplantat einzusetzen.

Dabei wird eine elektronische Hörprothese in die Innenohrschnecke gepflanzt und eine Elektrode direkt um den Hörnerv gelegt. Ein Kabel führt durch den Warzenfortsatz zu einem unter die Haut liegenden Empfänger. Ein kleiner Sender auf der Außenseite der Haut, der mit diesem Empfänger in Verbindung steht.

Der dazugehörige Sprachprozessor, der hinter dem Ohr angelegt wird, steuert diesen Sender. So kann Sprache in elektrische Signale umgewandelt werden, welche weitergegeben durch das Implantat den Hörnerv erreichen und stimulieren. Im Anschluss an den Eingriff wird der Sprachprozessor speziell auf den Patienten justiert.

Damit das Hören mit dem Cochleaimplantat wirklich funktioniert, sind Übungsstunden mit bestimmten akkustischen Signalen und zunehmend schwerer zu entschlüsselndem Sprachmaterial obligatorisch. Nicht nur das einwandfreie Funktionieren des Implantats ist also wichtig, sondern auch eine hohe Lernbereitschaft und Motivation des Patienten. Bis zu zwölf Monate kann es dauern, bis er zufriedenstellend hören kann.

Sollte der Patient das Lippenlesen beherrschen, kann dies den Prozess verkürzen. Das Erlernen dieser Fähigkeit und Aussprachetraining gehören daher begleitend zum Programm dazu. Durch das Implantat und das Rehabilitationsprogramm können fast alle Patienten wieder besser am sozialen Leben teilhaben, von dem sie vorher durch die Gehörlosigkeit teilweise ausgeschlossen wurden.