Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Entwicklungsstörungen

  • Krankheitsbild
  • Diagnostik
  • Symptome
  • Therapie

Krankheitsbild

Unterschieden wird bei Entwicklungsstörung zwischen Störungen in Teilbereiche der Entwicklung (motorische Störungen, Teilleistungsstörungen und Sprachstörungen) und Intelligenzminderung (geistige Entwicklungsstörung), die Auswirkungen auf mehrere Bereiche der Entwicklung haben.

Circa fünf bis fünfzehn Prozent der Schulkinder leider unter solchen Entwicklungsstörungen.


Ursachen

Die Ursachen für eine geistige Entwicklungsstörung sind in der Regel angeboren (genetisch bedingt), oder durch einen erworbenen Hirnschaden entstanden.

Oftmals sind auch Rötelinfektionen während der Schwangerschaft oder Sauerstoffmangel unter bzw., nach der Geburt, die Ursache für eine Intelligenzminderung. Aber auch Infektionen des Gehirns, Schädelhirnverletzungen oder seltene Stoffwechselerkrankungen können geistige Entwicklungsstörungen zur Folge haben.

Motorische Entwicklungsstörungen hingegen können vererbte familiäre Ungeschicklichkeit zugrunde liegen, oder aber schädigende Einflussfaktoren, die vor oder während der Geburt stattgefunden haben.

Zudem können auch eine frühkindliche Hirnschädigung oder Hirnfehlbildungen solch motorische Entwicklungsstörungen hervorrufen. Hierbei sind die Kinder aber in den meisten Fällen geistig behindert und zeigen andere Fehlbildungen auf. Außerdem treten Entwicklungsstörungen auch bei Kindern auf, die vernachlässigt werden und kaum Ansprache oder Anregungen erhalten.

Diagnostik

Bei einer geistigen Entwicklungsstörung, oder auch Intelligenzminderung existiert eine Vielfalt an Testverfahren, die die Funktion der Intelligenz und den Intelligenzquotienten (IQ) ermitteln können. Ob sich hierdurch allerdings die Intelligenz aussagekräftig überprüfen lässt, ist fraglich.

Die geistigen Entwicklungsstufen anhand eines IQ-Tests sind wie folgt eingeteilt:

  • IQ von 90 bis 120: Durchschnitt - IQ von 70 bis 80: Minderbegabung
  • IQ von 50 bis 69: Debilität (leichte Behinderung)
  • IQ von 35-49: Imbezillität
  • IQ von 20 bis 34: ausgeprägte Imbezillität
  • IQ unter 20: Idiotie

Motorische Entwicklungsstörung sind auf den ersten Blick erkennbar und bedürfen keiner besonderen Diagnosestellung.

Kindern mit dieser Form der Entwicklungsstörung gelingt es kaum grob- und feinmotorische Fähigkeiten zu erlangen (Bewegungsstörung). Hierbei spricht man auch häufig vom Syndrom des ungeschickten Kindes. Trotz alledem ist die Intelligenz bei diesen Kindern normal oder nur minder beeinträchtigt.

Symptome

Die Symptome der motorischen Entwicklungsstörung lassen sich zusammenfassend als eine allgemeine Ungeschicklichkeit bei grob- und feinmotorischen Vorgängen beschreiben, die besonders bei komplexen Bewegungsabläufen auftritt.


Beispiele hierfür sind:

  • Fangen eines Balls
  • Fahrrad fahren
  • Klettern
  • Laufen
  • Springen auf einem Bein

Aber auch der Gang ist in den meisten Fällen von unkoordinierten Bewegungsabläufen gekennzeichnet. Ein weiteres Kennzeichen ist das häufige Umwerfen von Gegenständen.

Defizite in der Feinmotorik zeichnen sich durch grobe und ungelenke Schriftbilder aus, oder aber durch Schwierigkeiten beim Essen mit Messer und Gabel.

Neben der mangelenden Grob- und Feinmotorik sind bei einer motorischen Entwicklungsstörung auch folgende Wahrnehmungsstörungen zu erkennen:

  • eingeschränkte Körperwahrnehmung
  • herabgesetzte Schmerzempfindlichkeit
  • Gleichgewichtsstörung
  • (räumliche) Orientierungsschwierigkeiten
  • mangelende Bewegungskontrolle

Außerdem ist meistens auch die Sprachkompetenz vermindert. Die Sprache ist meistens undeutlich und langsam.

Die geistige Entwicklungsstörung weist folgende Symptome auf:

  • verminderte geistige Leistungsfähigkeit
  • Probleme im Sprachverständnis und in der Sprachproduktion
  • verzögertes Denken
  • gestörte emotionale Verhaltensweisen
  • Schwierigkeiten Gefühle, wie Angst, Wut oder Freude zu kontrollieren
  • unfähiges, adäquates Verhalten in neuen Situationen
  • eingeschränkte Selbstversorgung

Umfassend lässt sich sagen, dass vor allem die auffällig gering ausgebildeten intellektuellen (kognitiven) Funktionen ein aussagekräftiges Charakteristikum für eine Intelligenzminderung ist. Dies äußert sich besonders durch unsteten Blickkontakt während der ersten Lebensmonate, spätes Erlernen der Sprache und des Ganges sowie verlangsamte Wahrnehmung, Fantasie und verspätetes Denken.

Therapie

Die Therapiemaßnahmen bei Entwicklungsstörungen unterscheiden sich deutlich zwischen motorische und geistige Entwicklungsstörung.

Bei der motorischen Entwicklungsstörung steht im Vordergrund der Therapie, die Stärkung des Selbstwertgefühls. Da etliche Kinder aufgrund ihrer motorischen Schwäche von Gleichaltrigen gehänselt oder sogar sozial isoliert werden.


Integrationstherapie

Hierbei kann die körperorientierte sensomotorische Integrationstherapie helfen, die darauf abzielt die Körperwahrnehmung sowie motorische Koordination zu verbessern und vor allem durch Erfolgserlebnisse das Selbstwertgefühl der Kinder zu optimieren.

Zudem soll die sensomotorische Integrationstherapie die Kinder und deren Eltern dabei unterstützen, mit der Ungeschicklichkeit leben zu lernen.

Ist die Koordinationsstörung nur minder ausgeprägt, fördern viel Bewegung die Bewegungsabläufe der Kinder. Gerade Sportarten, wie Schwimmen und Judo stärken die Körperwahrnehmung und –koordination. Sportarten, in denen schon früh Konkurrenz- und Leistungsdruck im Vordergrund stehen, sollten allerdings gemieden werden.


Förderung sollte früh beginnen

Die Therapiemaßnahmen der geistigen Entwicklungsstörung sollten, je nach Schwere der geistigen Behinderung, schon ab dem zweiten Lebensjahr eingeleitet werden. Angefangen mit heilpädagogischer Frühförderung, Ergotherapie und späteren Lerntherapie wird somit eine individuelle Förderung des Kindes gewährleistet.

Deshalb sollten sich die Eltern schon früh ausgiebig beraten lassen, um sich auf die zu erwartenden Enttäuschungen vorzubereiten und um realistische Einstellungen im Bezug auf die Fähigkeiten ihres Kindes zu entwickeln.

Eine geistige Behinderung ist zwar nicht heilbar, dennoch sollten dem Kind die Möglichkeiten offenstehen, sich dem Schweregrad der Behinderung so weit wie möglich entfalten zu können und sozial integriert zu bleiben.

Liegt der IQ unter 70, so ist ein späteres selbständiges Leben nur begrenzt möglich. Spezielle Wohnheime bieten sich hier als eine lebensunterstützende Maßnahme an. Medikamentöse Behandlungen werden eingeleitet, wenn Verhaltensauffälligkeiten, wie starke und schwer kontrollierbare Aggressivität auftreten.