Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Informationen über: Gicht

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Überblick
  • Behandlung und Therapie
  • Ernährung
  • Das ist ungesund für Sie
  • Das ist gesund für Sie

Krankheitsbild

Gicht, auch Zipperlein genannt, ist eine typische Wohlstandskrankheit. Sie ist gekennzeichnet durch erhöhte Harnsäurewerte im Blut. Sobald die Harnsäurekonzentration im Blut einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, bilden sich winzige Harnsäure-Kristalle, die sich bevorzugt im Gelenkspalt ablagern.

Dort reizen sie die Gelenkhaut und es kommt zu hoch akuten und schmerzhaften Entzündungen. Wenn die mit Kristallen gefüllten Knoten aufplatzen kommt zum typischen, extrem schmerzhaften, akuten Gichtanfall.

Typischerweise treten die ersten Beschwerden am großen Zeh auf. Man vermutet, dass Kältereize dafür verantwortlich sind. Denn wenn nachts die Beine unbedeckt sind, kühlt der Zeh besonders stark ab. Weil die Harnsäure bei geringerer Körpertemperatur schlechter im Blut löslich ist, bilden sich bei geringerer Körpertemperatur eher die Kristalle. Deshalb sind kühlere Körperregionen am ehesten betroffen.

Etwa 30 Prozent der männlichen Bevölkerung weisen zu hohe Harnsäurewerte auf, zehn Prozent von ihnen leiden an Gicht. Frauen erkranken vor den Wechseljahren fast nie an Gicht, denn Östrogen erhöht die Harnsäure-Ausscheidung.


Diagnose

Der erhöhte Harnsäurespiegel im Blut kann mit Hilfe einer einfachen Blutuntersuchung festgestellt werden.


Verlauf/Folgen

Zwischen den einzelnen Gichtanfällen können Monate bis Jahre vergehen, ohne dass erneut Beschwerden auftreten. Wenn die Gicht jedoch unbehandelt bleibt oder die Ernährungsrichtlinien nicht eingehalten werden, kann sie chronisch werden. Die schmerzfreien Perioden werden dann immer kürzer und es kommt zu Folgeerscheinungen. Die Gichtknoten zerstören im Laufe der Zeit die Gelenke. Es treten Verformungen oder Arthrose auf bis hin zur Gelenkversteifung. Auch in anderen Organen und Geweben kann die Gicht zu Zerstörungen führen. So kommt es relativ häufig zu Bluthochdruck und Nierenschäden bei Gichtkranken.

Ursachen

Die erhöhten Harnsäurewerte im Blut gehen auf eine Stoffwechselstörung zurück, bei der:

  • die Harnsäure nicht mehr ausreichend über die Nieren ausgeschieden werden kann oder
  • die körpereigene Harnsäureproduktion erhöht ist.

Beides führt zu einem Anstieg der Harnsäurespiegel im Blut.


Neben erblicher Veranlagung ist vor allem die Ernährung schuld

Meist liegt der Gicht eine Ausscheidungsschwäche für Harnsäure zugrunde. Die Veranlagung ist erblich bedingt. Damit die Krankheit jedoch ausbricht, müssen begünstigende Faktoren hinzukommen, dazu zählen in erster Linie:

  • reichliche, fette und fleischreiche Ernährung und
  • Alkohol.

Diese Auslösefaktoren sind vor allem in unserer Wohlstandsgesellschaft zu finden. Daher kommt Gicht auch in Ländern mit hohem Lebensstandard gehäuft vor. Hier weisen etwa ein bis drei Prozent aller Männer erhöhte Harnsäurewerte auf, Frauen erkranken zehnmal seltener. Neben falscher Ernährung können Krankheiten wie Krebs, Leukämie und Diabetes sowie Arzneimittel, zum Beispiel harntreibende Medikamente, die Gicht begünstigen.

In ganz seltenen Fällen liegt der Gicht eine angeborene Stoffwechsel-Störung zugrunde. Bei dieser so genannten primären Gicht fehlt Betroffenen ein Enzym, was zu einer vermehrten Harnsäureproduktion führt.


Die Entwicklung der Krankheit verläuft schleichend

Erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Blut machen zunächst keine Beschwerden. Erst wenn der Harnsäurespiegel im Blut neun Milligramm pro 100 Milliliter Blut übersteigt, kommt es zu ernsten Folgen. Ab dieser Konzentration kann die Harnsäure nämlich nicht mehr im Blut gelöst bleiben und kristallisiert aus. Wenn dies in den Gelenken erfolgt, wird ein Gichtanfall ausgelöst. Der erste kommt meist wie aus heiterem Himmel. Unbehandelt kann er Tage bis Wochen dauern.

Überblick

Beim akuten Gichtanfall können Schmerzmittel und kühle Umschläge die Beschwerden lindern.

Zur Vorbeugung kommt neben der konsequent einzuhaltenden medikamentösen Therapie mit Antirheumatika der richtigen Ernährung entscheidende Bedeutung zu. Menschen mit erhöhten Harnsäurewerten müssen sich streng an die Gichtdiät halten.

Bei der Gichtdiät handelt es sich um eine so genannte purinarme Ernährung. Die Purine, die in höchstens geringer Menge gegessen werden dürfen, sind Stoffe, die im Körper zu Harnsäure abgebaut werden. Sie kommen vor allem in tierischen Lebensmitteln gehäuft vor. Bei der Gichtdiät wird daher auf Fleisch und Fleischprodukte weitgehend verzichtet und dafür mehr Gemüse gegessen.


Halten Sie Normalgewicht

Wer neben erhöhten Harnsäurewerten auch Übergewicht aufweist, sollte darüber hinaus kalorienreduziert essen, um das Übergewicht abzubauen.


Treiben Sie Sport

Sorgen Sie für regelmäßige körperliche Aktivität. Sie hat sich als ausgesprochen günstig für den Krankheitsverlauf erwiesen.

Behandlung und Therapie

Folgende Therapieverfahren werden unter anderem ergänzend zur purinarmen Ernährung eingesetzt:

  • Akupunktur
  • Eigenbluttherapie
  • Neuraltherapie gegen die Schmerzen
  • Sauerstoff- und Ozontherapie


Homöopathische Arzneimittel

Colchicum

 

bei wandernden Gelenkschmerzen und wechselnd rot bzw. blass gefärbten Schwellungen; Schwäche; Verschlimmerung durch Kälte und Bewegung; Besserung durch Wärme und Ruhe.

Ledum

 

bei Rückensteifheit nach langem Sitzen und Neigung zu frösteln; Verschlimmerung durch Bettwärme; Besserung durch Kälte und kalte Güsse.

Lycopodium

 

für hypochondrische, missmutige Menschen; Verschlimmerung durch Ruhe und Wärme, Besserung durch kühle frische Luft und Bewegung.


Bei akutem Gichtanfall:

Arnica

wenn kalte Auflagen lindern.

Belladonna

wenn warme Auflagen lindern.


Hausmittel

Beim akuten Anfall lindern kalte Umschläge die Beschwerden. Bei chronischen Gelenkschmerzen haben sich als hilfreich erwiesen:

  • Auflage mit Johanniskrautöl

Ein Mullläppchen mit Johanniskrautöl tränken, auf die schmerzenden Gelenke legen und mit einer elastischen Mullbinde unter Vermeidung von Druck fixieren.

  • warme Vollbäder mit Heublumen, Schachtelhalm, Zinnkraut, Rosmarin, Sumpfporst oder Schafgarbe.

Ernährung

Um einen Gichtanfall zu vermeiden, sind eine lebenslange Einhaltung einer purinarmen Diät und Mäßigkeit beim Alkoholkonsum nötig. Wenn Alkohol, dann entscheiden Sie sich für Wein. Er scheint am wenigsten Einfluss auf das Gicht-Risiko zu haben.


Allgemeine Ernährungsempfehlungen

  • Falls Sie übergewichtig sind, sollten Sie abnehmen, aber keinesfalls radikal! Durch eine falsche Reduktionsdiät können Sie sogar einen Gichtanfall auslösen.
  • Ihre Ernährung sollte purinarm sein (maximal 300 Milligramm Purine pro Tag), am einfachsten erreichen Sie dies mit einer fleischarmen Diät (keine Innereien, wenig Fleisch und Wurst) und reduzieren Sie den Verzehr von Hefeprodukten, Fisch und Hülsenfrüchten. Nähere Hinweise finden Sie unten.
    Übrigens: es ist weniger gefährlich, einmal eine Mahlzeit mit zu hohem Puringehalt zu sich zu nehmen, als ständig kleine Diätsünden zu begehen!
  • Verzichten Sie auf Lebensmittel, die mit Fruktose gesüßt sind, zum Beispiel entsprechende Getränke.
    Denn mit steigendem Fruktosekonsum scheint das Gichtrisiko anzusteigen. Das hat eine neue Studie ergeben. Dabei verdoppelte bereits ein fruktosegesüßter Softdrink pro Tag die Gichtrate.
  • Essen Sie regelmäßig pflanzliche Rohkost. Dies führt zu einer basischen Reaktion in Ihrem Körper, wodurch mehr Harnsäure ausgeschieden werden kann.
  • Trinken Sie reichlich. Zweieinhalb bis drei Liter pro Tag sollten es schon sein. Auch Tee und Kaffee sind erlaubt und gelegentlich mal ein Glas eines alkoholischen Getränks, aber keinesfalls mehr! Und beachten Sie: die meisten Gichtanfälle werden durch Bier ausgelöst! Wenn es unbedingt mal ein kleines Gläschen Alkohol sein muss, dann wählen Sie ein anderes Getränk, zum Beispiel Wein.
  • Verzehren Sie täglich fettarme Milch und Milchprodukte.
  • Schränken Sie Ihren Verzehr an Kochsalz ein und meiden Sie salzreiche Speisen/Lebensmittel.

Entscheidend ist, dass Ihre Nahrung arm an so genannten Purinen ist; denn spezielle die Abbauprodukte der Purine sind Auslöser Ihrer Beschwerden. Folgende Lebensmittellisten sollen Ihnen helfen, die für Sie geeigneten Produkte auszuwählen.

Das ist ungesund für Sie

Folgende Lebensmittel enthalten mehr als 200 Milligramm Purin pro 100 Gramm und sind damit ungeeignet für Sie.

Fleisch

Fleischextrakt, Innereien (auch von Wild und Geflügel), Herz, Kalbsbries, Leber, Niere, Zunge, Leberwurst

Fisch

geräucherter Fisch, Fischkonserven, Hering, Sardellen (Anchovis), Sprotten, Garnelen, alle Fische, die kleiner als eine Forelle sind

Gemüse

weiße Bohnen, grüne Erbsen, Linsen

Getränke

alkoholische Getränke, vor allem Bier


Bedingt (1x am Tag) geeignete Nahrungsmittel

Folgende Lebensmittel enthalten 50 bis 200 Milligramm Purin pro 100 Gramm.

Fleisch

Kalbfleisch, Rindfleisch, Schweinefleisch, Fleischbrühe, Geflügel, Wild, Wurstwaren

Fisch

Forelle, Heilbutt, Kabeljau, Schellfisch, Seezunge, Schalen- und Krustentiere, Kaviar, alle Fische, die größer als eine Forelle sind.

Gemüse

Hülsenfrüchte, Linsen, Erbsen, Bohnen, frische Erbsen, Pilze, Spargel, Spinat, Rosenkohl, Grünkohl

Kartoffeln

Bratkartoffeln, Pommes frites

Sonstiges

Pfannkuchen, Reibekuchen, Erdnüsse

Das ist gesund für Sie

Folgende Lebensmittel sind purinfrei oder sehr purinarm oder in einer Form, die nicht zu Harnsäure abgebaut wird und damit geeignet für Sie.


Gemüse/Salat

Blumenkohl, grüne Bohnen, Kohlrabi, Gurke, Karotten, Rosenkohl, rote Beete, Rotkohl, Sauerkraut, Schwarzwurzeln, Tomaten, Weißkohl, Wirsing, Zwiebeln, Endivien, Kopfsalat, Radieschen, Rettich

Kartoffeln

als Klöße, Püree, Suppe, Salzkartoffeln

Nährmittel

Cornflakes, Milchreis, Müsli (ohne Nüsse), Nudeln, Reis, Sago, Stärkemehl, Brot

Milchprodukte

Brie, Camembert, Emmentaler, Limburger, Frischkäse, Joghurt, Quark, Schlagsahne, Buttermilch, Milch

Obst

Äpfel, Apfelmus, Ananas, Apfelsinen, Aprikosen, Bananen, Birnen, Datteln, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Kirschkompott, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen, Preiselbeeren, Stachelbeerkompott

Getränke

Fruchtsäfte, Gemüsesäfte, Kakao, Kaffee, Milch, Mineralwasser, Tee

Gewürze

Anis, Curry, Dill, Essig, Knoblauch, Kümmel, Lorbeer, Meerrettich, Muskat, Nelken, Paprika, Petersilie, Pfeffer, Salz (wenig), Schnittlauch, Thymian, Vanille, Zimt

Sonstiges

Eier, Aufläufe, Senf, Ketchup, Tomatenmark


Trinken Sie Kaffee!

Studien haben ergeben, dass vier und mehr Tassen Kaffee pro Tag den Harnsäurespiegel und damit das Gichtrisiko um 40 bis 60 Prozent senken können. Entkoffeinierter Kaffee wirkt weniger stark, Tee oder andere koffeinhaltige Getränke zeigen keine Wirkung.

 


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