Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Hodenhochstand (Hodenretension)

  • Krankheitsbild
  • Verschiedene Formen
  • Ursachen und Symptome
  • Diagnose
  • Therapie

Krankheitsbild

Der Hodenhochstand ist eine Erkrankung des männlichen Hodens. Dabei befinden sich ein oder beide Hoden nicht wie üblich im Hodensack (Skrotum), sondern sind in die Bauch- oder Leistengegend verschoben.

Von dieser Entwicklungsstörung des Harn- und Geschlechtsapparat, die fachmedizinisch auch Hodenretension genannt wird, sind ausschließlich Säuglinge männlichen Geschlechts betroffen, da ein Hodenhochstand bereits bei der Geburt vorhanden ist.

Während der Entwicklung des Embryos im Mutterleib dringen die Hoden nicht bis in den Hodensack, sondern verbleiben in darüber liegenden Bereichen. Etwa drei bis fünf Prozent der Neugeborenen sind davon betroffen.


Kinderurologen konsultieren

Weil ein Hodenhochstand Spätfolgen, wie Zeugungsunfähigkeit oder ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs, verursachen kann, ist immer eine fachärztliche Betreuung notwendig.

Da sich die Hoden jedoch in einigen Fällen kurz nach der Geburt oder in den ersten sechs Lebensmonaten des Kindes spontan von selbst in die richtige Lage positionieren können, erfolgt eine Therapie meist erst vor Vollendung des ersten oder zweiten Lebensjahres.

Verschiedene Formen

Die Abwanderung der Hoden, die im siebten Schwangerschaftsmonat von der Bauchhöhle in den Hodensack erfolgt, ist also gestört oder verzögert.


Bauchhoden und Leistenhoden

Je nachdem, wo sich der Hoden stattdessen befindet, wird zwischen verschiedenen Formen des Hodenhochstands differenziert. Während sogenannte Bauchhoden in der Bauchhöhle festsitzen, befinden sich die Leistenhoden im Leistenkanal.


Gleithoden

Der Gleithoden dagegen wird durch einen zu kurz entwickelten Samenstrang verursacht, weshalb der Hoden oberhalb des Hodensacks liegt und in den Leistenkanal zurückgleitet.


Pendelhoden

Eine Sonderform stellt der Pendelhoden dar. Während die anderen Formen des Hodenhochstands eine dauerhafte, krankhafte Lageabweichung aufweisen, weicht der Pendelhoden nur unter bestimmten Umständen in eine andere Position ab.

So sorgen Muskelreflexe, die zum Beispiel durch Stressmomente oder Kälte ausgelöst werden, zu einer vorübergehenden Abwanderung des Hodens aus dem Hodensack nach oben in den Leistenkanal.


Hodenektopie

Bei der sogenannten Hodenektopie – ein weiterer Spezialfall – ist der Hoden an einer Stelle zu finden, die nicht auf dem herkömmlichen Abstiegsweg liegt.

Ursachen und Symptome

Zu den häufigsten Ursachen für die Fehlentwicklung gehören hormonelle Störungen.

Die Hormone Testosteron und Gonadotropin lösen während der Schwangerschaft die Abwanderung des Hodens vom Bauchraum in den Hodensack aus. Leidet das Neugeborene jedoch an einem Hormonmangel, kann ein Hodenhochstand die Folge sein.

Darüber hinaus können auch eine genetisch bedingte Veranlagungen sowie Störungen bei der kindlichen Entwicklung im Mutterleib für die Entstehung der Hodenfehllage verantwortlich sein.


Symptome

Weil sich ein oder beide Hoden nicht im, sondern oberhalb des Hodensacks befinden, ist der entsprechende Hodensack nicht gefüllt. Stattdessen befinden sich die Hoden – je nach Art der Lage – zum Beispiel im Leistenkanal oder in der Bauchhöhle.

Optisch weist ein Hodenhochstand in der Regel jedoch keine (oder erst sehr spät) auffälligen Anzeichen einer Entwicklungsstörung auf und geht auch nicht mit Schmerzen einher.


Späte Nachwirkungen

Allerdings kann ein Hodenhochstand, der bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres nicht behandelt wurde, gravierende Spätfolgen nach sich ziehen. So können noch Jahre später Unfruchtbarkeit oder Leistenbrüche hervorgerufen sowie das Risiko für Hodenkrebs im Erwachsenenalter deutlich erhöht werden.

Auch eine Hodenverdrehung (Hodentorsion), bei der durch die Verdrehung des Hodens die Blutzufuhr abgeschnitten ist und schlimmstenfalls zum Absterben des Hodengewebes führt, kann die Folge sein. Betroffen sind vor allem Neugeborene mit einem Gleit- oder Pendelhoden.

Diagnose

Stellt der behandelnde Urologe bei der körperlichen Untersuchung (im Liegen, Sitzen und Stehen) auf beiden Seiten keine Hoden fest, schließt sich ein Hormonstimulationstest an.


Hormonstimulationstest

Mithilfe dieses Verfahrens kann nachgewiesen werden, ob das Neugeborene überhaupt Hodengewebe aufweist. Bestätigt der Test einen hohen Testosteronspiegel, handelt es sich um einen beidseitigen Hodenhochstand.

Fehlt das Hodengewebe vollständig, ist der Testosterongehalt deutlich niedriger. Der Arzt versucht im nächsten Schritt die Lage des Hodens zu erfühlen.


Weiterführende Diagnostik

Jedoch nicht immer können die fehlplatzierten Hoden ertastet werden. Das ist zum Beispiel beim Bauchhoden der Fall. Dann werden Diagnoseverfahren wie die Kernspintomographie oder Ultraschallaufnahmen des Bauchraums und der Leiste notwendig. Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) kann gegebenenfalls auch mehr diagnostische Klarheit verschaffen.

Grundsätzlich wird ein Hodenhochstand frühzeitig im Rahmen der üblichen U1-Untersuchungen für Neugeborene durch den Kinderarzt diagnostiziert. Für die Untersuchung, ob ein Pendel- oder ein Gleithoden vorliegt, ist eine warme Umgebung, in der das Kind sich entspannen kann, sehr wichtig.

Therapie

Ein unbehandelter Hodenhochstand kann im Verlauf der Jahre starke Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Um Risiken wie Unfruchtbarkeit vorzubeugen, erfolgt eine Behandlung meist noch vor Beginn des ersten Lebensjahres des Säuglings. Abgeschlossen sollte die Behandlung jedoch allerspätestens vor Vollendung des zweiten Lebensjahres sein.

Ein Pendelhoden stellt keine Erkrankung dar, sondern eine Abweichung, die häufiger in der Vorpubertät auftritt und daher nicht therapiert werden muss.

Abhängig vom Untersuchungsbefund können zwei unterschiedliche Therapieformen zum Einsatz kommen:


Hormonelle Therapie

In Abwägung mit möglichen Nebenwirkungen, wie häufigere Erektionen, innere Unruhe o.ä., kann der Facharzt eine medikamentöse Therapie mit Gonadotropin verordnen. Dieses kurbelt die Produktion des Geschlechtshormons Testosteron an, dessen Mangel oft für einen Hodenhochstand ursächlich ist. Auf diese Weise soll der Hoden zur Abwärtswanderung stimuliert werden. Die Gabe von RH-Hormonen erfolgt meist durch ein Nasenspray, HCG-Hormone werden in die Muskulatur injiziert.


Operative Therapie

Eine operative Therapie erfolgt meist dann, wenn eine Hormontherapie keinen Erfolg erzielen konnte, eine Hodenektopie vorliegt oder eine Behandlung zu spät erfolgt ist.

Damit der Hoden im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs in die korrekte Position zurückgeführt werden kann, wird der Hoden über einen kleinen Schnitt in der Leistengegend in den Hodensack gezogen und dort festgenäht. Auf diese Weise wird ein erneutes Verrutschen in den Leistenkanal unterbunden.

Jedoch kann nicht vollkommen ausgeschlossen werden, dass der fixierte Hoden trotz erfolgreicher Operation im Laufe der Zeit erneut nach oben wandert. Um einen solchen Vorgang zu verhindern, ist eine regelmäßige Nachkontrolle im Nachfolgejahr unbedingt notwendig.

Auffälligkeiten der Hoden (Vergrößerung etc.), die im Jugendalter auftreten, sollten umgehend vom Urologen untersucht werden, da die chirurgische Korrektur des Hodens das Risiko für Hodenkrebs nicht senken kann.