Behandlungsmethoden

Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation

  • Beschreibung
  • Durchführung
  • Anwendung und Risiken

Beschreibung

Eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation wird zur Regenerierung des blutbildenden Systems im menschlichen Organismus vorgenommen. Durch bösartige Erkrankungen oder angeborene Immundefekte kann das Knochenmark so stark geschädigt werden, dass es im Rahmen einer Transplantation von gesundem Mark ersetzt werden muss.

Das Knochenmark ist das wichtigste blutbildende Organ im menschlichen Körper, da es die sogenannten pluripotenten Stammzellen (Blutstammzellen) bildet. Aus diesen entstehen die einzelnen Blut- und Immunabwehrzellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten).

Normalerweise werden im Knochenmark ein Leben lang die lebenswichtigen Blutzellen nachgebildet. Kommt es jedoch zu einer Störung dieser Stammzellentwicklung, müssen dem Betroffenen intakte Blutzellen transplantiert werden. Dabei unterscheidet man zwischen der allogenen und der autologen Knochenmarkübertragung.

  • allogen (Spenderknochenmark)
  • autolog (Eigenmarkspende)

Für eine optimale Verträglichkeit der übertragenen Zellen muss das Spenderknochenmark mit dem des Empfängers kompatibel sein. Dafür werden die sogenannten HLA-Gewebemerkmale (humane Leukozyten-Antigene) auf Ähnlichkeit getestet.

Generell sind Geschwister am besten für eine Knochenmarktransplantation geeignet. Die Wahrscheinlichkeit für einen passenden Spender in der Familie liegt bei rund 25 Prozent. Alternativ wird für den Patienten ein Fremdspender gesucht, der in einem Knochenmarkregister aufgeführt ist.

Eine Knochenmarktransplantation ist ein belastender Eingriff für den Betroffenen. Doch in den meisten Fällen rettet die Operation das Leben des Patienten.

Durchführung

Nachdem der HLA-Test den geeigneten Spender herausgestellt hat, kann die Knochenmark- oder Stammzelltransplantation erfolgen. Der beschwerliche Eingriff muss sorgfältig vorbereitet werden.

Zunächst werden im Rahmen einer Strahlen- oder Chemotherapie die geschädigten Blutstammzellen des Patienten vollständig abgetötet (Konditionierungstherapie). Erst nach Beseitigung aller Zellen kann das neue Knochenmark sicher anwachsen.

Der auch im Vorfeld durchzuführende Vorgang der Stammzellenspende kann auf unterschiedlichem Wege erfolgen:

  • Transplantation von rotem Knochenmark (klassische Methode): Unter Vollnarkose werden dem Spender über eine Punktionsnadel 1.000 bis 1.200 Milliliter Stammzellenblut entnommen.

  • periphere Blutstammzellspende (moderne Methode): Mehrere Tage lang werden dem Spender blutbildende Wachstumsfaktoren verabreicht. Diese regen das Übertreten der Knochenmarkstammzellen in das Blut an. Sobald genug Stammzellen im Blut vorhanden sind, können diese durch eine spezielle Blutzellseparation (Leukapherese) gewonnen und für die Transplantation konzentriert werden. Entscheidender Vorteil dieser Methode ist, dass sich sowohl Spender als auch Empfänger wesentlich schneller von dem Eingriff erholen. Besonders beim Empfänger regeneriert sich die Immunabwehr schneller, was die Gefahr für schwerwiegende Infektionen deutlich reduziert.

  • Stammzellentransplantation aus Nabelschnurblut: Unmittelbar nach der Geburt wird dem Säugling Nabelschnurblut mit Stammzellen entnommen. Die so gewonnenen Stammzellen können gespendet oder für den eigenen Gebrauch eingelagert werden.

Sobald die Stammzellen des Knochenmarks in entsprechender Aufbereitung zur Verfügung stehen, erfolgt die Transplantation. Dazu wird dem Patienten ein zentralvenöser Katheter gelegt, der bis zum rechten Herzvorhof eingeführt wird. Auf diese Weise werden die Stammzellen in den Blutstrom geleitet und erreichen das Knochenmark, wo sie sich ansiedeln. Nach etwa drei bis sechs Wochen kann das neue Knochenmark wieder selbstständig Blutzellen in ausreichender Menge produzieren. Solange werden bei dem Patienten Bluttransfusionen durchgeführt.

Auch leichte oder vorübergehende Unverträglichkeitssymptome gegenüber dem neuen Knochenmark können dauerhafte Schäden an den inneren Organen hinterlassen. Aus diesem Grund muss der Empfänger für längere Zeit immunabwehrunterdrückende Medikamente einnehmen.

Anwendung und Risiken

Eine Knochenmarktransplantation wird zur Behandlung von Leukämie, angeborenen Immundefekten, schweren Anämien und auch Lymphdrüsenkrebs angewendet. Ziel der Stammzellenübertragung ist es, das krankheitsgeschädigte Blutbildungssystem des Patienten wieder zu regenerieren.

Auch nach Chemotherapien kann eine Knochenmarktransplantation notwendig werden, wenn die Zytostatika der Krebstherapie auch die Blut- und Immunzellenbildung abgetötet haben.

Jedoch ist eine Stammzellenübertragung mit etlichen Risiken verbunden, da die körperliche Immunabwehr des Patienten wesentlich geschwächt wird. Auslöser dafür ist der Mangel an Blutzellen, der bereits infolge der Konditionierung aufkommt. Zudem leiden auch alle anderen Körperzellen unter der aggressiven Chemotherapie (z.B. Haarausfall). Auch die Ganzkörperbestrahlung geht mit Nebenwirkungen einher (z.B. optische Linsentrübung).

Auch in den ersten Wochen nach der Transplantation kann das neue Knochenmark noch nicht ausreichend Blutzellen nachbilden, weshalb der Betroffene sehr anfällig für Infektionen ist. In den meisten Fällen dauert es rund ein Jahr bis sich das Immunsystems des Patienten wieder vollständig regeneriert hat.

Zu den normalen Komplikationen, die im Rahmen einer Knochenmarktransplantation auftreten, gehören Erbrechen, Durchfall, Fieber oder Übelkeit. Auch eine Unverträglichkeitsreaktion des Körpers auf die Spenderstammzellen ist eine typische Beschwerde in den ersten Wochen nach der Gewebeübertragung.

Bei der autologen Knochenmarktransplantation ist die Gefahr, dass sich die geschädigten Zellen vermehren und eine Neuerkrankung auslösen das Hauptrisiko des Eingriffs.

 


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