Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Narben

  • Krankheitsbild
  • Formen der Narbenbildung
  • Ursachen
  • Diagnose und Therapie

Krankheitsbild

Narben können bei der Wundheilung entstehenBei Narben handelt es sich um sichtbare Rückstände einer bereits verheilten Haut­wunde. Diese kann durch Unfälle, Schnittver­letzungen oder Operationen verursacht sein.

Im Unterschied zu oberflächlichen Wunden entstehen Narben oft aus tieferliegenden Verletzungen oder Verbrennungen, bei denen die darunter liegenden Hautschichten sowie das Bindegewebe beschädigt wurden.


Wundheilungsprozess des Körpers

Im Rahmen der Selbstheilung bildet der Körper faserreiches Ersatzgewebe, das weniger elastisch ist und keine Pigmentzellen hat. Dadurch entsteht eine erhabene und zunächst rötliche Narbe, da das neu gebildete Gewebe stark durchblutet wird.


Narbenheilung

Im Verlauf der Zeit werden die Blutgefäße der Narbe jedoch immer weniger durchblutet, weshalb die Narbe zunehmend verblasst und sich auch absenkt. Das Narbengewebe nimmt schließlich eine weißliche Farbe an und erscheint insgesamt unscheinbarer.


Symptome

Narben, die sich an offensichtlichen Stellen wie Händen, Dekolleté, Hals und Gesicht befinden und sich nicht immer durch Kleidung bedecken lassen, stellen für Betroffene häufig eine psychische Belastung dar.

Neben ästhetischen Einschränkungen des Hauterscheinungsbildes, können Narben auch zu Begleiterscheinungen, wie Juckreiz, Spannungszuständen oder Schmerzen, führen.

Ob und welche Symptome auftreten, hängt in der Regel von der Narbenart und der Größe der zu verheilenden Wunde ab. Während einige Narben lediglich äußerlich in Erscheinung treten und keinerlei Beschwerden verursachen, gehen andere Narben mit Juckreiz und Rötungen einher und führen zu unangenehmen Spannungsgefühlen.

Formen der Narbenbildung

Je nach Wundheilung, Aussehen und Beschaffenheit des Gewebes, unter­scheiden Mediziner zwischen verschiedenen Narbentypen.

Zusätzlich können weitere Einflussfaktoren, wie Krankheiten oder Tabakkonsum, den Verlauf der Narbenbildung mitbestimmen.


Keloide, wuchernde Narben

Keloide sind rötliche, dicke Gewebewucherungen, die über das Verletzungsgebiet weiter wachsen und äußerlich einer Geschwulst ähneln. Grund dafür ist eine Überproduktion von Bindegewebe, die häufig auch anlagebedingt ist. Bereits leichte Berührungen lösen empfindliche Reaktionen, wie Juckreiz oder Schmerzen, aus. Besonders Verbrennungen begünstigen die Entstehung von Keloiden.


Hypertrophe (wulstige) Narben

Ähnlich wie bei Keloiden gibt es auch bei hypertrophen Narben zu viel überflüssiges Gewebe, sodass sich das Ersatzgewebe wulstig anfühlt und erhaben ist. Jedoch ragt dieses nicht über die gesunde Haut hinaus, sondern beschränkt sich auf das verletzte Hautareal. Häufig werden hypertrophe Narben zusätzlich von Juckreiz und Rötungen begleitet. Verbrennungen, Infektionen sowie Zugspannung auf die Narbe, die durch ständige Bewegung des Körpers verursacht wird, tragen häufig zur Bildung solcher Narbengeschwülste bei.


Atrophe (eingesunkene) Narben

Atrophe Narben sind eingesunkene oder geplatzte Narben, die unter dem Hautniveau liegen und äußerlich an Grübchen erinnern. Eine Mangelproduktion an Bindegewebsfasern bei der Wundheilung ist für diese „versteckte“ Narbenbildung der Grund. Der Verlust des Wundgewebes kann nicht vollständig ersetzt werden, weshalb es zur Einsenkung der Narbe unter die Hautoberfläche kommt. Solche nach innen gerichteten Narben entstehen beispielsweise durch ausgeprägte Akne oder durch Zugspannung und Dehnung von Operationsnarben.


Sklerotische Narben (Schrumpfnarben)

Bei sogenannten Schrumpfnarben bilden sich die Kollagenfasern unter dem Hautniveau, weshalb sich die Narbe nach innen zusammenzieht. Das neugebildete Gewebe ist stark verkürzt, sehr hart, unelastisch und trocken, was zu Bewegungseinschränkungen und Spannungen führt. Speziell bei sklero­tischen Narben in Gelenknähe, kommt es oft zu Funktionsbeeinträchtigungen.

Darüber hinaus gibt es pigmentierte Narben, Dehnungs- oder Schwangerschaftsstreifen sowie Borderline-Narben.

Ursachen

Narben entstehen durch den Wundheilungsprozess nach Verletzungen, Unfällen, operativen Eingriffen, Verbrühungen oder Verbrennungen.

Im Rahmen der Selbstheilung produziert der Organismus Ersatzgewebe, das die Wunde versiegelt. Die Narbe ist dabei das letzte Stadium der Wundheilung, das als sichtbares Zeichen der Hautverletzung zurückbleibt.


Alter und Hautdicke

Wie schnell eine Narbe auftritt oder auffällig bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So spielt das Lebensalter des Betroffenen oder die Dichte der Haut eine Rolle. Dabei gilt, je dicker die Haut, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Narbenbildung.


Dehnung und Wachstum

Auch die Dehnung oder Zugspannung der Haut während der Wundheilung beeinflusst die Größe der Narbe. Zudem neigen Kinder und Jugendliche infolge des Wachstumsprozesses zu einer stärkeren Narbenbildung.


Gewichtsschwankungen

Genauso können Dehnungsstreifen, die durch sportliche Aktivitäten, einer drastischen Gewichtszunahme, schnellem Wachstum oder einer Schwangerschaft (Schwangerschaftsstreifen) auftreten, als helle Hautstreifen sichtbar werden. Dabei handelt es sich allerdings – ähnlich wie bei Rückständen nach der Laserentfernung von Tattoos – nicht um herkömmliche Narben, die durch die Schließung offener Wunden ausgelöst werden.


Infektion der Wunde

Ebenso fördern Wundinfektionen sowie Schmutzpartikel und andere Fremdkörper die Narbenbildung. In wenigen Fällen können sich Narben auch ohne zunächst erkennbare Ursache entwickeln. Eine Untersuchung beim Facharzt kann jedoch den Auslöser aufdecken. So führt beispielsweise die entzündliche Erkrankung Sarkoidose zu Veränderungen der Haut, die Narben sehr ähnlich sind.

Diagnose und Therapie

Aufgrund der äußerlichen Auffälligkeit ist eine Narbe einfach feststellbar. Da Narbengewebe in den meisten Fällen mit bloßem Auge erkennbar ist, wird auch von einer Blickdiagnose gesprochen.

Jedoch existieren auch Narben, die zum Beispiel nach einem operativen Eingriff fast vollständig ausgeheilt sind und die Wunde gut verschlossen haben. Dann sind Narben nicht immer auf den ersten Blick zu sehen. Mit entsprechenden Hilfsmitteln, wie einem speziellen Lupengerät, lassen sich diese jedoch auch feststellen.


Medikamentöse Therapie

Narben können für Patienten eine seelische Belastung bedeuten. Um sichtbares Narbengewebe unscheinbarer wirken zu lassen, werden deshalb spezielle Medikamente verabreicht. Vor allem bei hypertrophen Narben werden kortisonhaltige Salben oder Injektionslösungen angewandt, um sowohl das Narbengewebe abzuflachen und weicher zu machen als auch die Überproduktion von Bindegewebsfasern zu hemmen.

Je nach Art und Umfang der Narbe können weitere Mittel aus Vitamin A-Säure (zum Beispiel gut bei Akne-Narben) oder Östrogene verschrieben werden. Auch Kollagen, körpereigenes Fettgewebe oder Hyaluronsäure gleichen eingesenktes Narbengewebe an das Hautniveau der gesunden Haut an.


Besondere Hautpflege

Gegen Dehnungsstreifen helfen vor allem hautpflegende Maßnahmen. So unterstützen spezielle Narbengels und -cremes den Verblassungsprozess von frischen, rötlich-blauen Streifen. Bei klassischen Narben werden diese Narbengels oft auch mithilfe eines speziellen Ultraschallgeräts auf die Haut aufgetragen. Die Narbencremes enthalten Wirkstoffe wie Heparin, die über die Ultraschallwellen auch in tiefere Hautschichten dringen und auf diese Weise auch ältere und stark verhärtete Narben schmälern können. Gleichzeitig wird der Juckreiz gelindert.


Spezielle Pflaster und Verbände

Silikonhaltige Pflaster, Sprays, Folien oder Cremes hemmen präventiv die Narbenbildung. Diese Hilfsmittel werden aufgrund ihrer vorbeugenden Wirkung direkt nach der Wundheilung angebracht. Sie können jedoch auch bereits entstandene Narbengeschwülste zurückbilden, wenn sie über mehrere Monate hinweg kontinuierlich angewendet werden.

Kompressionsverbände, die vor allem bei großflächigen Verbrennungen zur Anwendung kommen, hemmen eine Überproduktion von Narbengewebe.


Kältetherapie (Kyrotherapie)

Bei der Kältetherapie wird die Narbe mit eiskaltem, flüssigem Stickstoff (bis zu minus 196 Grad Celsius) bestrichen, welcher auf der Haut für bis zu 30 Sekunden haften bleibt. Durch den Kältezustand entwickeln sich Bläschen, die zum Absterben des behandelten Gewebes führen. Mit dieser Vereisungsmethode können erhabene Schichten der Narbe abgetragen werden, sodass sich vor allem hypertrophe Narben und Keloide bis auf das Hautniveau zurückbilden können.


Lasertherapie

Für eine Narbenkorrektur kommt häufig auch eine Laserbehandlung in Frage. Durch die Hitzestrahlen werden kranke Zellen abgetötet und die Kollagenfasern deutlich reduziert, was eine Straffung des Bindegewebes herbeiführt.


Dermabrasion

Mit einem speziellen medizinischen Schleifgerät werden die obersten Gewebeschichten der Narbe abgefräst, um die vernarbte Hautfläche zu glätten. Durch diese Methode, die sich bei kleineren, vorzugsweise oberflächlichen Narben anbietet, erhält die Narbe ein flacheres Aussehen.


Operative Korrektur

Ein chirurgischer Eingriff wird nur dann notwendig, wenn konservative Methoden keine äußerliche Verbesserung bewirken konnten und wenn die Narbe quer über einem Gelenk verläuft und so Bewegungsabläufe behindert.

Im Rahmen von Hauttransplantationen wird gesundes Gewebe verpflanzt, um die schmerzfreie Bewegungsfähigkeit wieder herzustellen. Das auffällige Narbengewebe wird zudem durch das Hauttransplantat verdeckt.

Zum Spektrum operativer Behandlungsmöglichkeiten zählen aber auch Eingriffe, die einen rein kosmetischen Zweck erfüllen und in Absprache mit dem Plastischen Chirurgen unter Berücksichtigung der individuellen Krankheitsgeschichte durchgeführt werden. So werden zum Beispiel zur Glättung oder Reduzierung von Narben Teile des Gewebes operativ entfernt und die Ränder der daraus entstandenen Wunde unter der Haut vernäht. Bei Keloiden wird häufig eine Röntgenbestrahlung durchgeführt, um eine erneute Wucherung zu verhindern.