Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Bluthochdruck in der Schwangerschaft

  • Beschreibung
  • Diagnose
  • Ursachen
  • Verlauf
  • Konventionelle Therapie
  • Komplementäre Therapie

Beschreibung

Bluthochdruck in der Schwangerschaft kann sich vor allem in den letzten vier Monaten bis zur Entbindung entwickeln. Ein Anstieg der Blutwerte ab der 20. Schwangerschaftswoche bezeichnet man als Gestationshypertonie und betrifft etwa 10 Prozent der schwangeren Frauen.

Ist der Blutdruck schon vor der Schwangerschaft oder vor der 2. Hälfte erhöht, handelt es sich um eine chronische Hypertonie – und ist damit nicht unmittelbar schwangerschaftsbedingt.

Von Bluthochdruck wird allgemein gesprochen, wenn die Werte des Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg bei 140 zu 99mmHg oder höher liegen.

In der Regel ist Bluthochdruck während der Schwangerschaft ungefährlich und sinkt meist spätestens einige Wochen nach der Geburt wieder auf den Normalwert.

Zu Bluthochdruck kann es kommen, wenn der Organismus der werdenden Mutter sich nicht auf die schwangerschaftsbedingten Umstellungen im Körper einstellt. Die Gefäße verengen sich, sodass insbesondere der Mutterkuchen (Plazenta) und die Gebärmutter nicht richtig durchblutet werden. Als Ausgleich wird mehr Blut in die Gefäße gepumpt.

In einigen Fällen kann Gestationshypertonie jedoch symptomatisch für ernstzunehmende Erkrankungen sein, die die Versorgung und Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Hierzu zählen die Präeklampsie, die umgangssprachlich auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet wird, sowie die Eklampsie und das HELLP-Syndrom. Bei allen Formen handelt es sich um schwangerschaftsbedingte Erkrankungen und sind dem medizinischen Fachausdruck „Gestosen“ zuzuordnen.

Kennzeichnend für das HELLP-Syndrom ist, dass eine erhebliche Anzahl an roten Blutkörperchen abgebaut und so eine Blutarmut (Anämie) herbeigeführt wird. Darüber hinaus liegen die Werte der Leberenzyme und des Gallenfarbstoffs Bilirubin deutlich über dem Normalbereich.

Als Folge kann es zu Leberblutungen und Leberrissen kommen. Zudem werden Blutplättchen (Thrombozyten) abgebaut. Bei der Präeklampsie handelt es sich um eine Krankheit, die die Blutgefäße angreift und damit die Durchblutung in den Nieren oder im Gehirn stört sowie die Blutgerinnung behindert.

Für das ungeborene Kind wird die Präeklampsie gefährlich, wenn sie zu einer Ablösung des Mutterkuchens führt, wodurch das Kind nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden würde. In solch schwerwiegenden Fällen muss eine Frühgeburt eingeleitet werden.

Greifen intensivmedizinische Maßnahmen bei Präeklampsie-Patientinnen dennoch nicht, besteht die Gefahr einer Eklampsie. Dabei erleiden Schwangere einen lebensbedrohlichen Krampfanfall des Gehirns, von dem der gesamte Körper betroffen ist.

Im Moment des sogenannten eklamptischen Anfalls setzt die Atmung zeitweise aus. Bewusstseinsstörungen, Schaum vor dem Mund sowie unkontrollierter Stuhl- und Urinabgang sind weitere Folgen, bevor Patientinnen schließlich in ein tiefes Koma fallen. Nach dem Aufwachen weisen betroffene Frauen meist keine oder nur sehr lückenhafte Erinnerungen an das Geschehene auf.

Diagnose

Mutter und Kind werden während der Schwangerschaft in regelmäßigen Abständen eingehend untersucht, um die Entwicklung und Versorgung des Kindes zu beurteilen.

Von großer Bedeutung sind doppler-sonographische Verfahren, mit denen die Durchblutung des Mutterkuchens, der das Kind mit Nährstoffen versorgt, kontrolliert wird. Auch können körperliche Veränderungen des Embryos mithilfe von Ultraschall sowie die Herztöne des ungeborenen Kindes durch ein Kardiotokogramm überprüft werden.

Bei kontinuierlichem Bluthochdruck wird das Urin der schwangeren Patientin untersucht. Durch die Überprüfung von Eiweißspuren im Urin sowie Wassereinlagerungen in Armen oder Beinen kann der Arzt eine Präeklampsie ausschließen oder bestätigen.

Schwangerschaftsbedingte Beschwerden wie Sehstörungen, Schwindelanfälle und starke Kopfschmerzen können je nach Intensität zusätzlich Aufschluss darüber geben, wie stark eine mögliche Präeklampsie bereits ausgeprägt ist.

Zur weiteren Abklärung des Präeklampsie-Befundes ist die Untersuchung einer Blutprobe erforderlich. Diese muss regelmäßig erfolgen, um Organe, die durch die Erkrankung geschädigt sind, ausfindig zu machen. Bei einer weit fortgeschrittenen Präeklampsie ist der Anteil der Blutplättchen erheblich reduziert.

Auch wird eine deutlich geringere Menge des Eiweißkörpers Fibrinogen nachgewiesen, wodurch es zu Blutgerinnungsstörungen kommt. Anhand der Blutwerte erkennt der Arzt zudem, ob ein deutlicher Verlust an roten Blutkörperchen sowie ein stark verminderter Eiweißgehalt im Blut vorliegen.

Weil eine Präeklampsie auch die Nieren angreift und ihre Leistungsfähigkeit schwächt, steigt das Stoffwechselprodukt Kreatinin im Blut symptomatisch an. In seltenen Fällen sind auch die Leberfunktionswerte erhöht, wenn die Leber von der Präeklampsie betroffen ist.

Durch eine Präeklampsie können unterschiedliche Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Ist das Zentralnervensystem betroffen, können Hirnödeme entstehen, die das Sehvermögen einschränken. Sehstörungen, die während der Spätschwangerschaft auftreten, müssen deshalb abgeklärt werden.

Ein Hirnödem kann dazu führen, dass der Sehnerv anschwillt und die Netzhaut blutet. Derartige Veränderungen im Bereich der Augen kann der Arzt feststellen, indem er den Augenhintergrund gründlich untersucht.

Ursachen

Kann sich der Organismus der werdenden Mutter nicht an die Umstellungen durch die Schwangerschaft anpassen, reagiert der Körper – zum Beispiel in Form von erhöhten Blutdruckwerten.

Dies ist zum Beispiel auf eine Verengung der Blutgefäße zurückzuführen, was bei Schwangeren häufig festgestellt wird. Der Körper der werdenden Mutter ist in der Schwangerschaft besonders empfänglich für Substanzen, die die Engstellung der Gefäße begünstigen.

Eine Veränderung des Blutdrucks ist grundsätzlich völlig normal: Während der Schwangerschaft ist er geringer als sonst und erreicht in der 20. Schwangerschaftswoche schließlich seine niedrigsten Werte.

Zehn Prozent der werdenden Mütter leiden nach der 20. Woche an Bluthochdruck. Als Risikofaktoren und damit mögliche Ursachen für einen Anstieg des Blutdrucks gilt eine Erkrankung mit Diabetes mellitus, Übergewicht, eine Gebärmutterdehnung infolge einer Mehrlingsschwangerschaft oder auch ein erblich bedingter Bluthochdruck.

Verantwortlich für hohe Blutdruckwerte können aber auch Gestosen wie Präeklampsie, die in schwerwiegenden Fällen in eine Eklampsie münden kann, oder das HELLP-Syndrom. Bei Schwangeren, die Diabetiker sind, an einer Herzkrankheit leiden oder chronische Nierenprobleme haben, ist die Gefahr einer Präeklampsie erhöht.

Dies gilt auch für Frauen, deren Mutter in der damaligen Schwangerschaft an einer Präeklampsie erkrankt ist. Auch ist das Risiko einer Präeklampsie bei Schwangeren erhöht, die zum ersten Mal ein Kind zur Welt bringen.

Verlauf

Tritt eine Präeklampsie früher als in der 2. Schwangerschaftshälfte aus, werden auch die Komplikationen durch die Erkrankung stärker.

Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, können lebensbedrohliche Krampfanfälle ausgelöst werden. Auch bei einer ausgeprägten Form des HELLP-Syndroms ist die Einleitung einer Frühgeburt nach der 32. Schwangerschaftswoche die einzige Möglichkeit, um gesundheitliche Schäden des Kindes und der Mutter zu vermeiden.


Symptome

Zu den Symptomen, die Schwangere mit einer Präeklampsie bemerken, zählen neben erhöhtem Blutdruck und der Ausscheidung von Eiweißen auch:

  • Wasseransammlungen in Armen, Beinen oder Gesicht
  • Lichtempfindlichkeit
  • Schwindel und Übelkeit bis hin zu Erbrechen
  • Kopfschmerzen sowie
  • eine drastische Gewichtszunahme.

Bei einer Präeklampsie verengen sich die Gefäße deutlich, wodurch die Funktionstüchtigkeit anderer Organe stark beeinträchtigt wird. So wirkt sich eine fehlerhafte Blutzirkulation innerhalb der Niere schädlich auf das Organ aus: Das Gewebe wird zerstört und die Urinmenge deutlich reduziert.

Dadurch können Stoffwechselendprodukte nicht ordnungsgemäß mit dem Harn ausgeschieden werden. Stattdessen siedeln sie sich in anderen Körperregionen an und vergiften den Körper allmählich.

Eine mangelhafte Durchblutung des Mutterkuchens ist besonders für das ungeborene Kind gefährlich, da es nicht ausreichend mit Sauerstoff oder Nährstoffen versorgt wird. Blutgerinnsel in den Blutgefäßen bestimmter Organe rufen Ödeme hervor.

Solche Wasseransammlungen können sich nicht nur in Händen, Füßen oder im Gesicht bilden, sondern auch im Gehirn oder in der Lunge verursacht werden. Krampfanfälle und übermäßige Muskelreflexe sowie Flimmern vor den Augen können auf eine Eklampsie hindeuten, einer schweren Verlaufsform der Präeklampsie.

Rechtsseitige Schmerzen im Oberbauch unterhalb der Rippen können symptomatisch für das HELLP-Syndrom sein, das unbehandelt zu Lungenödemen, Leberrissen oder dem verfrühten Ablösen der Plazenta führt und damit lebensbedrohliche Folgen für Mutter und Kind nach sich zieht.

Konventionelle Therapie

Bluthochdruck, der infolge einer Schwangerschaftshypertonie entsteht, kann mit entsprechenden Medikamenten wieder auf ein normales Niveau reguliert werden.

Bei einer leichten Form der Präeklampsie ist neben eiweiß- und kalorienreicher Ernährung unter Umständen eine Vergabe von Acetylsalicylsäure in niedriger Dosierung notwendig.

Diese wird häufig auch vorsorglich in der Frühschwangerschaft eingesetzt, wenn der Arzt eine Gefährdung durch Präeklampsie sieht. Blutdrucksenkende Medikamente werden bei einer Präeklampsie grundsätzlich immer verabreicht, wenn sich die Symptome trotz Schonung nicht einstellen.

Der Blutdruck darf allerdings nicht zu schnell und zu drastisch gesenkt werden: Die Plazenta könnte ungenügend durchblutet werden und damit die Versorgung des Kindes im Mutterleib gefährden. Eine vorsichtige Senkung der Hypertonie mittels Medikamenten ist daher äußerst.

Bei einer fortgeschrittenen Präeklampsie ist eine frühzeitige Entbindung des Babys per Kaiserschnitt unabdingbar. Auch bei Patientinnen mit einem HELLP-Syndrom ist nach der 32. Schwangerschaftswoche eine Frühgeburt notwendig. Die Entbindung ist die einzige Therapie, die die Ursache bekämpft und die Symptome beseitigt – sofern intensivmedizinische Maßnahmen erfolglos geblieben sind.

Bei Krampfanfällen, die kennzeichnend für das HELLP-Syndrom sind, werden sofort muskelentspannende Medikamente gegeben. Außerdem werden vorsorglich hohe Dosen Magnesium über die Venen injiziert, um neu auftretende Krampfanfällen zu verhindern.

Hat sich das Syndrom schon in der Frühschwangerschaft entwickelt, sorgen spezielle Medikamente dafür, die Leberwerte, den Blutdruck und die Blutgerinnungswerte zu stabilisieren und damit eine frühzeitige Entbindung hinauszuzögern.

Komplementäre Therapie

Grundsätzlich sollten Stresssituationen während der Schwangerschaft vermieden werden, da der Organismus empfindlicher reagiert und in Momenten der psychischen Belastung das Stresshormon Adrenalin produziert.

Als Folge entsteht Bluthochdruck. Dann sind Ruhe- und Entspannungsphasen besonders wichtig, um den Bluthochdruck und die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen zu regulieren. Eine Möglichkeit, Stress abzubauen, können beispielsweise Spaziergänge oder Meditation sein.

Werdende Mütter sollten vermeiden, sich Belastungen auszusetzen und sich stattdessen Zeit für sich und ihre Bedürfnisse nehmen.

Da Übergewicht zu den Risikofaktoren für Bluthochdruck gilt, sollte auf gesunde Ernährung geachtet werden – nach Möglichkeit schon vor der Schwangerschaft.

Insbesondere sollte auf salzhaltige Lebensmittel wie Ketchup, Käse, Fertiggerichte oder Knabbereien wie Salzstangen, Brezeln oder Chips verzichtet werden.

Ratsam ist vor allem, auf Konserven zu verzichten und stattdessen frische oder tiefgefrorene Lebensmittel einzukaufen.

Zudem sollte viel Obst und rohes Gemüse sowie kalzium-, kalium- und magnesiumhaltiges Essen verzehrt werden. Handelt es sich lediglich leichten Bluthochdruck in der Schwangerschaft, können homöopathische Mittel unter ärztlicher Anleitung angewendet werden.

Heilpflanzen wie Arnica (Bergwohlverleih) oder Crataegus (Weißdorn) wirken blutdrucksenkend. Darüber hinaus ist es wichtig, die Flüssigkeit, die sich im Gewebe angesammelt hat und zu Schwellungen von Händen oder Füßen führen, hinauszuleiten.

Dazu können Pflanzen mit entwässernder Wirkung verhelfen. Apis (Honigbiene) oder Solidago (Goldrute) eignen sich ideal, um die Nieren auf sanfte Weise zu stimulieren und den Prozess der Entwässerung auf sanfte Weise in Gang zu bringen oder zu beschleunigen.