Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Informationen über: Karies

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Überblick
  • Medikamente
  • Allgemeine Maßnahmen
  • Ernährung

Krankheitsbild

Als Karies bezeichnet man die Zerstörung der Zahnhartsubstanz (Schmelz, Dentin und Zement) durch Säuren, insbesondere durch saure Stoffwechsel­produkte von Bakterien. Zunächst löst sich die harte Zahnoberfläche auf. Später wird auch das Innere des Zahns angegriffen.

Karies ist eine der häufigsten ernährungsbedingten Krankheiten: Nur bei 0,2 Prozent der Deutschen findet man ein unbeschädigtes Gebiss, bereits die Hälfte der Schulanfänger hat Zahnschäden. Am stärksten betroffen sind jedoch Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren.


Verlauf/Folgen

Nach jeder Mahlzeit bilden sich in der Mundhöhle Säuren, die aus der Zahnoberfläche Calcium herauslösen. Die Wissenschaftler nennen diesen Prozess Entmineralisierung. Er ist im Frühstadium der Karies vollständig reversibel: Die schützende Kalkschicht wird laufend wieder aufgebaut, sofern den Zähnen genug Fluorid angeboten wird.

Wenn den Zähnen aber Fluorid fehlt und die Säuren über längere Zeit auf den Zahnschmelz einwirken, dann schreitet die Entkalkung unaufhaltsam fort: Der Zahnschmelz wird immer weicher, es bilden sich regelrechte Löcher, durch die die Bakterien in das Zahninnere vordringen können (Spätstadium). Dort rufen sie Entzündungen hervor, die sich im ganzen Körper ausbreiten können. Man weiß, dass manche Herzkrankheiten, Rheuma. Seh- und Hörstörungen auf Zahninfektionen zurückgehen! Den betroffenen Zahn kann man dann meist nicht mehr retten - er muss gezogen werden.


Diagnose

Für die Diagnose von Karies ist Ihr Zahnarzt zuständig.

Ursachen

Der Hauptgrund für die Kariesentstehung ist der Kontakt der Nahrung mit den Zähnen. Das Kauen von Speisen ist aber die ureigenste Aufgabe der Zähne, die diese Arbeit auch ein Leben lang verrichten könnten - wenn der Mensch nicht eine angeborene oder anerzogene Vorliebe für Süßes hätte.

Untersuchungen haben ergeben, dass in Völkergruppen, die wenig Süßes essen (zum Beispiel Eskimos) Karies nur sehr selten auftritt!


Zucker und andere Kohlenhydrate schädigen die Zahngesundheit

Zucker und Stärke dienen auch den Bakterien, die in unserer Mundhöhle leben, als Nährstoffe. Die Bakterien, die im Zahnbelag, einer Schicht aus Nahrungsmittelresten auf der Zahnoberfläche, leben, vergären die Kohlenhydrate. Dabei entstehen Säuren, die den pH-Wert der Mundhöhle stark verringern. In einer sauren Umgebung lösen sich aber die Calciumverbindungen, aus denen der Zahn zum großen Teil besteht, auf!

Die schädigende Wirkung des Zuckers setzt bereits 15 Minuten nach der Mahlzeit ein und hält etwa eine Stunde an. In dieser Zeit kann es dem Speichel auf Grund seiner puffernden Wirkung gelingen, den pH-Wert in der Mundhöhle wieder zu neutralisieren. Dann wird (vorausgesetzt, es steht ausreichend Fluorid zur Verfügung) Calcium in den Zahnschmelz eingebaut und der Zahn dadurch repariert.

Allerdings ist der Zucker nicht allein an der Misere schuld; die folgenden Umstände spielen zusätzlich eine wichtige Rolle:


Diese Faktoren begünstigen Karies:

  • lange Einwirkdauer der Kohlenhydrate auf die Zähne: Klebrige Lebensmittel, zum Beispiel Bonbons oder Honig, bleiben lange auf der Zahnoberfläche haften und bieten den Bakterien über lange Zeit Nahrung.

  • häufige Mahlzeiten: Wenn häufig süße Zwischenmahlzeiten genossen werden, wird auch dauernd Säure gebildet, die dann den ganzen Tag über auf den Schmelz einwirkt. Dem Speichel bleibt nicht genug Zeit, um den pH-Wert wieder zu neutralisieren.

  • Dauerkonsum, zum Beispiel durch ständiges Trinken zuckerhaltiger Getränke, hat denselben Effekt: Die Bakterien erhalten laufend Nachschub für die Bildung ihrer sauren Stoffwechselprodukte.

Überblick

Die Behandlung eines an Karies erkrankten Zahnes gehört unbedingt in die Hand des Zahnarztes. Aber Sie können sehr viel dazu beitragen, Ihre Zähne gesund zu erhalten und der zerstörerischen Karies Einhalt zu gebieten!


Karies-Prophylaxe steht auf drei Beinen:

  1. Fluoriden
  2. zahngesunder Ernährung
  3. gründlicher Zahnpflege


Fluoride

Fluoride sorgen dafür, dass Calcium in die Zähne eingebaut werden kann. Deshalb sollte die Versorgung mit diesem wichtigen Nährstoff bereits bei Säuglingen und Kleinkindern beginnen und über das ganze Leben aufrechterhalten werden. Fluoridtabletten, fluoridhaltige Zahncremes und spezielle Fluoridgele oder -lösungen kommen dabei zum Einsatz.


Zahngesunde Ernährung

Sie sollte möglichst wenig Zucker und andere leicht verdauliche Kohlenhydrate enthalten. Wenn Sie Süßigkeiten verzehren, dann nach einer Hauptmahlzeit, nach der Sie die Zähne putzen. Auf süße Zwischenmahlzeiten, zuckerhaltige Getränke und klebriges Naschwerk sollten Sie nach Möglichkeit verzichten. Achten Sie auch auf eine ausreichende Fluorid-Zufuhr durch Lebensmittel und Getränke!


Gründliche Zahnpflege

Ihre tägliche Zahnpflege dient der mechanischen Entfernung des Zahnbelags und der Versorgung der Zähne mit Fluorid. Ein vollständiges Zahnputz-Programm umfasst das tägliche Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahncreme, die Anwendung spezieller Fluoridgele, die Reinigung der Zahnzwischenräume und regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt.

Medikamente

Karies kann nicht mit Medikamenten behandelt werden; Zahnschäden gehören unbedingt in die Hand des Zahnarztes!

Arzneimittel spielen aber bei der Vorbeugung von Karies und in der Zahnpflege eine wichtige Rolle. Die größte Bedeutung kommt dabei den Fluoriden zu. Fluoridtabletten sorgen bei Säuglingen und Kleinkindern dafür, dass die Zähne von vornherein gesund und kräftig gebildet werden.

Bei Jugendlichen und Erwachsenen empfehlen sich für die tägliche Anwendung fluoridhaltige Zahnpasten, für die einmal wöchentliche Anwendung fluoridreiche Gele.

Desinfizierende und fluoridhaltige Mundspüllösungen eignen sich besonders für Patienten mit Mundgeruch, Zahnspange oder Zahnersatz. Sie sind aber kein Ersatz fürs Zähneputzen, sondern nur eine Ergänzung.

Allgemeine Maßnahmen

Regelmäßige Zahnreinigung wirkt wie eine Waffe zum Schutz des Zahnschmelzes. Mit Hilfe der Zahnbürste entfernen Sie den Zahnbelag, der aus Nahrungsmittelresten und Bakterien sowie deren Stoffwechselprodukten besteht.

Dadurch verhindern Sie, dass aus Kohlenhydraten Säuren gebildet werden können. Gleichzeitig rücken Sie auch den Säuren zu Leibe, die in den Nahrungsmittelresten selbst enthalten waren, zum Beispiel in Obst. Einen optimalen Schutz für Ihre Zähen erreichen Sie, wenn Sie:

  • eine Zahnbürste mit kurzem Kopf verwenden und sie alle sechs bis acht Wochen austauschen
  • nach jeder Mahlzeit, auch nach Obst oder einem Joghurt, die Zähne putzen
  • eine fluoridhaltige Zahnpasta verwenden (allerdings nicht bei Kindern unter drei Jahren, weil sie zu viel Zahncreme verschlucken. Das kann, wenn die Kinder mit Fluoridtabletten versorgt werden, zur Fluorid-Überdosierung führen.)
  • einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder einer Interdentalbürste reinigen
  • nach dem Zähneputzen den Mund mit einem fluoridhaltigen Mundwasser spülen und
  • einmal wöchentlich die Zähne mit einem besonders fluoridreichen Gel behandeln.


Wenn es mal schnell gehen muss ...

... oder Sie keine Gelegenheit zum Zähneputzen haben, dann können folgende Maßnahmen eine Notlösung sein:

  • Nach dem Essen einen zuckerfreien, fluoridhaltigen Kaugummi kauen. Dadurch wird vermehrt Speichel gebildet, der die Säuren neutralisiert. Gleichzeitig werden die Zähne mechanisch gereinigt.
  • Den Mund mit einem desinfizierenden, fluoridhaltigen Mundwasser spülen. Dies empfiehlt sich zum Beispiel nach einem Obst-Imbiss.


Was Sie für Ihr Auto tun, sollten Sie auch Ihren Zähnen gönnen ...

  • regelmäßig zur Inspektion: zweimal jährlich zum Zahnarzt
  • Lackpflege: Versiegelung besonders gefährdeter Zahnflächen durch den Zahnarzt
  • Unterbodenwäsche nach dem Winter: Zahnsteinentfernung durch den Zahnarzt

Ernährung

Um Karies vorzubeugen, müssen Sie zwei wichtige Regeln beherzigen. Sorgen Sie für eine ausreichende Fluoridzufuhr mit Ihrer Nahrung und schützen Sie Ihre Zähne vor den gefährlichen Säuren.


Fluoridzufuhr

Untersuchungen belegen, dass eine ausreichende Fluoridzufuhr das Kariesrisiko um circa 50 Prozent senkt!

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zur Deckung des Fluoridbedarfs folgendes Vorgehen: Wenn Ihr Trinkwasser mehr als 0,7 mg/l Fluorid enthält, brauchen Sie nichts weiter zu beachten. Wenn Ihr Trinkwasser weniger als 0,7 mg/l Fluorid enthält, sollten Sie fluoridiertes Speisesalz verwenden oder jeden Tag eine Fluoridtablette einnehmen.

Achtung: Fluorid kann überdosiert werden. Die Gefahr besteht in erster Linie bei kleinen Kindern, wenn sie Fluoridtabletten einnehmen und größere Mengen fluoridhaltiger Zahnpasta verschlucken. Dann kommt es zur Fluorose, die sich mit hellen Flecken am Zahnschmelz äußert. Zunächst sind diese Flecken ungefährlich. Wenn die Fluoridmenge aber auf Dauer nicht verringert wird, verlieren die Zähne an Härte.


Säureschutz

Besonders gefährlich im Hinblick auf die Entstehung von Säuren wirken kurzkettige Kohlenhydrate, zum Beispiel Saccharose (Haushaltszucker), Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) oder Laktose (Milchzucker). Diese finden sich vor allem in Süßwaren, Gebäck (auch Müsliriegel) und in vielen Milchprodukten. Auch zahlreichen herzhaften Lebensmitteln wird häufig Zucker zugesetzt, zum Beispiel Ketchup oder Cocktailsoßen. Reich an Zucker sind auch Bananen, Trauben und andere Obstsorten.

Wenn Sie auf süße Naschereien nicht vollständig verzichten möchten, dann empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  • Süßigkeiten nach einer Hauptmahlzeit, danach Zähne putzen.
  • Süße Zwischenmahlzeiten möglichst meiden oder danach Zähne putzen.
  • Keine über den Tag verteilte Aufnahme von Zucker, v über Limonade, Obstsäfte, Bonbons.


Das ist gesund für Ihre Zähne

  • Ballaststoffhaltige Nahrung, zum Beispiel Vollkornprodukte. Durch Kauen wird der Speichelfluss angeregt; Speichel gleicht den sauren pH im Mund aus und sorgt für den Einbau von Fluorid und Calcium in die Zähne.
  • Ungesüßte Getränke, zum Beispiel Mineralwasser oder Tee (Schwarztee, sehr fluoridreich!).
  • Zahnfreundliche Süßungsmittel verwenden, zum BeispielSüßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe.
  • Achtung: zuckerfrei auf Lebensmittel-Etiketten bedeutet lediglich, dass keine Sachharose enthalten ist. Andere Zucker, zum Beispiel Traubenzucker oder Glucosesirup können enthalten sein!
  • Zahnfreundliche Produkte enthalten Süßungsmittel, die nicht zur Bildung von Säuren führen: Cyclamat, Saccharin, Xylit. Auch andere Zuckeralkohole wie Maltit, Sorbit oder Isomalt eignen sich. Wer an diese Zuckeraustauschstoffe nicht gewohnt ist, kann anfangs mit Blähungen oder sogar Durchfall reagieren. Deshalb anfangs nur in geringen Mengen verzehren!
  • Geeignete Zwischenmahlzeiten wählen, zum Beispiel Vollkornbrot mit Käse oder Haferflocken mit (ungesüßtem) Joghurt oder Milch.


Glauben Sie keine Ammenmärchen!

  • Brauner Zucker ist nicht weniger schädlich als weißer Zucker!
  • Ein Apfel reinigt nicht die Zähne; im Gegenteil: Er enthält Zucker und Säuren. Nach Obstgenuss sollte man ebenfalls stets die Zähne putzen!
  • Obstsäfte wirken mindestens so stark kariogen wie Limonade. Durch ihre zähe Beschaffenheit bleiben sie sogar länger an den Zähnen haften als Limonade.