Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Pilzvergiftung

  • Krankheitsbild
  • Unterschiedliche Syndrome der Pilzvergiftungen
  • Vergiftungsformen
  • Diagnose
  • Therapie

Krankheitsbild

Leicht kann ein Speisepilz mit einem giftigen Pilz verwechselt werden. Die Folgen einer daraus resultierenden Pilzvergiftung (Myzetismus) können für den Betroffenen verheerend sein.

Eine Pilzvergiftung kann durch unterschiedliche Pilze hervorgerufen werden. Die Art des verzehrten Pilzes ist hierbei entscheidend für den Schweregrad der Vergiftung.


Stark giftige Pilze

Der Konsum stark toxischer Pilze (z.B. Knollenblätterpilz, Frühjahrslorchel, Schleierling) ist für den Patienten immer lebensbedrohlich. Eine starke Pilzvergiftung ist durch das späte Eintreten der Symptome (sechs bis 20 Stunden nach dem Verzehr) erkennbar. Eine solche Pilzvergiftung ist nur schwer behandelbar, da es kein wirksames Gegengift gibt.


Leichte Pilzvergiftung

Doch eine Pilzvergiftung kann auch weniger kritisch ausfallen und leichter behandelbar sein. Treten die Symptome nach dem Verzehr recht schnell auf (30 Minuten bis sechs Stunden), deutet dies auf eine leichte Pilzvergiftung hin, in deren Verlauf keine Lebensgefahr für den Patienten besteht. Zu Pilzen, die eine leichte Pilzvergiftung auslösen, gehören der Fliegenpilz, verschiedene Risspilze und Trichterlinge.

Der Schweregrad einer Pilzvergiftung richtet sich nicht nur nach der Art des verzehrten Pilzes, sondern auch nach der körperlichen Konstitution des Betroffenen und der Menge der konsumierten Pilze.

Unterschiedliche Syndrome der Pilzvergiftungen

Pilzvergiftungen werden in unterschiedliche Syndrome eingeteilt, die sich nach der Art des verzehrten Pilz richten.


Phalloides-Syndrom (Vergiftung durch Knollenblätterpilze)

Der Knollenblätterpilz löst die stärksten Vergiftungen aus und führt zu den meisten Todesfällen bei einer Pilzvergiftung. Die Vergiftungserscheinungen äußern sich in Symptomen wie Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen, die in den ersten acht bis 14 Stunden nach dem Verzehr auftreten.

Zum Tod kommt es durch Organversagen. Das Phallodides-Syndrom ist nur schwer behandelbar, da es für das Gift des Knollenblätterpilzes bisher kein bekanntes Gegengift gibt.


Orellanus-Syndrom (Vergiftung durch Orangefuchsigen Hautkopf)

Diese Art der Pilzvergiftung ist besonders gefährlich, da ihre Symptome erst Tage nach dem Verzehr auftreten. In dieser Phase sind bereits die inneren Organe durch das Toxin geschädigt.Der Patient leidet am einem unstillbaren Durst und Migräne.

Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf kommt es zu einem Kältegefühl in den Gliedmaßen und auch Rückenschmerzen.

Der Tod wird schließlich durch Nierenversagen ausgelöst. Doch auch wenn der Patient die Vergiftung überlebt, muss er mit dauerhaften Nierenschäden rechnen.


Gyromitra-Syndrom (Vergiftung durch Frühjahrslorchel)

Die Vergiftung durch die Frühjahrsmorchel verläuft in zwei Phasen. Das macht auch die Gefahr dieser Vergiftung ausmacht, da die Symptome nach einiger Zeit wieder abklingen und der Patient irrtümlich den Eindruck erhält, er sei genesen. In den ersten sechs bis 12 Stunden treten Symptome wie Übelkeit, Mattheit, Kopf- und Leibschmerzen oder Erbrechen auf. Nach zwei bis sechs Tagen ist der Patient jedoch wieder beschwerdefrei.

In der folgenden zweiten Phase der Vergiftung kommt es zu unbemerkten Schädigungen der Leber, verbunden mit einer Gelbsucht. Der Patient stirbt bei dieser Pilzvergiftung in der Regel durch eine Kreislaufzusammenbruch mit gleichzeitigem Atemstillstand.


Muskarian-Syndrom (Vergiftung durch Risspilze und Trichterlinge)

Die Vergiftung durch die Risspilze oder Trichterlinge gehört zu den schwachen Pilzvergiftungen, was sich in den rasch auftretenden Symptomen äußert. Der Patient leidet bereits nach 15 bis 30 Minuten nach dem Verzehr der Pilze unter Übelkeit, kaltem Schweiß, Augenflimmern, Sehstörungen, Erbrechen und Durchfall.

Werden diese Symptome schnell durch einen Facharzt behandelt, ist der Patient bereits nach wenigen Tagen genesen und leidet unter keinerlei Spätfolgen.


Pantherina-Syndrom (Vergiftung durch Panter- und Fliegenpilz)

Auch bei dieser Vergiftung treten die Symptome bereits wenige Minuten nach dem Verzehr auf. Der Betroffene leidet unter Benommenheit und Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Wird die Vergiftung umgehend behandelt, besteht kein Risiko für den Patienten.


Psilocybin-Syndrom (Vergiftung durch halluzinogene Pilze)

Eine Vergiftung durch halluzinogene Pilze und deren Nebenwirkungen ist meist von den Konsumenten beabsichtigt. Die Symptome treten nach 15 Minuten bis hin zu einer Stunde auf und äußern sich als Benommenheit und eine Veränderung der Stimmungslage.

Nach ungefähr zehn Stunden klingt die Vergiftung wieder ab. Jedoch besteht in diesem Zeitraum ein großes gesundheitliches Risiko für den Betroffenen, da er seine Handlungen nicht mehr steuern kann. In manchen Fällen führte das bereits zu Suiziden.


Coprinus-Syndrom (Vergiftung durch Faltentinling)

Diese Pilzart wirkt nur in Verbindung mit Alkohol toxisch und ist einzeln verzehrt ungefährlich. Der Alkohol kann durch das Gift nicht vollständig abgebaut werden und es kommt zu Herzbeschwerden, bis hin zu einem Kollaps.

Bei gesunden Menschen hinterlässt diese Pilzvergiftung keine Spätfolgen und endet nach zwei bis vier Stunden wieder.

Vergiftungsformen

Eine Pilzvergiftung entsteht nicht nur durch den Verzehr giftiger Pilze, sondern kann auch andere Ursachen haben.

Auch Allergien und Pilzunverträglichkeiten können irrtümlich für eine Pilzvergiftung gehalten werden. Meist sind diese aber nur personenbezogen und die Symptome (Magen-Darm-Probleme, Hautreaktionen) klingen schon nach kurzer Zeit wieder ab.

Eine eingebildete Pilzvergiftung hingegen muss wie eine normale Pilzvergiftung behandelt werden. Sie hat rein psychische Ursachen, äußert sich aber in ihren Symptomen wie eine richtige Vergiftung und kann den Patienten durchaus gefährden.

Auch verdorbene Pilze können Reaktionen, wie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. In vielen Fällen wurden die Pilze falsch oder zu lange gelagert.

Diagnose

Die Diagnose einer schweren Pilzvergiftung ist durch die spät auftretende Symptomatik problematisch, was auch die nachfolgende Behandlung er­schwert.

Besonders wichtig für die Kategorisierung der Pilzvergiftung ist daher auch der Zeitpunkt, an dem die ersten Symptome aufgetreten sind.

Haben diese Symptome schon Minuten nach dem Verzehr eingesetzt, kann von einer leichten Pilzvergiftung ausgegangen werden.

Treten die Symptome jedoch erst Stunden oder Tage nach dem Verzehr auf, ist unbedingt schnelles Handeln erforderlich. Der Patient sollte sofort ein Krankenhaus aufsuchen, da unter Umständen bereits Lebensgefahr besteht.

Hilfreich für die fachärztliche Diagnose sind auch die Speisereste des verzehrten Pilzes, da sie Auskunft über den Schweregrad der Vergiftung geben.

Therapie

Unabhängig vom Schweregrad der Pilzvergiftung sollte der Patient umgehend ärztlich behandelt werden.


Leichte Pilzvergiftungen

Bei einer leichten Pilzvergiftung mit sofort eintretenden Symptomen kann der Patient bereits zuhause erste Maßnahmen einleiten. Eine spezielle eingerichtete Giftnotrufzentrale kann diese Maßnahmen koordinieren. In jedem Fall sollte aber schnellstmöglich ein Arzt verständigt oder der Patient in ein Krankenhaus gebracht werden.

Befindet sich der Patient nach diesen ersten Maßnahmen in ärztlicher Behandlung, ordnet der behandelnde Arzt oftmals eine Magenspülung und die Gabe von Aktivkohle an. Auf diesem Weg können alle Gifte sicher aus dem Körper transportiert werden.

Der Genesungsprozess nach der erfolgreichen Behandlung einer leichten Pilzvergiftung umfasst nur wenige Tage und der Patient ist dauerhaft beschwerdefrei.


Schwere Pilzvergiftungen

Schwere Pilzvergiftungen sollten immer stationär behandelt werden. Viele besonders giftige Pilze haben kein spezielles Gegengift, was sie nur schwer behandelbar macht.

Im Laufe der Vergiftung lassen oftmals die Organfunktionen des Patienten nach. Der behandelnde Facharzt versucht diese aufrecht zu erhalten und dadurch das Leben des Patienten zu sichern.

In vielen Fällen bleiben aber nach einer erfolgreichen Therapie dauerhafte Schädigungen (z.B. Leberschäden) zurück.

Der Genesungsprozess einer schweren Pilzvergiftung dauert so bedeutend länger als bei einer leichten Vergiftung.