Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Zwangserkrankungen

  • Krankheitsbild
  • Diagnostik
  • Ursachen
  • Symptome
  • Therapie
  • Mögliche Komplikationen

Krankheitsbild

Zwangserkrankungen sind psychische Erkrankungen, die sich in verschiedenen Formen äußern und das Leben der Betroffenen stark einschränken können.

Die Symptomatik von Zwangserkrankungen ist gekennzeichnet durch Impulse und Gedanken mit zwanghaftem Charakter und tritt häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf.

Frauen und Männer sind etwa gleichhäufig betroffen.

Diagnostik

Wichtig ist es, die Zwangserkrankung von zwanghaftem Verhalten zu unterscheiden. Letzteres resultiert aus einer zwanghaften Persönlichkeitsstruktur und stellt meist keinen Krankheitswert dar.

Für die Diagnose muss der Patient zunächst einen Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapie aufsuchen. Im ausführlichen Gespräch beobachtet und beurteilt der Arzt dann das Zwangsverhalten des Patienten, um eine weiterführende Behandlung einleiten zu können.

Dabei ist es wichtig, zwischen zwanghaften Persönlichkeitsstrukturen und Zwangserkrankungen zu unterscheiden. So sind Charaktereigenschaften wie Pedanterie oder besondere Reinlichkeit keine Zwangserkrankungen.

Dagegen stehen krankhafte Zwänge, von Personen die ihre Handlungsimpulse und Gedanken nicht unterdrücken können, obwohl sie diese als sinnlos oder unnötig wahrnehmen. Die Betroffenen fühlen sich enorm beeinträchtigt, da die zwanghaften Verhaltensweisen ihren Alltag dominieren.

Da Zwangsstörungen häufig mit weiteren psychischen Erkrankungen, wie Angststörungen, Essstörungen oder schizophrenen Psychosen einhergehen, erfordert die Diagnosestellung besondere Erfahrung und Sorgfältigkeit des behandelnden Arztes.

Ursachen

Zwangserkrankungen entstehen nicht durch einen bestimmten Auslöser. Häufig liegt eine Kombination verschiedener Ursachen vor.

So können zum Beispiel Hirnstoffwechselstörungen, seelischen Überlastungen aber auch genetische Dispositionen wie Vererbung oder Veranlagung verantwortlich für die Entstehung einer Zwangserkrankung sein.

Oft wurde das Auftreten von Zwangserkrankungen im Zusammenhang mit Hirnerkrankungen beobachtet. Menschen, die an Epilepsie oder Hirntumoren leiden, neigen häufig auch zur Entwicklung einer Zwangsstörung. Es wird vermutet, dass hier der Mangel des Botenstoffes Serotonin als Ursache vorliegt.

Weitere Theorien zur Entstehung von Zwangserkrankungen entstammen der Verhaltens- und Kognitionspsychologie sowie der Psychoanalyse. So werden Zwangshandlungen und -gedanken nach dem psychoanalytischen Modell oft als Abwehrreaktion gegenüber Emotionen oder innerer Regungen erklärt. Wird beispielsweise ein sadistischer Impuls unterdrückt, ersetzt eine Zwangshandlung die Triebbefriedigung des Betroffenen.

Verhaltenspsychologische Erklärungsansätze besagen, dass durch das Aufrechterhalten der Zwänge, unangenehme Empfindungen wie Aggressionen oder Ängste unterdrückt werden.

Symptome

Bei der Zwangserkrankung leiden die Betroffenen unter immer wiederkehrenden Gedanken und Handlungsimpulsen. Der Erkrankte kann sich nicht mit diesen Impulsen identifizieren und erkennt auch deren Sinnlosigkeit, ist jedoch machtlos die Handlungen und Gedanken zu unterdrücken.

Eine Zwangsstörung kann von unterschiedlicher Intensität sein und die verschiedensten Formen von zwanghaftem Verhalten und Erleben umfassen.


Zwangshandlungen

Zwangsstörungen treten in den meisten Fällen als Zwangshandlungen auf. Häufige Auslöser dafür sind starke Verunsicherung oder auch Ängste in bestimmten Alltagssituationen.


Zwangsgedanken

Zwangsgedanken können sehr unterschiedlichen Charakter haben und sind für Außenstehende nicht wahrnehmbar. Erst an individuellen Handlungsimpulsen können Angehörige mögliche Zwangserkrankungen des Betroffenen vermuten.

So befürchten die Erkrankten beispielsweise ihre Freunde oder Familienmitglieder unwillentlich zu verletzten. Andere Betroffene fahren eine Strecke wiederholt ab, weil sie sich einbilden einen Unfall verursacht zu haben.


Zwangsneurosen

Mediziner sprechen von Zwangsneurosen, wenn die zwanghaften Handlungen und Gedanken im Laufe der Zeit immer häufiger auftreten und somit den Alltag des Betroffenen völlig dominieren.

Verstärken sich in der Folge auch die Zwangssymptome, liegt eine Zwangsneurose vor.

Therapie

Eine Zwangserkrankung bedarf in jedem Fall einer professionellen Behandlung. Häufig wird eine Kombination aus medikamentösen und psychotherapeutischen Maßnahmen angewendet.


Konventionelle Behandlung

Psychoanalyse:

Durch eine Psychoanalyse werden Patienten mit Zwangserkrankungen bewusst mit ihren verdrängten Gefühlen und Ängsten konfrontiert.

Verhaltenstherapie:

Ähnlich wie in der Psychoanalyse, werden die Betroffenen gezielt mit den zwangsauslösenden Reizen konfrontiert, dürfen dem Handlungsimpuls aber nicht nachgeben.

Hat der Patient nun das Bedürfnis sich beispielsweise immer wieder die Hände zu waschen, interveniert der Therapeut. Dadurch lernt der Erkrankte seine unterdrückten Gefühle ohne zwanghafte Handlungen zu bewältigen.

Kognitive Therapie:

Die kognitive Therapie thematisiert beispielsweise den starken Kotrollzwang unter dem die Betroffenen leiden können. Die Patienten müssen sich bewusst werden, dass nichts im Leben völlig kontrolliert werden kann und lernen somit ihre Ängste zu akzeptieren.

Medikamentöse Therapie:

Es wird ein Zusammenhang zwischen der Entstehung von Zwangserkrankungen und einem niedrigen Serotoninspiegel vermutet. Um einen Anstieg der Serotoninkonzentration zwischen den Nervenendigungen zu bewirken, werden in der medikamentösen Therapie sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer eingesetzt.

Medikamente sind jedoch keine Dauerlösung bei Zwangsstörungen, da nach Absetzten der Präparate die Symptome wieder auftreten.

Selbsthilfegruppen:

Patienten mit Zwangserkrankungen sollten sich einer Selbsthilfegruppe anschließen, denn dadurch haben Betroffenen die Möglichkeit voneinander zu lernen und offen über ihre Zwänge zu sprechen.


Komplementäre Behandlung

Bach-Blütentherapie:

Folgende Mittel werden nach Edward Bach angewendet:

  • Crab Apple (Holzapfel), auch Reinigungsblüte genannt
  • Vervain, auch Eisenkraut genannt

Mögliche Komplikationen

Oftmals ist der Beginn einer Therapie nicht möglich, da viele Patienten die Behandlung verweigern.

Betroffene möchten nicht kontrolliert werden, denn die Angst vor Veränderungen ist stark, weshalb begonnene Therapien auch häufig frühzeitig abgebrochen werden.