Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Essstörungen

  • Überblick
  • Perfektionistische Kontrollmenschen
  • Formen von Essstörungen

Überblick

Essstörungen gehören zu den psychosomatischen Verhaltensstörungen und werden nach unterschiedlichen Krankheitsbildern differenziert. Je nach Aus­maß der Essstörung kann diese erhebliche Organschäden hervorrufen und bei Nicht-Behandlung sogar zum Tod führen.

Dabei muss ein gestörtes Essverhalten, wie beispielsweise akribisches Kalorienzählen, nicht zwangsläufig als Essstörung eingestuft werden. Mediziner differenzieren deshalb zwischen disziplinierter, gesundheitsförderlicher Ernährungsweise und krankhaftem Essverhalten. Ein krankhaftes Ernährungsverhalten hat nämlich einen psychologischen und keinen gesundheitsbedingten Hintergrund. Aus diesem Grund können Essstörungen auch nur mit professioneller psychologischer Hilfe behandelt werden.


Die Gedanken drehen sich nur ums Essen

Essgestörte leiden unter einem krankhaften Verhältnis zum täglichen Essen. Oftmals ist der Tagesablauf davon geprägt, dass sich ihre Gedanken nur um die Nahrungsaufnahme drehen. Fragen wie, wie viele Kalorien schon aufgenommen wurden, wie viele noch aufgenommen werden „dürfen“, oder aber wie viel Fett oder Zucker die einzelnen Nahrungsmittel beinhalten, bestimmen das alltägliche Leben. Erstes Anzeichen ist oft, dass Betroffene über ein ausgesprochen hohes Wissen über Nährwertangaben verschiedenster Lebensmittel verfügen.

Doch nicht nur die Nahrungsaufnahme bestimmt den Alltag von Essgestörten, sondern auch, wie unter anderem das Hungergefühl nachhaltig unterdrückt werden kann. Zudem isolieren sich Essgestörte im Verlauf ihrer Krankheit immer mehr sozial, um zum Beispiel Essenseinladungen auszuweichen.

Perfektionistische Kontrollmenschen

Für Essgestörte sind ein erhöhter Kontrollzwang sowie ein hohes Maß an Perfektionismus unbedingt typisch. Nicht nur bezüglich ihres Essverhaltens, sondern auch in anderen alltäglichen Situationen zeigen Betroffene diese Charakteristik.

Sobald die Essgestörte das Gefühl haben die Kontrolle zu verlieren, versuchen sie entweder verstärkt ihre Zwänge aufrecht zu erhalten, oder aber geben sich dem Kontrollverlust hin und verspüren danach Hass und Wut über ihr „schwaches“ Verhalten.


Schwaches Selbstbewusstsein

Essstörungen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Die Betroffenen haben in der Regel ein vermindertes Selbstwertgefühl, weshalb die überschlanken Schönheitsideale des öffentlichen Lebens und der medialen Darstellung zum ästhetischen Vorbild werden. Während Übergewicht stets negativ thematisiert wird, erscheint Untergewicht als die einzige gesellschaftlich akzeptierte Norm.

Die Folgen sind anhaltende und wiederkehrende Diäten, die langfristig die Einstellung zum eigenen Körper und Gewicht stören und schließlich zu einem verzerrten Selbstbild führen. Das ist oftmals der Einstieg zu einem krankhaft essgestörten Verhalten.


Soziales Umfeld

Neben solch gesellschaftlichen sowie persönlichkeitsbedingten Gründen, können auch sozial-emotionale Ursachen eine Essstörung hervorrufen. Ablehnung seitens der Familie oder der Freunde, sowie Wut, Trauer oder Erfolgsdruck sind nicht selten der psychologische Ursprung einer Essstörung. Viele Betroffene versuchen mit ihrem unnatürlichen Essverhalten andere gefühlsbedingte Emotionen wie Einsamkeit oder Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren.

Auch genetisch-biologische Faktoren, wie beispielsweise eine Hirnfunktionsstörung, begünstigen das Auftreten einer Essstörung. Das ist jedoch nur selten der Fall.

Formen von Essstörungen

Es gibt verschiedene Ausprägungen von Essstörungen, die sich im Verhalten der Betroffenen unterscheiden. Alle Formen sind jedoch psychisch bedingt und von einem gestörten Verhältnis zum Essen geprägt.

Es kann außerdem vorkommen, dass die Betroffenen unter verschiedenen Essstörungen leiden, wie beispielsweise Magersucht mit bulimischen Kennzeichen.

 

Essstörungsform

Äußeres Erscheinungsbild

Merkmale

Magersucht (Anorexia nervosa)

BMI unter 17,5 – deutliches bis lebensgefährliches Untergewicht

 

Stark reduzierte Kalorien­aufnahme, Angst vor fettigen, kalorienreichen Speisen, ständiges Kalorienzählen, krankhaftes Sportbedürfnis

Ess-Brech-Sucht (Bulimie/Bulimia nervosa)

Normal- bis übergewichtig

 

Unkontrollierte, heimliche Fressanfälle mit hochkalo­rischen Nahrungs­mitteln, die nach der Aufnahme wieder Erbrochen werden, aus Angst dick zu werden

Binge-Eating

Normal- bis übergewichtig

 

Unkontrollierte von Heiß­hunger geprägte und heim­liche Fressanfälle bis zu einem unangenehmen Völle­gefühl, kein späteres Erbre­chen, „Fressen wie in Trance“ ohne Hunger zu verspüren

Fress-/bzw. Fettsucht

Übergewichtig bis adipös

 

Zwanghaftes Essen von vielen – meist hochkalorisch­en, ungesunden – Nahrungs­mitteln, ständiges Hungerge­fühl, süchtig nach Essen