Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Bauchfellentzündung

  • Krankheitsbild
  • Diagnostik
  • Ursachen
  • Verlauf/Folgen
  • Symptome
  • Therapie

Krankheitsbild

Bei einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) handelt es sich um eine diffuse oder örtliche Entzündung der Innenhäute des Bauchraumes, die häufig lebensbedrohliche Folgen für den Patienten nach sich zieht.

Eine solche Schädigung des Bauchfells (Peritoneum) hat Auswirkungen auf den gesamten Organismus: wichtige Organsysteme wie das Herz, die Niere, die Lunge und das Gehirn befinden sich in einem Schockzustand, der unbehandelt tödlich ausgeht.

Das Bauchfell kleidet den Bauchraum aus und überzieht als doppelschichtige Haut (Membran) die dort befindlichen Bauchorgane. Dahinter liegende, innere Organe wie die Harnwege oder die Niere hingegen werden nicht vom Bauchfell umgeben.

Eine Entzündung des Bauchfells führt dazu, dass die dort befindlichen Lymphknoten sowie Lymph- und Blutgefäße ihre Schutzfunktion nicht länger aufrechterhalten können. Dies hat zur Folge, dass der Bauchraum angreifbar wird für Infektionen.

Diagnostik

Bevor apparative Methoden greifen, nimmt der behandelnde Arzt Untersuchungen durch Abtasten und Abhören durch.

Bei der Tast-Untersuchung (Palpation) wird die Elastizität der Bauchdecke überprüft. Eine Anspannung der Bauchdecke, die durch den Druck der Hände bei der Untersuchung reflexartig erzeugt wird, ist häufig ein eindeutiges Indiz für eine Bauchfellentzündung. Zudem wird die schmerzhafteste Stelle des Bauches lokalisiert, um Hinweise auf das entzündete Organ als Entstehungsort für die Beschwerden zu erhalten.

Bei der Abhöruntersuchung (Auskultation) achtet der Arzt mithilfe eines Stethoskops auf die Geräusche im Bauchraum. Auf diese Weise kann er vor allem die Bewegungen des Darms beurteilen, die bei einer Bauchfellentzündung symptomatisch stark vermindert sind oder ganz ausleiben.

Eine rektale Untersuchung dient dazu, Blutungen oder Erkrankungen im Dickdarm festzustellen, die ursächlich für eine Peritonitis sein können.

Weiter können ergänzende Laboruntersuchungen Auskunft über einen Peritonitis-Befund geben. So werden Blutproben entnommen, die im Falle einer Bauchfellentzündung einen erhöhten Gehalt an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aufweisen. Auch gestiegene Nierenwerte (vor allem Kreatinin) zeigen einen für eine Bauchfellentzündung typischen Flüssigkeitsverlust an.

Die Beurteilung einer Bauchfellentzündung erfolgt schließlich mithilfe von medizinischen Geräten. Eine Ultraschalluntersuchung ermöglicht aussagekräftige Aufnahmen über die Größe, den Zustand und die Form der Bauchorgane, Niere und der weiblichen Geschlechtsorgane.

Ebenso wie die Computertomographie wird auch die Kernspintomographie als ergänzende Maßnahme durchgeführt, um noch eindeutigere Ergebnisse zu erzielen. Diese Verfahren ermöglichen eine genaue Abbildung der Bauchorgane und des Darms und machen Auffälligkeiten wie Eiteransammlungen (Abszesse) oder Entzündungen sichtbar. Durch sonographische Verfahren kann der behandelnde Arzt erkennen, ob sich Flüssigkeit – hervorgerufen durch Blutungen oder Entzündungen - im Bauchraum angesammelt hat.

Auch Röntgenuntersuchungen kommen bei der Beurteilung von Bauchfellentzündungen und ihren Ursachen zum Einsatz. Es wird nach Luftspiegeln oder Flüssigkeit gesucht, um einen lähmenden Darmverschluss (Ileus) als Ursache der Bauchfellentzündung aufdecken zu können.

Ursachen

Als Folge eines geschwächten Immunsystems können sich zahlreiche Bakterien vor Ort ansammeln oder über die Blutbahn übertragen werden.

Dies geschieht u.a. im Falle einer Blutvergiftung (Sepsis). Durch die verschleppten Bakterien, die durch die Wand der Blutgefäße in die Bauchhöhle gelangen, erfolgt eine Infektion des Bauchfells. Diese äußerst seltene, primäre Peritonitis betrifft vor allem Schwerkranke und Kinder.

Eine Peritonitis entsteht in der Regel jedoch durch eine Infektion von Organen im Bauchraum. Die sekundäre Peritonitis tritt bei 99 Prozent der Patienten auf. Dabei gelangen Bakterien und Verdauungssäfte infolge eines Durchbruchs der Magen- oder Darmwand in die Bauchhöhle.

Eine solche Eröffnung von Organen (Perforation) wird durch Tumoren, Geschwüre oder Entzündungen verursacht. Häufig entsteht auch eine sogenannte Dickdarmperforation, die durch Verkehrsunfälle oder auch operative Eingriffe verursacht werden kann.

Eine stark reduzierte Durchblutung des Darms kann durch Verdrehungen (Volvulus) oder einen Darmverschluss hervorgerufen werden und führt letztlich dazu, dass Bakterien aus Bauchorganen in die Bauchhöhle gelangen. Auf diese Weise wird eine infektiöse Bauchfellentzündung hervorgerufen. Eine sogenannte Durchwanderungsperitonitis wird oftmals durch eine Blinddarmentzündung ausgelöst.

Bei Unfällen wie einer Stichverletzung können gefährliche Keime auch über den schmutzigen Gegenstand, mit dem die Wunde verursacht wurde, in die Bauchhöhle vordringen. In seltenen Fällen können Schädigungen des Bauchfells durch operative Eingriffe hervorgerufen werden.

Verlauf/Folgen

Eine nichtbehandelte Bauchfellentzündung kann für den Patienten tödlich enden.

Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der einer schnellen Diagnostik und Therapie bedarf

Die Infektion verbreitet sich sehr schnell. Sie ist zu Beginn meist auf den Bauchraum beschränkt. Es wird eine zähe, fibrinhaltige Flüssigkeit ausgeschüttet, die die Organe in der Bauchhöhle verklebt. Auch bauchferne Organe können von den Bakterien betroffen sein.

Binnen kürzester Zeit breitet sich die Infektion jedoch auf den gesamten Organismus aus. Besonders bedrohlich wird es für den Patienten, wenn wichtige Organe wie das Herz oder die Lunge in einen Schockzustand geraten.

Ohne schnelle Intervention kann der sogenannte hypovolämische Schock zu Herz-Kreislaufversagen führen.

Komplikationen wie der Darmverschluss oder die Darmlähmung, die mit Entzündungen des Bauch-fells einhergehen können, treten wesentlich häufiger bei Vorerkrankten und älteren Menschen auf.

Symptome

Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • sehr starke Bauchschmerzen
  • Fieber
  • Schüttelfrost und Schweißausbrüche
  • Brechreiz
  • Verstopfung oder Durchfall
  • Verhärtung der Bauchmuskulatur und ein aufgeblähter Bauch
  • Kreislaufbeschwerden und Schwächegefühle

Leichte Berührungen bei der Abtast-Untersuchung werden bereits häufig als unangenehm empfunden. Als Reaktion auf die starken Schmerzen krampfen sich die Bauchdecken-Muskeln permanent zusammen.

Durch die sogenannten Abwehrspannungen verhärtet sich die Bauchdecke mit Fortschreiten der Krankheit immer weiter, bis sie sich schließlich bretthart anfühlt. Die bewegungsabhängigen Schmerzen zwingen Betroffene häufig dazu, sich zu schonen und sich teilweise nur in gekrümmter Haltung zu bewegen.

Aus einem zunächst kurzfristigen, stechenden Schmerz werden jedoch langanhalte Beschwerden.

Patienten, die an einer Bauchfellentzündung leiden, weisen oftmals auch einen niedrigeren Blutdruck, Flüssigkeitsmangel und einen erhöhten Puls auf. Damit reagiert der Organismus auf die gesteigerte Durchblutung des Bauchfells bei gleichzeitig sinkender Durchblutung des restlichen Körpers.

Darmverschlüsse können als Folge einer Peritonitis auftreten und sogar zu Koterbrechen (Miserere) führen.

Therapie

In den allermeisten Fällen müssen Bauchfellentzündungen chirurgisch behandelt werden, um einen lebensbedrohlichen Schaden abzuwenden.

Nur für Patienten mit primärer Peritonitis, bei der Bakterien über die Blutbahnen aufgenommen werden, ist eine medikamentöse Therapie in Form von Antibiotika ausreichend.


Operative Eingriffe

Das erkrankte Organ, das für die Schädigung des Bauchfells verantwortlich ist, muss operiert werden. Den Prozess der Beseitigung der Entzündungsquelle nennt man Herdsanierung.

Konkret wird dabei die Bauchhöhle mit einem Schnitt geöffnet und entzündetes oder bereits zerstörtes Gewebe des erkrankten Organs abgetragen. Bei einer Blinddarmentzündung wird der geschädigte Blinddarm vollständig entfernt. Bei einer reflektorischen Darmlähmung kann Flüssigkeit und Luft über eine Dünndarmsonde entweichen, die im Darminneren verlegt wird. Eingeführt wird sie über die Nase, den Rachen, die Speiseröhre oder den Magen.

Über Drainageschläuche wird der Bauchraum je nach Intensität der Entzündung mehrmals mit Kochsalzlösung und Antibiotika sauber gespült (Lavage). Durch Kunststoffschläuche werden schließlich Eiteransammlungen und andere Flüssigkeiten nach außen abgeleitet.

Patienten mit einer schweren Form der Peritonitis müssen auf der Intensivstation behandelt werden und dort nach Abschluss der Operation über einen gewissen Zeitraum verbleiben. Dort folgt die intensivmedizinische Nachsorge sowie die Vergabe von Antibiotika.

Zudem werden Patienten künstlich ernährt. Die Infusion, die in die Blutbahn verabreicht wird, enthält neben Flüssigkeit auch abgestimmte Medikamente zur Genesung.