Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Informationen über: Magersucht

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  • Diagnose
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Krankheitsbild

Unter Magersucht, vom Mediziner Anorexia nervosa genannt, versteht man eine Ess-Störung. Sie ist gekennzeichnet durch eine deutliche, selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme und der ständigen Angst zu dick zu sein auch wenn bereits Untergewicht besteht.

0,7 Prozent der Mädchen und 0,1 Prozent der Jungen sind betroffen. Dabei kann Untergewicht genauso bedenklich und ungesund sein wie zu üppiges Körpergewicht. Es kann zu Leistungsschwäche, Konzentrationsstörungen, Schwindelgefühlen, Niedergeschlagenheit und Müdigkeit führen sowie zu Leber-, Nierenschäden, Herzrhythmusstörungen und sogar zu Muskelschwund.


Magersüchtige schätzen sich falsch ein

Die ersten Fälle von Magersucht sind schon 1870 aus England und Frankreich berichtet worden. Man nahm damals allerdings an, dass es sich dabei um eine besondere Form von asketischer Lebensweise handelt. Erst in den letzten Jahren ist das Krankheitsbild näher erforscht worden: Magersüchtige können weder ihre Größe noch ihr Aussehen richtig einschätzen.

Selbst bei Untergewicht meinen sie, sie seien zu dick und haben panische Angst zuzunehmen. Auch Ihren Hunger können Sie nicht richtig einschätzen, möglicherweise aufgrund eines verminderten Hungergefühls. Leider erkennen Magersüchtige in der Regel nicht, dass sie krank sind. So bleibt ihre Krankheit oft lange unbehandelt und führt zu erheblichen Gesundheitsschäden.

Betroffene erreichen ihren Gewichtsverlust vorwiegend durch restriktives Essverhalten, aber auch übermäßige körperliche Aktivität, selbstinduziertes Erbrechen oder den Gebrauch von Abführmitteln, harntreibenden Medikamenten oder Appetitzüglern.

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Diagnose

Als Maß für das Körpergewicht und die Einstufung, ob Unter- bzw. Übergewicht vorliegt, gilt der Body Mass Index (BMI).

Er wird folgendermaßen berechnet:

BMI = Körpergewicht in Kilogramm / Körpergröße in Metern2


Welcher BMI-Wert Normalgewicht und welcher Untergewicht zuzurechnen ist, zeigt folgende Tabelle:

BMI-Wert

Ergebnis

18,5 - 24,9

Normalgewicht

unter 18,5

Untergewicht

Ein Verdacht auf Magersucht besteht bei Menschen, die einen BMI unter 17,5 aufweisen, immer wieder selbst einen Gewichtsverlust herbeiführen und trotzdem Angst haben, immer noch zu dick zu sein.

Verlauf/Folgen

Ernährung und Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Wenn die Ernährung nicht ausreicht, werden wir krank.

Der anhaltende Nährstoffmangel durch eine Magersucht kann letztlich zu Hungerschwellungen an Gesicht, Händen, Beinen und Bauch führen, weiterhin zu Haarausfall, brüchigen Nägeln, Schlafstörungen, vermindertem Sehvermögen, Nachtblindheit, Blutgerinnungsstörungen, schuppiger Haut, Krämpfen, Infektanfälligkeit und anderen Beschwerden.

In 30 bis 50 Prozent der Fälle kann die Erkrankung durch adäquate Behandlung vollständig geheilt werden. 20 Prozent entwickeln eine chronische Form, und bis zu 20 Prozent versterben an den Folgen der Erkrankung.


Wann zum Arzt?

Wer magersüchtig ist, muss das gesunde Essverhalten neu lernen. Das geht am besten mit ärztlicher Unterstützung. Außerdem kann nur der Arzt feststellen, ob der Körper bestimmte Nährstoffmängel aufweist, die ausgeglichen werden müssen. Suchen Sie deshalb unbedingt einen Arzt Ihres Vertrauens auf und führen Sie mit ihm gemeinsam die Behandlung durch.

Da Betroffene häufig keine Krankheitseinsicht besitzen, suchen sie von sich aus oft keinen Arzt auf und kommen erst auf Drängen ihrer Angehörigen in ärztliche Behandlung.

Medikamente

Für die Behandlung der Magersucht gibt es verschiedene Therapieansätze. Als Therapie der Wahl gilt die Psychotherapie. Besonders häufig werden die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die fokale psychodynamische Psychotherapie (FPT) eingesetzt.

Ihr Ziel ist die Normalisierung des Essverhaltens und Gewichtssteigerung sowie die Bearbeitung der mit der Essstörung zusammenhängenden Probleme.


Wichtig ist die richtige Ernährung

Fangen Sie mit einer Verbesserung Ihrer Ernährung an! Ganz besonders wichtig sind jetzt für Sie: Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Entsprechende Defizite lassen sich bei Bedarf vorübergehend mit Hilfe von Ergänzungsprodukten oder bilanzierten Fertignahrungen auffüllen.

Ihr Langfrist-Ziel ist das Erreichen des Normalgewichts.


Bilanzierte Fertignahrungen bringen Power

Wenn Sie besonders schnell zu Kräften kommen wollen, sind vor allem die so genannten bilanzierten Fertignahrungen für Sie geeignet. Sie wurden von Ernährungswissenschaftlern speziell für Menschen wie Sie entwickelt und mit konzentrierter Energie sowie allen lebensnotwendigen Nährstoffen im optimalen Verhältnis versehen.


Greifen Sie gegebenfalls auf Nahrungsergänzungsmittel zurück

Ihre bestehenden Defizite an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen können Sie mit Hilfe entsprechender Ergänzungsprodukte auffüllen. Solche Mittel gibt es vor allem in Form von Dragees, Kautabletten und sehr schmackhaften Brausetabletten.

Wie steht's mit Ihrem Appetit? Auch zum Anregen des Appetits sind geeignete Medikamente erhältlich.

Ernährung

Ganz besonders wichtig ist jetzt für Sie, dass Sie reichlich Eiweiß zu sich nehmen und Ihren Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ausgleichen. Darüber hinaus sollte Ihre Nahrung so energiereich sein, dass Sie sich allmählich Ihrem Normalgewicht annähern.

Essen dürfen Sie daher alles. Suchen Sie sich aus, was Ihnen schmeckt und worauf Sie Appetit haben. Wählen Sie bevorzugt hochwertige Lebensmittel aus. Essen Sie insgesamt abwechslungsreich und vielseitig und lassen Sie sich immer Zeit beim Essen. Besonders bewährt hat sich auch das Einlegen von Zwischenmahlzeiten.

Nehmen Sie also lieber fünf bis sechs kleinere Mahlzeiten pro Tag zu sich als drei große. Wichtig ist, dass Sie Ihr Normalgewicht anpeilen. Dafür ist es nötig, dass Sie vorläufig möglichst viel und kalorienreich essen. Die folgenden Tipps sollen Ihnen helfen, dies in die Tat umzusetzen:


Die wichtigsten Ernährungsregeln:

1.

Vermehren Sie die Anzahl Ihrer Mahlzeiten
Beginnen Sie den Tag am besten mit einem Vorfrühstück im Bett. Zwischen den Mahlzeiten genehmigen Sie sich kleine kalorienreiche Extrabissen. Essen Sie stets in ruhiger angenehmer Atmosphäre.

2.

Bevorzugen Sie Nahrungsmittel mit hohem Kaloriengehalt.

3.

Reichern Sie Ihre Mahlzeiten noch zusätzlich mit Kalorien in Form von Fett oder Zucker an (Butter, Öl, Sahne, Crème fraîche)

4.

Gestalten Sie Ihren Speiseplan insgesamt abwechslungsreich und das Essen appetitanregend


Diese Nahrungsmittel sind für Sie besonders gut geeignet:

  • Nahrungsmittel mit versteckten Fetten: Schweinefleisch, Ölsardinen, Mayonnaise, Fettkäse, Gans, Sahne, ölhaltige Früchte
  • mit Fett Versetzbahre Nahrungsmittel: Rotkohl, Kartoffelbrei, Quark, Joghurt, Kakao (mit Butter anreichern)
  • kohlenhydratreiche Nahrungsmittel: Teigwaren, Süßspeisen, Grießbrei, Pudding, Traubenzucker, Trockenfrüchte


Diese Fertigprodukte sind für Sie empfehlenswert:

Unterstützen können Sie Ihre Bemühungen mit Fertigprodukten. Hier gibt es so genannte Formuladiäten. Sie enthalten alle Nährstoffe, die Ihr Körper braucht. Zusätzlich sind so genannte Supplemente erhältlich. Das ist eine Diätkost speziell zum Zunehmen, die zusätzlich zu einer Formula-Diät oder der normalen Ernährung zugeführt wird.

Und sobald sich die gewünschten Erfolge einstellen, ist es für Sie wichtig zu lernen, wie eine gesunde Ernährung wirklich aussieht. Hierzu gehört vor allem eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost. Auf die Extrabeigaben von Fett und Zucker können Sie dann verzichten.

Selbsthilfegruppen

ANAD Selbsthilfe - Anorexia - Bulimia Nervose e.V.

Rottmannstr. 5 RG II
80333 München
Telefon: 089/5236633
Telefax: 089/527163


Anonyme Eßsüchtige e.V. - Deutschsprachige Gruppe der Overeaters Anonymous

Postfach 106206
28026 Bremen
Telefon: 0421/327224


Beratungszentrum bei Eß-Störungen - Dick & Dünn e.V.

Innsbrucker Str. 25
10825 Berlin
Telefon: 030/8544994
Telefax: 030/8548442
Email: dick-und-duenn@freenet.de
Internet: http://www.dick-und-duenn-berlin.de


Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche e.V. (BKE) Bundesverband

Fr. Hannelore Breuer
Märkische Str. 46
44141 Dortmund
Telefon: 0231/5864132
Telefax: 0231/5864132
Email: bke@blaues-kreuz.org
Internet: http://www.blaues-kreuz.org


Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie

Salzstr. 52
48143 Münster
Telefon: 0251/418343
Telefax: 0251/4183450
Internet: http://www.christoph-dornier-stiftung.de


Cinderella Beratungsstelle für Essstörungen

Westendstr. 35
80339 München
Telefon: 089/5021212
Telefax: 089/5022575
Email: cinderellaberatung@aol.com


Die Brücke e.V. Beratungs. und Therapiezentrum

Walddörferstr. 337
22047 Hamburg
Telefon: 040/666133
Telefax: 040/6682973
Email: info@bruecke-online.de
Internet: http://www.bruecke-online.de


Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen, gemeinnützige GmbH

Sigrid Borse
Hansaallee 18
60322 Frankfurt/M.
Telefon: 069/550176
Telefax: 069/5961723
Email: info@essstoerungen-frankfurt.de
Internet: http://www.essstoerungen-frankfurt.de