Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Wirbelkörperbrüche

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Diagnose
  • Therapie

Krankheitsbild

Ein Wirbelkörperbruch kann in verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule auftreten und die umliegenden Weichteilstrukturen wie den Bandapparat in Mitleidenschaft ziehen.

Während Unfälle und Verletzungen die Hauptursache für Brüche der Wirbelkörper bei jüngeren Menschen sind, können sich Patienten, die an Grunderkrankungen der Knochen leiden, schon durch einfache Alltagsbelastungen eine Wirbelkörperfraktur zuziehen.

In den meisten Fällen entstehen Wirbelkörperbrüche – auch Wirbelkörperfrakturen genannt – im Übergangsbereich von der Brustwirbelsäule zur Lendenwirbelsäule. Zusätzlich kann eine Wirbelkörperfraktur mit neurologischen Begleitverletzungen einhergehen.


Rückenschmerzen sind symptomatisch

Für einen Wirbelkörperbruch sind abrupt einsetzende Rückenschmerzen charakteristisch.

Besonders beim Ausführen von Bewegungen treten die Schmerzen auf. Abhängig von der Ursache kann ein Wirbelkörperbruch jedoch auch in Ruhephasen zu Schmerzen führen.

Darüber hinaus können Blutergüsse (Hämatome) oder Fehlstellungen der Wirbelsäule hervorgerufen werden. Denn der gebrochene Wirbel flacht sich insbesondere bei Osteoporose-Patienten im Laufe der Zeit immer weiter ab, sodass sich die Wirbelsäule auf Dauer krümmt und ein Buckel entsteht.

Auch degenerative Veränderungen können die Folgen von unbehandelten Wirbelkörperbrüchen sein.

Im Bereich des Rückenmarks löst eine Wirbelkörperfraktur Symptome wie Gefühlsstörungen, eine Schwächung der Muskulatur, Lähmungen oder auch Inkontinenz.

Bei einer Schädigung der Nerven kann es unter Umständen zu einer Querschnittslähmung kommen. Ist der Wirbelkörper in der Nähe der Halswirbelsäule gebrochen, fällt es Patienten schwer, den Kopf frei zu bewegen.

Ursachen

Wirbelkörperbrüche werden sehr häufig durch traumatische Ursachen wie einen Unfall ausgelöst, der sich im Straßenverkehr, beim Sport, auf der Arbeit oder auch im Haushalt ereignet.

Auch kann äußere Gewalteinwirkung wie zum Beispiel ein Schlag ursächlich für die Frakturen der Wirbelkörper sein.


Risikofaktor Knochenerkrankung

Bei älteren Menschen ist das Risiko für die Entstehung von Wirbelkörperbrüchen aufgrund ihrer instabileren Knochenstruktur höher als bei Jüngeren. Gefährdet sind vor allem Patienten mit Grunderkrankungen der Knochen.

So können eine Knochenentzündung (Osteitis), aber auch Tumoren innerhalb der Knochen sowie Skelettmetastasen oder rheumatisch bedingte Strukturveränderungen der Knochen die Wirbelkörper bruchanfälliger machen.


Osteoporose-Patienten besonders gefährdet

Besonders häufig betroffen sind Personen, die an Knochenschwund (Osteoporose) leiden. Als Folge der Krankheit weisen die Knochen eine geringere Dichte und poröse Strukturen auf, die den Knochen in ihrer Belastbarkeit und Stabilität schwächen.

Wirbelkörper können dann schon bei harmloseren Bewegungen wie einer unglücklichen Drehung oder beim Anheben von schwereren Gegenständen brechen. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann es sogar zu Spontanbrüchen kommen.

Diagnose

Nach einer ausführlichen Befragung des Patienten über Ursache, Symptome und eine eventuell vorliegende Knochenerkrankung erfolgt eine körperliche Untersuchung.

Hier tastet der Arzt den Rücken des Patienten ab und überprüft sowohl Art (Druck-, Kompressions- oder Klopfschmerz) als auch Ursprung der Schmerzen.

Auch die Nervenfunktionen werden getestet, um beurteilen zu können, inwieweit Bewegungen oder Gefühlsregungen intakt oder gestört sind.


Bildgebende Verfahren

Anschließend geben Röntgenaufnahmen konkretere Hinweise auf einen Wirbelkörperbruch. Hier lässt sich abbilden, in welchem Abschnitt der Wirbelsäule ein Bruch entstanden ist.

Um sicher zu gehen, ob das Rückenmark durch den Wirbelkörperbruch eingeengt oder anderweitig beschädigt wurde, ordnet der behandelnde Arzt eine Computertomographie (CT) an.

Inwieweit auch Weichteilstrukturen wie Teile des schützenden Bandapparats verändert wurden, kann anhand eines zusätzlichen Diagnoseverfahrens wie der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) abgeklärt werden.


Typisierung nach ABC-Klassifikation

Ein spezielles Klassifikationsschema ermöglicht es dem Arzt, die Art des Wirbelkörperbruchs zu bestimmen und die Entstehung der Fraktur anhand des ABC-Schemas zuzuordnen. So steht A für eine Kompressionsverletzung, B für eine Beugungs- oder Überstreckungsverletzung und C für eine Drehungsverletzung.

Therapie

Therapeutische Maßnahmen zielen darauf ab, mögliche Fehlstellung zu beheben und damit die Wirbelsäule zu richten, Schmerzen zu lindern, neurologische Funktionen zu erhalten und wiederherzustellen sowie die Wirbelsäule vor weiteren Verletzungen zu schützen.

Ob eine konservative Therapie oder stattdessen ein operativer Eingriff notwendig ist, muss je nach Schweregrad des Wirbelkörperbruchs und der möglichen Begleitverletzungen abgewogen werden.

Eine anschließende Physiotherapie in Form von krankengymnastischen Übungen unterstützt den Heilungsprozess.


Konservative Therapie

Hat der Patient einen stabilen Wirbelkörperbruch erlitten, reichen in der Regel therapeutische Maßnahmen aus, die zur Entlastung und Stabilisierung der geschädigten Strukturen beitragen.

Für Wirbelkörperbrüche an der Brust- oder Lendenwirbelsäule verabreicht der behandelnde Facharzt ein Schmerzmittel, damit Bewegungsabläufe weitestgehend beschwerdefrei ausgeführt werden können.

Eine Halswirbelstütze stabilisiert den Hals-Kopf-Bereich im Falle einer Fraktur in der Halswirbelsäule. Der Patient nimmt dadurch eine Schonhaltung ein. Bewegungen (Drehen des Kopfes) sind beim Tragen der Stütze nicht möglich, wodurch die Halswirbelsäule entlastet wird. Krankheitsbedingte, stabilere Wirbelbrüche werden mit Schmerzmitteln, Bettruhe und dem Tragen von Stützhilfen (Korsett, Mieder) behandelt.

Da Grunderkrankungen der Knochen wie Osteoporose oder auch Knochentumoren die Bruchanfälligkeit der Wirbel stark begünstigen, müssen diese als Auslöser der Fraktur zielgerichtet behandelt werden.


Operative Therapie

Ist die Wirbelsäule infolge einer Wirbelkörperfraktur so beeinträchtigt, dass es zu Funktionsstörungen der Extremitäten sowie der Darm- und Blasentätigkeit kommt, kann nur ein operativer Eingriff zu Besserung verhelfen.

Das ist besonders dann der Fall, wenn das Rückenmark durch die Wirbelkörperfraktur in Mitleidenschaft gezogen ist oder droht, beschädigt zu werden. Auch stark ausgeprägte Deformationen können eine Operation begründen.

Bei vorliegenden Grunderkrankungen (Osteoporose etc.) findet die Kyphoplastie Anwendung – ein minimalinvasives Verfahren zur Richtigstellung und Stabilisierung der Wirbelkörper. Dazu wird am Rücken ein kleiner Schnitt gesetzt, die Wirbelkörper in die richtige Position gerückt und anschließend spezieller Knochenzement in die beschädigten Wirbelkörper gespritzt, um ihnen den nötigen Halt und Festigkeit zu verleihen.

Handelt es sich bei den Wirbelkörperfrakturen um kompliziertere Brüche, die durch nicht krankheitsbedingte Faktoren begünstigt wurden, wird die Wirbelsäule mithilfe eines Schrauben-Stab-Systems oder Platten gestützt. In schwerwiegenden Fällen werden Implantate oder künstliche Platzhalter eingesetzt.