Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Medikamentenabhängigkeit

  • Überblick
  • Der Weg in die Sucht
  • Anzeichen und Folgen
  • Formen der Medikamenten­abhängigkeit
  • Diagnostik
  • Therapie

Überblick

In Deutschland sind schätzungsweise rund 2 Millionen Menschen von einer Medikamentenabhängigkeit betroffen.

Rezeptpflichtige sowie frei verkäufliche Medikamente werden häufig als Suchtmittel missbraucht. Es kann sich sowohl eine körperliche als auch eine psychische Abhängigkeit entwickeln.

Vorwiegend in den Industriestaaten, ist der Missbrauch von Medikamenten keine Seltenheit.


Vorbeugung

Medikamente sollten nur solange es dringend notwendig ist eingenommen werden.

Patienten, die Arzneimittel über einen längeren Zeitraum einnehmen müssen, sollten darauf achten, ob nach dem Absetzen des Präparates Entzugserscheinungen, wie Schwitzen oder Zittern auftreten.

In diesem Fall sollte dringen ein Arzt aufgesucht werden.


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Der Weg in die Sucht

Der Weg in die Sucht ist schleichend.

Zunächst wird das Medikament eingenommen, um Schmerzen zu lindern oder auch um mit alltäglichen Beschwerden umzugehen.

So wird zum Beispiel dem Stress oder der Schlaflosigkeit mit einem entsprechenden Arzneimittel entgegengewirkt.

Erfolgt die Einnahme des Mittels über einen längeren Zeitraum, stellt sich Stück für Stück eine Gewohnheit ein.

Letztendlich erfolgt der Einsatz des Medikaments auch ohne vorhandene Beschwerden, denn das Wohlbefinden der Betroffenen wird nun allein durch die Einnahme des Präparates beeinflusst.

Anzeichen und Folgen

Hinweise für eine Medikamentenabhängigkeit sind:

  • Steigerung der Dosis: Die erkranken nehmen das Präparat über einen längeren Zeitraum und in immer höheren Dosen ein.

  • Beeinflussung des Alltages: Das alltägliche Leben dreht sich ausschließlich um das Medikament und dessen Beschaffung. Der Versuch den Konsum einzuschränken oder gar zu beenden ist meist erfolglos.

  • Verheimlichung: Die Betroffenen nutzen oft verschiedene Apotheken, Ärzte oder auch einen illegalen Weg, um das Medikament zu erhalten.

  • Unsachgemäße Einnahme: Das Medikament wird für den gewünschten Effekt nach Belieben eingenommen. So werden Schlafmittel zum Beispiel am Tage eingenommen, um eine beruhigende Wirkung zu erzielen.


Folgen

Ein Medikamentenmissbrauch wirkt sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche aus.

Körperliche Folgen sind zum Beispiel:

Psychische Folgen sind zum Beispiel:

Formen der Medikamenten­abhängigkeit

Zu den am meisten missbrauchten Medikamenten zählen:

  • Schlafmittel (Hypnotika)
  • Schmerzmittel (Analgetika)
  • Beruhigungsmittel (Tranquilizer) und
  • Aufputschmittel (Stimulanzien)


Schlafmittel

Wie der Name es schon sagt, sollen Schlafmittel zu einem besseren Schlaf verhelfen.

Sie haben eine beruhigende Wirkung auf den Körper. In zu hohen Mengen sind sie narkotisierend und können zu Vergiftungserscheinungen oder gar zum Tod führen.

Wie beim Alkoholentzug sind die Entzugserscheinungen sehr stark. Der Patient leidet unter starkem Zittern (Tremor) der Hände und Augenlidern.

Darüber hinaus können Herz- Kreislaufbeschwerden sowie starke Unruhezustände eintreten.


Schmerzmittel

Schmerzmittel werden zumeist gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Rückenschmerzen  oder Gelenkbeschwerden eingesetzt.

Für stärkere Schmerzen werden morphinhaltige Medikamente verwendet, die nur vom Arzt verschieben werden dürfen.

Bei zu häufigem Gebrauch kann es zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit kommen


Beruhigungsmittel

Die meisten Beruhigungsmittel enthalten Benzodiazepine, welche eine angstlösende sowie beruhigende Wirkung haben.

Benzodiazepine besitzen ein hohes Suchtpotenzial und die Toleranz zum Medikament tritt schon nach einer kurzen Einnahmedauer ein.

Bei abrupten Absetzten kann es zu Entzugserscheinungen kommen.

In hoher Dosierung und Verbindung mit Alkohol können Benzodiazepine eine Atemdepression mit Todesfolge auslösen.


Aufputschmittel

Zur Gruppe von Aufputschmitteln zählen nicht nur legale, sondern auch illegale Substanzen wie Speed oder Ecstasy.

Sie bewirken, dass Müdigkeit nicht wahrgenommen wird und somit sowohl die Konzentration- als auch die Leistungsfähigkeit gesteigert wird.

Gebraucht werden sie häufig von Personen, die hohen Anforderung gerecht werden wollen. Das kann in der Arbeit, in der Schule oder im Studium der Fall sein.

Die Folgeschäden betreffen in den meisten Fällen die Psyche der Patienten.

Durch das Aufputschmittel können Schlafprobleme auftreten. Außerdem trinken und essen die Betroffenen zu wenig.

Um dem entgegenzuwirken kombinieren die Patienten Aufputschmittel mit Schlafmittel. Es kommt zu körperlichen und psychischen Erschöpfungszuständen.

Diagnostik

Eine gezielte Diagnosestellung bei Medikamentenmissbrauch ist sehr schwierig, da die Betroffenen sehr unauffällig sind und die Einnahme von Medikamenten für Anwesende nicht verdächtig erscheint.

Manchmal wird der Patient direkt von dem Arzt auf sein Problem angesprochen, da der erhöhte Bedarf von ein und demselben Medikament auffällig ist.

Zumeist wird die Diagnose jedoch erst dann gestellt, wenn der Betroffene unter Entzugssymptomen leidet. Die erkrankten zittern am ganzen Körper und neigen zu vermehrtem Schwitzen.

Auch schwere Folgen des Missbrauchs, wie zum Beispiel Krampfanfälle, sind möglich.

Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch mit dem behandelnden Arzt erfolgt eine labortechnische Untersuchung des Urins und Blutes des Patienten, um den Wirkstoffspiegel im Körper zu ermitteln.

Therapie

Für eine erfolgreiche Therapie ist das Eingeständnis der Sucht ein wichtiger Faktor.

Die Therapie bei Medikamentenabhängigkeit erstreckt sich über einen langen Zeitraum und findet in der Regel in speziellen Kliniken statt. Leichte Abhängigkeiten können jedoch auch ambulant therapiert werden.

Bei Behandlungsbeginn steht der körperliche Entzug im Vordergrund. Viele Präparate dürfen nicht sofort abgesetzt werden, sondern müssen unter ärztlicher Beobachtung nach und nach reduziert werden.

Bei starken Entzugserscheinungen erfolgt eine stationäre Behandlung im Krankenhaus. Im weiteren Verlauf der Therapie lernen die Patienten mit psychotherapeutischer Unterstützung ohne das Medikament auszukommen.

Oft erfolgt die Therapie auch in Gruppen. Viele Betroffene nutzen auch Selbsthilfegruppen, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.