Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Phantomschmerzen

  • Krankheitsbild
  • Ursachen
  • Symptome
  • Diagnose und Therapie

Krankheitsbild

Phantomschmerzen sind chronische Schmerzzustände, die nach Amputation eines Körpergliedes auftreten können. Häufigster Auslöser für Phantom­schmerzen ist die chirurgische Abtrennung der Arme oder Beine.

Die Betroffenen verspüren Missempfindungen wie Jucken, stechende, brennende oder krampfartige Schmerzen sowie ein Kribbeln am entfernten Körperteil.

Diese Schmerzempfindungen treten nicht nur nach der Amputation von Gliedmaßen auf, sondern können auch andere Körperteile sowie innere Organe betreffen. So kann beispielsweise auch eine Mastektomie, die Amputation der weiblichen Brust, zu Phantomschmerzen führen.


Stumpfschmerzen

Mit dem Phantomschmerz nicht gleichzusetzen, ist der Stumpfschmerz. Hierbei leiden Patienten unter Schmerzen im Stumpf der amputierten Gliedmaße.

Laut Medizinern treten bei über 50 Prozent der Betroffenen nach einer Amputation entweder Phantom- oder Stumpfschmerzen auf, wobei der Phantomschmerz wesentlich häufiger auftritt.

Ursachen

Die genaue Ursache von Phantomschmerzen ist bisher noch nicht vollständig geklärt, Mediziner gehen jedoch von einem falschen Zusammenspiel neuronaler Erregungsmuster aus.

Im Gegensatz zu der früheren, überholten Annahme, dass Patienten sich die Phantomschmerzen nur einbilden, wissen Mediziner heute, dass es im Rahmen von Amputationen zu einer falschen Signalübermittlung zwischen Gehirn, Rückenmark und den peripheren Nerven kommen kann.


Schmerzgedächtnis

Ähnlich wie beim Schmerzgedächtnis können Phantomschmerzen durch eine „Umpolung“ von Nervenzellen hervorgerufen werden, das heißt vom Gehirn werden weiterhin Schmerzsignale gesendet, obwohl die Ursache nicht mehr vorliegt.

So gehen unfall- oder krankheitsbedingte Amputationen vor dem Eingriff häufig mit anhaltenden und chronischen Schmerzen einher, die – obwohl das betroffene Körperteil bereits amputiert werden musste – immer noch auftreten, da sich ein zentrales Schmerzgedächtnis gebildet hat.

Je länger der Patient vor der durchgeführten Operation bereits Schmerzen hatte, umso häufiger treten nach der Amputation die Phantomschmerzen auf.


Reiz- und Entzündungsprozesse der Nervenenden

Ebenso können Veränderungen des peripheren Nervensystems eine erhöhte Sensibilität, Spontanaktivität oder Minderdurchblutung im amputierten Bereich hervorrufen. Eine gestörte Schmerzwahrnehmung ist die Folge.

Stumpfschmerzen treten zumeist postoperativ aufgrund von Entzündung der OP-Wunde, Narbenbildung oder Durchblutungsstörungen auf.


Bildung von Neuromen

Eine weitere Ursache für Stumpfschmerzen sind sogenannte Amputationsneurome - unkontrollierte Nervenneu- aber auch Knotenbildungen, die starke Schmerzen im Stumpf verursachen. Auch die mangelhafte Anpassung einer Prothese kann Stumpfschmerzen auslösen.


Emotionaler Stress kann auch ein Grund sein

Ebenso können psychosomatische Faktoren wie Stress, Angst und Depressionen die Entstehung von Phantomschmerzen beeinflussen.

Symptome

Die Symptome von Phantomschmerzen werden von den Betroffenen unter­schiedlich empfunden.

Phantomschmerzen sind lokal begrenzt und werden als brennend, krampfartig sowie stechend beschrieben und treten häufig als Schmerzattacken auf.

Oftmals ähnelnd die Schmerzen denen, die der Patient bereits vor der Amputation in dem betroffenen Körperteil hatte (Schmerzgedächtnis).

Auch das Gefühl, dass sich das eigentlich entfernte Gliedmaß in einer verdrehten und somit schmerzauslösenden Position befinde, ist ein typisches Symptom.


Phantomsensationen

Ein Unterschied zu den Phantomschmerzen ist die Phantomwahrnehmung (Phantomsensationen). In Form von Druck-, Wärme- und Kältegefühl oder auch Juckreiz leiden Betroffene nicht unter Schmerzen, sondern unter Gefühlirritationen.

Diagnose und Therapie

Bei der Diagnostik von Amputationsschmerzen untersucht der Facharzt zunächst den Amputationsstumpf auf mögliche Infektionen sowie andere klinische Erkrankungsbilder.

Des Weiteren erhebt er eine gründliche Anamnese des Patienten über die Intensität, Dauer und Auslöser der Schmerzen, um letztendlich zwischen Phantom-, Stumpfschmerzen oder der schmerzfreien Phantomwahrnehmung zu differenzieren.

Oft hilft bei der Diagnosestellung auch ein vom Patienten geführtes Schmerztagebuch, um den Verlauf der gestörten Wahrnehmungsempfindung besser zu analysieren.


Therapie von Stumpfschmerzen

Bei Stumpfschmerzen wird gezielt die Ursache behandelt. Das heißt, Infektionen und schlechte Wundheilung werden mit Medikamenten therapiert. Ist der Auslöser für die Stumpfschmerzen eine falsch angepasste Prothese wird diese neu ausgerichtet.


Therapie von Phantomschmerzen

Dagegen ist die Therapie von Phantomschmerzen erheblich langwieriger, da die Schmerzursache nicht beseitigt werden kann. Die therapeutischen Maßnahmen orientieren sich an der Schmerzdauer und -intensität.

Die Therapiemöglichkeiten reichen von einer medikamentösen Behandlung mit Schmerzmitteln, Prothesenanpassung oder einer Neuraltherapie bis hin zur Anwendung von physikalischen Maßnahmen wie der transkutane elektrische Neurostimulation (TENS) am Stumpf des amputierten Körperteils.


Spiegeltherapie

Auch Hypnose, Akupunktur oder die Spiegeltherapie nach Ramachandran können zur Therapie von Phantomschmerzen eingesetzt werden.

Im Rahmen der Spiegeltherapie wird das amputierte Gliedmaß durch Spiegelung des gesunden Körperteils optisch korrigiert. Der Patient bekommt so das Gefühl der Vollständigkeit seines Körpers zurück, was in vielen Fällen die Schmerzen lindert.