Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten

Reizblase (Zystalgie)

  • Krankheitsbild
  • Symptome
  • Ursachen
  • Diagnose
  • Therapie

Krankheitsbild

Die Reizblase (Zystalgie) ist eine Form der Inkontinenz, die sich durch einen ständigen und starken Harndrang äußert. Dabei sendet der Blasenmuskel ein Harndrangsignal, obwohl die Blase kaum mit Urin gefüllt ist.


Frauen und Männer betroffen

Aus diesem Grund sprechen Ärzte auch von einer überaktiven Blase. Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr sowie Patientinnen in den Wechseljahren sind häufiger betroffen als Männer. Jedoch ist die Reizblase keine reine Frauenerkrankung. Mit zunehmendem Alter tritt die Blasenreizung bei Männern ähnlich häufig auf.


Primäre oder sekundäre Reizblase?

Grundsätzlich kann bei der Reizblase zwischen zwei verschiedenen Formen differenziert werden. Während es sich bei der primären Reizblase um eine funktionelle Erkrankung ohne Organveränderungen sowie ohne eindeutige Auslöser handelt, wird eine sekundäre Reizblase durch organische Ursachen wie Grunderkrankungen hervorgerufen. Bei den meisten Patienten lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache für den starken Harndrang feststellen, da auch psychische Belastungen die Beschwerden begünstigen können.

Daran erkennen Sie eine Reizblase

  • Leiden Sie unter einem permanenten drängenden Harndruck, der auch nach der Erleichterung wiederkehrt?
  • Kommt es vor, dass Ihnen beim Niesen, Husten oder Lachen unbeabsichtigt Urin entweicht?
  • Werden Sie nachts mehrfach wach, weil Sie wiederholt auf die Toilette müssen?
  • Ist der Harndrang so groß, dass Sie es manchmal nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen?
  • Beeinträchtigt Sie die Angst, vorübergehend keine Toilette in der Nähe zu haben, in Ihrem Alltag?

Falls Sie alle Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, leiden Sie womöglich an einer Reizblase und sollten keine Scheu haben, einen Urologen zu konsultieren.

Symptome

Patienten mit einer Reizblase verspüren einen verstärkten Harndrang und müssen deshalb sehr oft Wasserlassen – teilweise bis zu 30 Mal am Tag.


Dranginkontinenz

Die Funktionsstörung der Blasenentleerung kann unter Umständen auch dazu führen, dass Betroffene dem Druck der Blase nicht standhalten und den Harndrang nicht länger steuern können. Den unkontrollierbaren Urinverlust nennen Urologen auch Dranginkontinenz. Patienten scheiden meist aber nur eine verhältnismäßig geringe Menge Urin aus. Dieser weist eine helle Farbe ohne Beimengungen von Blut auf.

Neben Druckgefühlen beim Wasserlassen können auch Begleiterscheinungen wie Herzklopfen, Kreislaufprobleme oder Migräne auftreten. In selteneren Fällen können auch krampfartige Unterbauchschmerzen symptomatisch für die Reizblase sein.

Leidet der Patient an einer sekundären Reizblase, kommen meist weitere Beschwerden hinzu. Welche das konkret sind, hängt von der Grunderkrankung ab, die eine Blasenreizung ausgelöst hat.


Zunehmende Einschränkung der Lebensqualität

Grundsätzlich bedeutet eine Reizblase für die Betroffenen eine Einschränkung der Lebensqualität. Häufig meiden sie Unternehmungen außerhalb des Hauses oder trinken weniger, um nicht permanent auf Toilette gehen zu müssen. Der Kontrollverlust über den Harndrang erfüllt zudem viele Betroffene mit Scham, weshalb häufig der Weg zum Urologen gemieden wird.

Ursachen

Bei einer Reizblase zieht sich der Blasenmuskel schon bei kleinsten Reizen zusammen. Obwohl die Blase längst nicht voll ist, müssen sich Betroffene schon nach kürzester Zeit erneut erleichtern.

Die funktionelle Störung der Blase führt dazu, dass Patienten ständig das Gefühl einer vollen Blase haben, obwohl sie nur sehr wenig Wasser lassen können.


Primäre Reizblase

Eine primäre Reizblase wird durch eine Störung des vegetativen Nervensystems hervorgerufen, die sich auf die Funktionstüchtigkeit der Blase auswirkt. Die Beschwerden sind nicht auf organische Ursachen zurückzuführen. Anders als bei der sekundären Reizblase liegen keine Grunderkrankungen vor, die mit einer gestörten Blasenentleerung einhergeht. Die Ursache lässt sich häufig nicht eindeutig bestimmen. Hat der Patient bereits mehrere Blasenentzündungen erlitten, kann es passieren, dass die Blase empfindlicher und schneller auf kleinste Urinmengen reagiert.


Sekundäre Reizblase

Bei der sekundären Reizblase, von der weitaus weniger Menschen betroffen sind, liegt eine Grunderkrankung vor, wie:

  • Tumoren oder andere Fremdkörper in der Blase
  • Verwachsungen der Harnröhre durch Bestrahlung nach Krebsleiden
  • Blasensteine, die sich über einen langen Zeitraum in der Blase befinden
  • Entzündung der Blasenwand
  • Östrogenmangel während der Wechseljahre (Menopause)
  • Angst vor dem Wasserlassen (verstärkt das Problem häufig nur)
  • psychischer Stress
  • neurologische Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Parkinson
  • Nebenwirkungen von Medikamenten

Diagnose

Bei der Reizblase wird eine Ausschlussdiagnose vorgenommen. Das bedeutet, dass der Befund einer Reizblase nur dann zutrifft, wenn andere Ursachen für die Blasenentleerungsstörung nicht nachgewiesen werden können.


Mögliche Grunderkrankung unbedingt abklären lassen

Leidet der Patient beispielsweise unter einer Blasenentzündung, finden sich Leukozyten und Bakterien im Urin. Bei einer Reizblase fehlen solche Indizien völlig. Wichtig ist es deshalb, mögliche Auslöser für die gereizte Blase abzuklären. Dazu gehört in erster Linie, einen Harnwegsinfekt als Ursache für das permanente Wasserlassen auszuschließen.

In der Regel erfolgt eine Untersuchung beim Frauenarzt, bei der die äußeren Geschlechtsorgane und der After genauer betrachtet werden. Ultraschallaufnahmen der Blase und ableitenden Harnwege können zudem Tumoren, Blasensteine oder Entzündungen gut sichtbar machen. Außerdem kann der Facharzt abschätzen, wie viel Urin nach dem Wasserlassen nicht vollständig ausgeschieden wird.

Ob ein Tumor der Grund für den starken Harndrang ist, kann mittels Blasenspiegelung (Zystoskopie) abgeklärt werden. Aufschlussreiche Ergebnisse ermöglicht zudem die Analyse einer Urinprobe. Hier sucht der Arzt gezielt nach Indizien für eine Infektion.

Eine Blasendruckmessung (Zystomanometrie) kann ebenfalls wichtige Hinweise liefern. Mithilfe der Blasendruckmessung kann beurteilt werden, welche Urinmengen die Blase halten kann.

Therapie

Ursächliche und medikamentöse Behandlung und Verhaltenstherapie

Handelt es sich um eine sekundäre Reizblase, wird die Therapie in erster Linie gezielt auf die Behandlung der Grunderkrankung ausgerichtet. Kann der Auslöser diagnostiziert und beseitigt werden, wird das häufige Wasserlassen zwangsläufig immer weniger werden.

Um die Schmerzen erträglicher zu machen, werden krampflösende Medikamente verschrieben oder pflanzliche Präparate (wie Goldrutenkraut) angewandt. Auch alternative Heilverfahren wie Akupunktur können unterstützend dazu beitragen, die Muskulatur der Blase zu entspannen.

Hilft eine ursächliche Therapie nicht, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das Wasserlassen kontrolliert zu gestalten. So kann der behandelnde Arzt bestimmte Methoden zum „Trainieren“ der Blasenmuskulatur aufzeigen – zum Beispiel spezielle Übungen für die Beckenbodenmuskulatur. Auf diese Weise gelingt es Patienten, einem ungewollten Urinverlust vorzubeugen oder die Abstände zwischen den Toilettengängen auszudehnen. Die Phasen zwischen den Entleerungen können zudem durch spezielle Medikamente verlängert werden. Unterstützende Therapien können dabei sein:


Operative Therapie

Ein chirurgischer Eingriff wird dann notwendig, wenn alle bisherigen Maßnahmen keine Linderung verschaffen. So kann ein Dauerkatheter gelegt werden, um die Schmerzen beim stetigen Wasserlassen zu umgehen.