Symptome
Schwindel
- Beschreibung
- Ursachen
- Diagnose
- Therapie
Beschreibung
Schwindel – im medizinischen Fachjargon Vertigo genannt – ist ein Kernsymptom zahlreicher Gesundheitsbeschwerden, das sich durch ein Verschwimmen oder Schwanken des umgebenden Raums äußert. Bei solchen Schwindelattacken haben Betroffene oft den Eindruck, als würde alles vor ihren Augen verschwimmen.
Schwindel ist auf viele Ursachen zurückzuführen, doch vor allem ältere Menschen leiden häufig unter Schwindelattacken, die entweder dauerhaft oder akut auftreten können. Der Patient fühlt sich benommen, unsicher und hat das Gefühl, zu schwanken oder sich zu drehen. In anderen Fällen wiederum glauben Betroffene, zur Seite oder nach vorne über zu kippen.
Die subjektiven Empfindungen von Schwindel gehen mit unterschiedlichen (Begleit-) Symptomen einher:
- Drehschwindel: Der Patient glaubt, dass sich seine Umgebung oder er selbst sich dreht. Dies kann zu Fallneigungen führen, bei denen der Betroffene leichter zur Seite kippt. Hält der Drehschwindel über einen längeren Zeitraum (Stunden oder Tage) an, können Übelkeit oder Erbrechen auftreten.
- Schwankschwindel: Der Patient betrachtet sich und die Umwelt aus einer stark schwankenden Perspektive. Durch den gestörten Gleichgewichtssinn werden Geh- und Stehabläufe fehlerhaft ausgeführt. Dadurch erhöht sich das Fallrisiko erheblich.
- Benommenheitsschwindel: Bei dieser Art von Schwindel fühlt sich der Patient stark geschwächt. Nicht selten tritt auch Übelkeit auf.
- gutartiger Lagerungsschwindel: Charakteristisch für den Lagerungsschwindel ist das Neigen des Kopfes zur Seite. Er kommt häufig dann vor, wenn eine Person lange Zeit ruhig gelegen hat und sich ruckartig aufrichtet.
Ob kurz- oder langfristiger Schwindel: Die Ursachen können vielfältig sein! Nur mit einer zielgerichteten Diagnose können die Beschwerden ermittelt und durch geeignete Therapien behoben werden.
Ursachen
In der Regel ist Schwindel auf Störungen im Gleichgewichtssystem zurückzuführen und tritt entweder plötzlich oder über einen längeren Zeitraum hinweg auf. Neben Kopfschmerzen ist Schwindel auch das häufigste Symptom von neuronalen Erkrankungen.
Akute Schwindelattacken können ganz verschiedene Ursachen haben wie beispielsweise ungewohnte Sinnesreize wie in ausgefallener Höhe oder bei körperlicher Anstrengung. Daneben kann plötzlich auftretender Schwindel auch auf eine Störung des Gleichgewichtssinns oder eine Erkrankung des Nervensystems hinweisen. Auch eine Entzündung des Innenohrs, die mit starken Ohrenschmerzen und Hörstörungen einhergeht, kann Schwindel verursachen.
Schwindel ist oft auch symptomatisch für Durchblutungsstörungen. Bei verengten oder veränderten Arterien im Innenohr kann das Blut nicht ungehindert zirkulieren und äußert sich durch Schwindel oder auch starke Kopfschmerzen.
Dauerhafte Benommenheitszustände können darüber hinaus aus Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder Erkrankungen am Herzmuskel resultieren. Ebenfalls können Angstzustände in bestimmten Situationen (phobischer Schwankschwindel) oder Depressionen (somatischer Schwindel) zu Schwindelanfällen führen.
Weitere konkrete Ursachen für Schwindelattacken können sein:
- Morbus Menière: Bei dieser Erkrankung wird übermäßig viel Flüssigkeit im Innenohr des Patienten produziert. Bei der Flüssigkeit handelt es sich um die sogenannte Endolymphe, die für die einwandfreie Funktionstüchtigkeit des Gleichgewichtsorgans unerlässlich ist. Die überdurchschnittliche Menge an Endolymphe verursacht neben Schwindel auch lästige Ohrengeräusche und Hörprobleme.
- einseitiger Labyrinthausfall: Eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs kann dazu führen, dass das Gleichgewichtsorgan in einem der beiden Innenohren ausfällt und damit das Gleichgewichtssystem erheblich durcheinander bringt. Der Patient leidet an Schwindelattacken, die sich in Form eines Dreh- oder Kippschwindels bemerkbar machen und zusätzlich ein starkes Übelkeitsgefühl sowie Schweißausbrüche verursachen können. Ein Einseitiger Labyrinthausfall ist relativ einfach festzustellen. Sobald ein Bild, das der Patient betrachtet, beim (ruckartigen) Bewegen seines Kopfes wackelig erscheint, ist der sogenannte vestibulookuläre Reflex ausgefallen. Der Patient ist nicht in der Lage, einen visuellen Reiz während der Drehbewegung des Kopfes stabil zu fixieren.
- beidseitiger Labyrinthausfall: In diesem Fall ist das Gleichgewichtsorgan in beiden Innenohren nicht mehr funktionstüchtig. Der Patient weist Schwindelanfälle auf und nimmt seine Umwelt bei Geh- oder Stehübungen nur verzögert wahr. Vor allem im Dunkeln hat er große Probleme, das Körpergleichgewicht zu halten.
- Schwindelmigräne: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform der Migräne, die das wiederholte Auftreten von plötzlichen Schwindelanfällen stark begünstigt.
Diagnose
Für eine erste Diagnose sollten sich Patienten zunächst an ihren Hausarzt wenden. Im nächsten Schritt werden Patienten dann an Neurologen, Hals-Nasen-Ohrenärzte oder auch an Orthopäden verwiesen, um sich ambulant behandeln zu lassen. Patienten, die unter einer untypischen oder schweren Form von Schwindel leiden, werden meist in speziellen Schwindelzentren gründlicher untersucht.
Die Diagnostik von Schwindel hängt dabei immer von der Ursache für die Beschwerden ab. Bei Angsterkrankungen untersucht ein Psychologe die Symptome. Ein Internist hingegen geht Durchblutungsstörungen und Herz- und Kreislaufproblemen auf den Grund. Neurologen prüfen mittels Kernspin oder Videookulographie, ob ein Tumor oder neuronale Ursachen den Schwindel hervorrufen.
Generell wird der Patient zuerst nach seinen Symptomen und Lebensumständen befragt (Anamnese). Anschließend untersucht der Arzt die Ohren und stellt fest, ob die Beschwerden auf eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans zurückzuführen sind. Dazu kann die kalorische Nystagmus-Methode angewandt werden. Der Facharzt spült sehr kaltes Wasser in den äußeren Gehörgang, um anschließend über 20 Grad warmes Wasser nachzugeben.
Die unterschiedlich temperierten Wassermengen verändern die Dichte der im Gleichgewichtsorgan enthaltenen Endolymphe. Beim Spülvorgang kommt es zu einer unwillkürlichen Augenbewegung, die auch als Nystagmus bezeichnet wird. Wird warmes Wasser in das rechte Ohr gegeben, bewegen sich die Augen in die gleiche Richtung. Bei kaltem Wasser zucken die Augen nach links, also zur entgegengesetzten Seite.
Wo entsteht der Schwindel?
Welche Art von Schwindel vorliegt, kann der behandelnde Arzt erst dann feststellen, wenn der Entstehungsort des Schwindels ermittelt ist. In den meisten Fällen leiden Schwindelpatienten an peripherem Schwindel, der durch Störungen am Gleichgewichtsorgan- oder -nerv hervorgerufen wird. Andererseits kann eine Erkrankung auch im Gehirn entstehen, die den sogenannten dezentralen Schwindel bewirkt. Um solche Unstimmigkeiten im Hirnstamm zu diagnostizieren, wird der Patient gebeten, eine mit Bildern bedruckte Trommel zu betrachten. Die Trommel wird bei diesem Test gedreht. Auf diese Weise kann der Arzt die Reaktionen der Augen auf Auffälligkeiten hin bewerten und damit eine Funktionsstörung des Hirnstamms ermitteln.
Ein effektives Verfahren der Schwindeldiagnostik stellt die Posturographie dar. Bei der Haltungs-Messung befindet sich der Patient auf einer Art Plattform, die mit zahlreichen Sensoren ausgestattet ist. Dort führt er unter Anweisung des Arztes bestimmte Bewegungsabläufe aus, bei denen er stets das Körpergleichgewicht halten soll. Die Kräftesensoren messen die Körperschwankungen des Patienten und machen somit Störungen des Gleichgewichts deutlich.
Therapie
Viele Formen von Schwindel lassen sich durch ein gezieltes Gleichgewichtstraining reduzieren oder ausgleichen. Eine effektive Methode, um Körperschwankungen besser zu kontrollieren, stellt das sogenannte Schwindeltraining mittels Neurofeedback dar.
Dabei handelt es sich um ein neuartiges Posturographie-Verfahren, das in vielen Praxen und Kliniken Anwendung findet. Bei diesem effektiven Schwindeltraining wird dem Patienten ein Gürtel mit vier Stimulatoren um die Hüfte geschnallt. Diese senden vibrotaktile Impulse in die Richtung der Schwankungsbewegung des Patienten. Durch den spürbaren Reiz, der von den Vibrationsstimulatoren ausgeht, wird der Patient sofort „alarmiert“, sobald Bewegungsabläufe mit einer starken Körperschwankung einhergehen.
Mit kontinuierlicher Wiederholung der Schwindelübungen prägt sich das Gehirn die richtigen Bewegungen ein: es entsteht ein somatosensorisches Gedächtnis. Infolgedessen verinnerlicht der Patient nach und nach eine bessere Kontrolle über sein Körpergleichgewicht und verringert so das Sturzrisiko erheblich.
Sonstige Therapieschritte
Bei Patienten mit Morbus Menière lindert bereits eine gesunde Lebensführung die Beschwerden. Ausgewogene Ernährung, weniger Stress sowie ausreichend Bewegung halten den Stoffwechsel in Schwung und den Gehörgang frei von Sekret.
Tritt keine Besserung ein, kann die Mittelohrdrucktherapie durchgeführt werden: Über ein im Trommelfell platziertes Paukenröhrchen kann der Patient den Druck im Mittelohr eigenständig steigern. Die Druckerhöhung sorgt schließlich dafür, dass die überhöhte Bildung der Flüssigkeit im Gleichgewichtsorgan gestoppt wird. Ergänzend kann der Facharzt die Endolymphe auch operativ entfernen.
Phobischer Schwindel kann durch eine kognitive Verhaltens- oder Psychotherapie behandelt werden. Auch verhelfen entsprechende Medikamente wie Betablocker bei der Schwindelmigräne zu einer Linderung der Symptome.
Schwindel, der durch den einseitigen Labyrinthausfall hervorgerufen wird, verschwindet meist binnen weniger Tage von selbst. Das Gehirn bessert das Defizit durch den Ausfall des Gleichgewichtsorgans von selbst aus. Kortisonpräparate können den Heilungsprozess zusätzlich unterstützen.
Beidseitiger Labyrinthausfall als Schwindelursache lässt sich nicht beheben. Dennoch sollten alltagsrelevante Bewegungen des Kopfes und des Körpers geübt werden, um die Schwindelanfälligkeit in entsprechenden Situationen fortan geringer zu halten.
© FACHARZT24 (letzte Aktualisierung: 24.06.2013)