Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten
Diabetes mellitus
- Krankheitsbild
- Diabetes mellitus Typ I
- Diabetes mellitus Typ II
- Symptome
- Verlauf/Folgen
- Überzuckerung (Hyperglykämie)
- Unterzuckerung (Hypoglykämie)
- Therapie
Krankheitsbild
Diabetes mellitus, auch als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine Stoffwechselstörung, die mit einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel und einer eingeschränkten Insulinproduktion einhergeht. Dabei gibt es zwei Formen von Diabetes, Typ I und Typ II. Unbehandelt kann Diabetes mellitus zu lebensgefährlichen Folgeerkrankungen führen.
Diabetes mellitus gehört, neben Krebs und Bluthochdruck, zu den sogenannten Volkskrankheiten des 21. Jahrhunderts. Immer mehr Menschen erkranken heutzutage an der Zuckerkrankheit. Vor allem der Diabetes Typ II ist mit 95 Prozent aller Diabetes-Fälle am häufigsten vertreten.
Im Unterschied zu Typ I ist Diabetes Typ II nicht genetisch bedingt. Die Ursachen liegen hier in einer Kombination aus Über- oder Fehlernährung sowie unzureichende körperliche Aktivität. Vor allem zucker- und kohlenhydratreiche, schnell verwertbare Nahrungsmittel erhöhen das Risiko für Diabetes Typ II. So sind die meisten Typ II-Diabetiker übergewichtig, weshalb auch von einer „Wohlstandkrankheit“ gesprochen wird.
Insulin und Glukose – die natürliche Regulation des Blutzuckerspiegels
Der Blutzuckerspiegel sagt aus, wie viel Glukose (Blutzucker) sich im Blut befindet. Die durch die Nahrung aufgenommen Kohlenhydrate werden verwertet und es entsteht Glukose – der wichtigste Energielieferant für den Organismus.
Damit die Glukose allerdings aus dem Blut in die Zellen gelangt, benötigt der Körper Insulin. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und sorgt für die Regulation des Blutzuckerspiegels. Die Insulinproduktion ist beispielsweise besonders aktiv nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten, wenn der Blutzuckerspiegel besonders hoch ist.
Bei Diabeteskranken ist diese natürliche Regulation des Blutzuckerspiegels allerdings gestört.
Diabetes mellitus Typ I: Störung der Blutzuckerregulierung durch einen Mangel an Insulin (absoluter Insulinmangel: es wird kein eigenes Insulin gebildet)
Diabetes mellitus Typ II: unzureichende Blutzuckerregulierung durch eine (erworbene) Insulinresistenz (relativer Insulinmangel)
Blutzuckerspiegel-Werte
Diabetes mellitus Typ I
Diabetes mellitus Typ I gehört zu den Autoimmunerkrankungen und ist genetisch bedingt. Typ I tritt in der Regel vor dem 40. Lebensjahr auf und wird aus diesem Grund auch Jugenddiabetes genannt.
Immunsystem arbeitet gegen den Körper
Bei Diabetes mellitus Typ I liegt eine Fehlreaktion des Immunsystems vor. Die körpereigenen Abwehrkräfte greifen dabei die Betazellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstören sie. Dadurch wird die Insulinproduktion zur Regulierung des Blutzuckerspiegels immer geringer bis sie irgendwann ganz ausbleibt und der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch ist.
In der Regel sind dann fast 90 Prozent der Insulin produzierenden Betazellen vernichtet wurden und der Körper kann kein eigenes Insulin mehr bilden.
Ursache
Die Auslöser für Diabetes mellitus Typ I sind genetisch bedingt. Zu dieser genetischen Disposition können auch verschiedene Umweltfaktoren einen Insulinmangel hervorrufen. Außerdem werden Harnwegsinfektionen oder ein Vitamin D-Mangel im Säuglings- und Kindesalter mit Diabetes in Verbindung gebracht. Allerdings sind diese Vermutungen bislang noch unzureichend wissenschaftlich geklärt.
Fest steht jedoch, dass Diabetes mellitus Typ I nicht aufgrund von Übergewicht, Bewegungsmangel und einer unausgewogenen Ernährung ausgelöst wird – so wie es bei Diabetes mellitus Typ II der Fall ist.
Diabetes mellitus Typ II
Diabetes mellitus Typ II ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch Übergewicht, Bewegungsmangel und eine genetische Veranlagung begünstigt wird. Zudem nimmt mit fortschreitendem Alter das Risiko für eine Erkrankung an Diabetes mellitus II zu.
Mit 95 Prozent der Fälle ist Diabetes mellitus Typ II die häufigste Form der Zuckerkrankheit. Typ II ist vielen auch unter dem Begriff der Altersdiabetes bekannt, da früher vorwiegend ältere Menschen von Diabetes mellitus Typ II betroffen waren. Allerdings gibt es heutzutage immer mehr jüngere Menschen, die bereits mit 30 oder 40 Jahren erkranken.
Fortschreitende Insulinresistenz führt zum Mangel
Beim Diabetes Typ II entsteht im Gegensatz zum Typ I erst später ein Insulinmangel. Zunächst entwickelt sich eine Insulinresistenz. Dabei werden die Insulinrezeptoren der Körperzellen immer träger und reagieren nicht mehr auf das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin. In der Folge können die Betazellen kein Insulin mehr aufnehmen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Zu Beginn des Typs II wird vom Körper noch eine hohe Menge an Insulin produziert, um gegen die Insulinresistenz anzukämpfen. Im Laufe der Zeit sind die Ressourcen der Bauchspeicheldrüse für diesen Vorgang jedoch erschöpft und die vom Körper produzierte Insulinmenge nimmt ab. Es entsteht ein relativer Insulinmangel.
Ursache
Auch beim Diabetes Typ II spielen genetische Faktoren bei der Entstehung dieser Krankheit eine gewisse Rolle.
Allerdings ist die Hauptursache an Typ II zu erkranken Übergewicht. Denn je übergewichtiger ein Mensch ist, desto resistenter reagieren die Körperzellen auf das vom Organismus produzierte Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Das bedeutet also, der Körper muss bei übergewichtigen Personen mehr Insulin herstellen, damit der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt und der Blutzuckerspiegel gesenkt wird.
Ein mit Übergewicht oft einhergehender Bewegungsmangel begünstigt eine Insulinresistenz zusätzlich.
Symptome
Die Symptome von Diabetes mellitus Typ I und Typ II äußern sich sehr ähnlich. Jedoch der Zeitpunkt des Auftretens und die Intensität der Symptome variieren.
Typische Anzeichen von Diabetes Typ I
Diabetes mellitus Typ I entwickelt sich aufgrund des absoluten Insulinmangels in der Regel sehr schnell und kann wegen der starken Intensität der hierfür typischen Symptome schnell diagnostiziert werden.
- häufiges Wasserlassen
- vermehrtes Durstgefühl
- Gewichtsabnahme
- Abgeschlagenheit
- Infektionsanfälligkeit
- Übelkeit
- Sehstörungen
- Hautirritationen
- Azeton artiger Mundgeruch
- gestörte Wundheilung
Diese Symptome treten auch bei einer stark ausgeprägten und fortgeschrittenen Insulinresistenz auf, wie es bei Typ II der Fall ist.
Diabetes Typ II macht sich nur schleichend bemerkbar
Im Unterschied dazu entwickelt sich die Symptomatik von Diabetes Typ II nur schleichend und macht sich oft erst über mehrere Jahre hinweg bemerkbar. Oft wird die Erkrankung erst durch gravierende Folgeschäden entdeckt, wie:
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Erblindung (Netzhautschaden)
- Nierenfunktionsstörung
- Nervenschäden
- Depressionen
Schlimmstenfalls können sich beide Diabetes Typen durch ein lebensgefährliches Diabetisches Koma mit einhergehender Bewusstlosigkeit bemerkbar machen.
Verlauf/Folgen
Unbehandelt oder aber auch bei falscher Einstellung des Blutzuckerspiegels können Diabetes mellitus Typ I und Typ II im schlimmsten Fall zum lebensbedrohlichen Organversagen führen.
Gesundheitsfolgen bei Diabetes mellitus
Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch, kann es zu erheblichen Durchblutungsstörungen der Blutgefäße und damit zu Ablagerungen an den Gefäßwänden kommen. Die Arterien werden zunehmend verengt und der Patient leidet unter Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), die langfristig auch einen Schlaganfall oder Herzinfarkt verursachen kann.
Bei anhaltenden Durchblutungsstörungen sind nicht nur die arteriellen Gefäßewände, sondern auch die Augen gefährdet. Einblutungen an der Netzhaut schwächen die Sehkraft zunehmend; Betroffene leiden häufig an diabetischer Retinopathie. Ohne fachärztliche Intervention droht Diabetikern sogar Erblindung.
Ebenso kann Diabetes bei Nichtbehandlung zu einer chronischen Nierenschädigung führen, die im schlimmsten Fall sogar Nierenversagen verursacht. Nach langjähriger Erkrankung wird in vielen Fällen eine regelmäßige Dialyse für die Nierentätigkeit notwendig.
Auch das Nervensystem wird von der Mangeldurchblutung beeinträchtigt. So kommt es schon im frühen Stadium von Diabetes mellitus zu Empfindungsstörungen an Armen und Beinen. Taubheitsgefühle und Schmerzen sind die Folge.
Weitere Komplikationen bei Diabetes sind chronische Wundheilungsstörungen, die zu entzündlichen Prozessen und Gewebeschäden führen. Im schlimmsten Fall ist das Gewebe so geschädigt, dass amputiert werden muss.
Die richtige Blutzucker-Einstellung
Durch Blutzuckerwerte im Normbereich mittels einer richtigen Blutzuckereinstellung und das regelmäßige Messen des Blutzuckerspiegels können sowohl gefährliche Überzuckerungs- sowie Unterzuckerungszustände verhindert werden.
Durch die richtige Einstellung der Blutzuckerwerte und durch spezielle Insulin-Medikamente können auch die bereits oben genannten Spätfolgen einer Diabetes-Erkrankung auf ein erheblich geringeres Risiko reduziert werden.
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Überzuckerung (Hyperglykämie)
Eine Hyperglykämie (Überzuckerung) tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel nicht mehr absinkt und konstant auf einem zu hohen Niveau bleibt – der Körper kann den Zucker nicht mehr verwerten.
Bei Diabetikern des Typs I führt dieser Zustand ohne Blutzucker senkendes Insulin zu einem lebensgefährlichen diabetischen Koma.
Bei Diabetes Typ II kommt es bei einer anhaltenden Überzuckerung zu Durchblutungsstörungen und deren schwerwiegende Gesundheitsfolgen. Aber auch eine falsche Einstellung des Blutzuckerspiegels durch eine Insulin-Medikation kann zu einer Hyperglykämie führen.
Symptome für einen Überzuckerungs-Zustand sind
Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Aber auch ein anhaltender zu niedriger Blutzuckerspiegel durch die falsche Blutzucker-Einstellung bedeutet ein gesundheitliches Risiko.
Unterschätzen Sie nicht einen zu niedrigen Blutzucker-Spiegel
Typische Symptome sind innere Unruhe, Herzklopfen und Nervosität. Dazu können Schweißausbrüche, Hunger, Krämpfe sowie Seh- und Sprechstörungen kommen.
Durch die dramatisch erhöhte Ausschüttung von Adrenalin können Herzrhythmusstörungen auftreten, die schlimmstenfalls sogar einen Herzinfarkt verursachen. Wahrnehmungsstörungen und Bewusstlosigkeit sind außerdem alarmierende Anzeichen für eine Unterzuckerung.
Wann besteht die Gefahr auf Unterzuckerung?
Eine Unterzuckerung tritt in der Regel bei falscher Dosierung der Insulinmedikamente, durch das Auslassen von Mahlzeiten, während Alkoholkonsum oder aber durch körperliche Überanstrengung auf. Bei den oben genannten Symptomen sollten Sie schnell handeln. Das heißt, immer Traubenzucker oder etwas ähnlich Zuckerhaltiges dabei haben, um eine Bewusstlosigkeit zu verhindern.
Therapie
Die Therapie von Diabetes mellitus hängt vom Typ der Erkrankung ab. Typ I-Diabetiker sind auf eine lebenslängliche Injektion von Insulin angewiesen. Dagegen wirkt sich bei Typ II oft schon eine Änderung des Lebensstils lindernd aus.
Die Therapie bei Diabetes richtet sich aber nicht nur nach Typ I oder II, sondern auch nach dem Ausmaß der Erkrankung sowie dem Alter und der gesundheitlichen Konstitution des Betroffenen.
Typ I: Intensivierte Insulintherapie
Da Typ I-Diabetiker kein körpereigenes Insulin bilden können, ist hier eine lebenslange Insulintherapie unverzichtbar. Mithilfe von Einmalspritzen injiziert sich der Patient, je nach benötigter Dosis ein- bis zweimal täglich Insulin in das Unterhautfettgewebe des Bauches.
Diese Therapie bedarf einer gewissenhaften und regelmäßigen Selbstkontrolle des Blutzuckerspiegels. Je nach Messung stellt der Patient die Dosis des zu verabreichenden Insulins ein. Eine weitere Möglichkeit ist eine mobile Insulinpumpe, die am Körper getragen wird und durch einen kleinen Katheter am Bauch regelmäßig Insulin in den Körper abgibt.
Typ II: Orale Antidiabetiker und Insulintherapie
Bei oralen Antidiabetikern handelt es sich um verschiedene Wirkstoffe in Tablettenform, die zur Senkung des Blutzuckerspiegels oder aber zur Anregung des im Körper noch vorhandenen Insulins eingenommen werden. Diese Form der Therapie kann nur bei Typ II-Patienten zum Einsatz kommen und wird auch erst in Betracht gezogen, wenn die Basistherapie(Ernährung und Bewegung) keine Senkung des Blutzuckerspiegels erbracht hat.
Bei einem deutlichen, relativen Insulinmangel bei dem die Insulinresistenz so weit fortgeschritten ist, dass das körpereigene Insulin nicht mehr ausreicht um den Blutzuckerspiegel zu senken, müssen auch Typ II-Diabetiker Insulin spritzen.
Typ I und Typ II: Basistherapie (Ernährung und Bewegung)
Der Lebensstil spielt eine große Rolle bei der Entstehung von Diabetes. Besonders Typ II kann bereits mit einer gesunden Lebensführung anhand von gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung therapiert werden. Natürlich hängt das auch vom Ausmaß der Insulinresistenz ab. Bei Diabetes Typ II kommt es in erster Linie darauf an, dass der Patient an Gewicht verliert – oftmals reguliert sich dadurch schon der Blutzuckerspiegel auf einen normalen Wert.
Ausgewogene und regelmäßige Mahlzeiten
Die Ernährung bei Diabetes unterscheidet sich kaum von den empfohlenen Ernährungsrichtlinien für Gesunde. Ausgewogene und regelmäßige Mahlzeiten mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen gehören auf den Speiseplan.
Allerdings sollten Diabetiker darauf achten, keine Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die einen schnellen und hohen Anstieg des Blutzuckerspiegels begünstigen, wie beispielsweise einfach verwertbare Kohlenhydrate in Form von Süßigkeiten oder Weißmehlprodukten. Auch zu niedrige Blutzuckerwerte sollten vermieden und mit vielen kleinen Mahlzeiten oder gesunden Snacks zwischendurch entgegen gewirkt werden.
Körperliche Aktivität reguliert den Blutzuckerspiegel
Neben einer gesunden Ernährung muss auch Sport und körperliche Ertüchtigung ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens von Diabetikern sein. Bereits ausgiebige Spaziergänge oder kleine Radfahrten sorgen dafür, dass weniger Insulin benötigt wird und der Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise sinkt.
© FACHARZT24 (letzte Aktualisierung: 13.03.2014)